96. Aus Liebe

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Pov Lukas

Ich wollte da jetzt nicht hin, doch mir war klar, dass es einen riesigen Streit verursachen würde, falls ich nicht in der Bar auftauchen sollte. Nur ungern erinnerte ich mich an die letzte Auseinandersetzung mit Basti und die Schäden, die daraus hervorgegangen waren.

Also quälte ich mich das erste mal an diesem Tag aus dem Bett und machte mit fertig, aß etwas und schrieb Timi an.

Ich: Bist du schon da?

Timi: Ja. Anouks Freund ist ziemlich komisch ... du solltest schleunigst kommen und was gegen ihn machen

Ich: Sicherlich nicht. Den hat sie sich selbst eingebrockt und ich habe damit nichts mehr zu tun

Timi: Wenn du meinst.... dann bleib doch gleich daheim du Sturkopf

Ich: Lieber stur, als würdelos

Obwohl er es gelesen hatte, antwortete Timi mir nicht mehr. Aber mich nannte er stur?!
Um nicht völlig mies gelaunt in der Bar anzukommen und so den Fans gegenüber zu treten, setzte ich mich ins Auto und machte einen Abstecher zu meinen "alten" Freund dem Barkeeper Tim. Bei irgendwem musste ich mich einfach mal wieder auskotzen und da ich ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte, schlug ich somit zwei Fliegen mit einer Klappe.

"Ach, Lukas! Schön dich wiederzusehen! Wie geht es dir?" Voller Freude begrüßten wir uns und schon hellte sich meine Laune ein bisschen auf.
"Freue mich auch, aber dennoch ... mir könnte es besser gehen."
"Oh. Wieso? Hat es was mit dem Mädchen zu tun?"
"Ja, ich muss gleich in die Bar meiner Band und sie ist auch dort. Außerdem habe ich Angst, dass meine Kollegen nur auf ihrer Seite stehen."
"Aber das ist doch gut, dass sie da ist. Dann könnt ihr euch endlich aussprechen und zusammen kommen." Seine Augen funkelten vor Euphorie.
"Das ist es ja: Sie ist mit ihrem Freund da und außerdem, ich ... ich verstehe mich zur Zeit wieder sehr gut mit meiner Ex."
Tim schüttelte den Kopf. "Nein, nein, nein! Ex ist Ex. Ihr habt euch sicher nicht ohne Grund getrennt."
"Aber sie hat so viel durchgemacht. Hat unser Baby verloren; bereut es zuriefst mich hintergangen zu haben."
"Als ob! Lukas?! Sei doch nicht so blöd. Was ist, wenn sie dich schon wieder belügt und hintergeht? Du fällst schon wieder auf sie herein. Ich sage immer: Einmal Schlampe, immer Schlampe." Brühwarm sagte er mir dies ins Gesicht und ich musste schwer schlucken. Die letzten Tage und Wochen Revue passierend wurde mir langsam klar, dass Tim mit höchster Wahrscheinlichkeit recht hatte. Einmal Schlampe - immer Schlampe, hallte es durch meinen Kopf. Verdammt, Lukas, was bist du nur für ein Idiot?!
"Geh in die Bar und hol dir dein Mädchen zurück. Ihr seid füreinander geschaffen! Ich bin mir zudem recht sicher, dass ihr jetziger 'Freund' nur eine Phase ist, um dich zu verdrängen."
Zweifel schäumten in mir auf. "Aha. Und wieso denkst du Frauen - und vor allem Anouk - so gut zu kennen?"
"Ich habe vier Schwestern Zuhause, glaub mir, da schnappt man vieles auf. Jetzt geh! Los!"
Mein Tatendrang packte mich erneut und ich sprintete los. Ja, jetzt würde ich Anouk zurückerobern und niemand würde mich jetzt noch aufhalten können.

Ich parkte etwas weiter abseits und lief den restlichen Weg zu Bar.
Die Tür war wie gewohnt offen und ich riss mich zusammen nicht gleich hereinzustürmen und den besagten Freund zusammenzuschlagen, falls er sich zwischen uns stelle sollte.
"Ach, unser Krokodeal!" Ich zuckte zusammen, als Basti vor mich trat und mir den Weg, dank seiner Größe jedoch nicht die Sicht, versperrte. Etwas stimmte nicht. Schon allein, weil er mich Krokodeal nannte verhieß nichts Gutes, aber das was ich sah, war noch viel schlimmer als gedacht. Ich schob ihn wortlos zur Seite, woraufhin er sich eilig zurück zu Tim hinter den Sessel, in dem Anouk saß, rettete. Besorgte Blicke wurden mir von meinen Bandkollegen zugeworfen und ich hoffte endlich zu ihr durchzukommen. Doch augenblicklich stellten sich mir Fans in den Weg und verlangten nach Alligatoah. Interesse heuchelnd gab ich mein bestes und dennoch fiel mein Blick immer wieder zurück auf das hübsche Mädchen, das mit dickem Bauch im Sessel lehnte und mich hilflos und mit leicht geöffnetem Mund, als wolle sie mir was erklären, ansah. Der Kerl auf der Sessellehne drückte ihr einen Kuss auf den Mund, streichelte über ihren Bauch und kam dann zu mir.
Wieder huschte dieses eine Wort von eben durch meinen Kopf: Schlampe...

Save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt