10. Ein Freund, ein guter Freund...

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PoV Lukas

Wie ein Verfolgter hämmerte ich nun gegen die Haustür und klingelte dazu wie verrückt.
Endlich wurde mir geöffnet und ich stand vor einem äußerst wütend dreinblickenden Sebastian Klug.
"Hat Holly dir das Hirn raus geblasen oder wie kommst du darauf mitten in der Nacht bei mir aufzuschlagen ?!"
Ich ignorierte sein Meckern und sagte:"Brauche deinen Rat, Basti. Kann ich rein?"
Grummelnd trat er aus der Tür und ließ mich herein kommen.
"Aber sei jetzt leise, die Olle in meinem Bett ist zum Glück noch nicht aufgewacht von deinem Terror und das soll auch so bleiben. Geh ins Wohnzimmer." scheuchte er mich und verschwand daraufhin im Keller.

Mein Bandkollege kam mit Whisky und zwei Gläsern mit Eiswürfeln darin wieder.
Verdutzt hob ich eine Augenbraue. "Seit wann so gastfreundlich?"
"Allein saufen ist scheiße, also hab ich dir was mitgebracht - Gastfreundschaft - PAH! Mittlerweile müsstest du mich doch kennen." lachte Basti und füllte die Gläser fast randvoll.
"Mach die doch nicht so voll! Ich hab bis eben schon genug getrunken."
"Sei nicht so ne Pussy. Wenn du mich schon aufweckst, kannste auch wenigstens mit mir was trinken! Und jetzt sag was los ist." Er trank fast das ganze Glas aus, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Auch wenn ich dies schon oft gesehen hatte, bei ihm und auch den anderen, erstaunte es mich doch immer wieder, was für Alkies meine Freunde sein konnten.

"Du weißt ja, dass ich mit Holly zusammen bin." begann ich und wurde auch schon gleich unterbrochen.
"Ja - leider - wie lange jetzt eigentlich schon?"
"Bald sind es dann zehn Jahre."
"Krass, wie schaffst du das? Hab die meisten Ollen ja schon nach einer Nacht satt. Willst du diese Bratze etwa heiraten? Meinen 'Segen' bekommst du für dieses Weibsbild nicht!" meinte er abfällig.
"Was? Nein!" stritt ich dann angewiderte ab, als es sollte. Sie hassten sich. Von Anfang an hatten Basti und Holly sich angegiftet und hätten sich bei jedem Treffen am liebsten umgebracht. Deswegen mieden wir es die beiden zur selben Zeit, am selben Ort zu haben.
"Hast du sie geschwängert? Wenn ja, ich gebe ihr gern n Torsotritt, bin für dich da man!"
"Nein! Jetzt lass mich doch mal erzählen..."
"Dann hast du ne andere am Start." analysierte er weiter und traf damit voll ins Schwarze und ich musste schlucken.
Basti lachte laut los. "Wie krass! Unser Küken geht fremd ... wie lange geht das denn schon?"
"Vor ein paar Tagen hab ich sie kennen gelernt. Genauer gesagt nur für ein paar Minuten gesehen. Heute haben wir uns einmal getroffen und dann hab ich sie geküsst und weiß nicht so ganz warum ... es kam einfach über mich."
"Du kommst her, weil du sie geküsst hast?! Ich dachte du hast sie wenigstens genagelt!" Enttäuscht schüttelte er mit dem Kopf.
"Das würde ich niemals tun. Ich liebe Holly dazu viel zu sehr. Das mit der anderen ist auch nicht so leicht, wahrscheinlich habe ich sie gerade in den Selbstmord getrieben. Ich wollte sie retten und habe sie aber über die Klippe gestoßen ... SCHEISSE!" Verzweifelt vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen.
"Wie jetzt 'in den Selbstmord getrieben' ? Du sagst das so ernst."
"Weil ich das auch ernst meine Basti! Die kleine ist selbstmordgefährdet und ich hab sie dann einfach so geküsst ... und jetzt denkst sie bestimmt, dass sie Schuld ist, wenn Holly und ich uns trennen."
"Aber das ist doch vollkommner Schwachsinn ... zwischen euch läuft's doch schon länger schlecht."
"Aber das weiß Anouk doch nicht!" fauchte ich ihn an und er zuckte zusammen.
"Hast du ihre Nummer ? Adresse ? Kompletten Namen ?" fragte Basti daraufhin etwas vorsichtig und schenkte uns beiden nach.
"Nein, deswegen komm ich ja her - was soll ich tun?"
"Vielleicht darauf warten, dass sie dich kontaktiert .... oder in der Zeitung steht." Einer seiner Mundwinkel zuckte nach oben.
"Sebastian! Sag sowas nicht..."
Aber wenn ich so darüber nachdachte, waren das die einzigen Möglichkeiten, die blieben.
Ich seufzte.
"Sorry, aber so ist es. Schätze mal, du möchtest jetzt nicht zu euch in die Wohnung. Kannst hier aufm Sofa schlafen." bot er mir an, stand auf und warf mir eine Wolldecke zu. "Mein Tipp bleibt aber immer noch, wie auch die letzten Jahre - verlass Holly."
"Danke."
"Kein Problem. Gehe jetzt wieder ins Bett." Mit diesen Worten schloss er die Wohnzimmertür hinter sich und schon wieder war ich allein. Wenn es mir schon so ging, wie geht es dann erst Anouk ... Ich hätte sie nicht gehen lassen dürfen. Hoffentlich geht es ihr gut. Also der Situation entsprechend 'gut'. Sollte ich Holly wirklich verlassen? War die Zeit langsam gekommen?
Ging es mir immer wieder durch den Kopf, bevor ich vor Erschöpfung einschlief.



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