22. Wie gerne wäre sie woanders

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Pov Anouk

Es waren mir definitiv zu viele Menschen auf einmal, die Lärm machten, tranken und teilweise nach Weed rochen. Ich hatte seine Freunde unterschätzt. Sie waren mindestens doppelt so schlimm, wie Basti selbst.
Deswegen verzog ich mich schon nach einer halbe Stunde, als mein bester Freund gerade abgelenkt war, auf die Kellertreppe, wo am Wenigsten los war.

Vielleicht war es doch eine schlechte Idee gewesen mich einer so großen und krassen Party auszusetzen. Wie gerne wäre ich doch jetzt bei Lukas. In seinen Armen. Dann könnte ich ihn küssen und seiner Stimme lauschen. Ich schüttelte meinen Kopf um die Vorstellung los zu werden. Ich sollte es doch mal mit diesem Steven probieren oder mit einem der anderen Kerle hier. Waren ja genug da.
Ob Lukas vielleicht auch unter ihnen ist? Das wäre dann doch zu schön, um wahr zu sein. Schnell verwarf ich den Gedanken wieder.

Ich lehnte meinen Kopf an die kalte Wand und trank den Rest meines hochprozentigen Getränks aus. Leider kleckerte ich mich, durch die schiefe Lage meines Kopfes, voll und sah dann so aus, als hätte ich einen Milcheinschuss bekommen. Na super. Wenigstens ist das Oberteil schwarz...

"Na, wie siehst du denn aus?" lachte Steven, der sich auf einmal neben mich setzte. Er kam ja quasi wie gerufen.
"Gut, wie immer?!" antwortete ich sarkastisch und sah den hübschen Kerl an, der eine Flasche Jägermeister in der Hand hatte, aus der etwas entbehrte und mir in meinen leeren Becher kippte. "Sag mal, warum wolltest du uns eigentlich kennen lernen?"
"Ich hab mit Basti was getrunken - reicht das als Erklärung?"
"Oh jaa! Da kommt jeder auf die dümmsten Ideen! Sogar er selbst. Wetten, Prügeleien und sowas alles."
"Dumme Idee - Das hier? Findest du? Also ich fange an die Idee gut zu finden." Ich lehnte mich zu ihm und nahm ihm die Sonnenbrille ab, um ihm in die Augen sehen zu können. Flirte ich gerade mit ihm? Kann ich das überhaupt noch?
"Flirtest du gerade mit mir?" Belustigst sah er mich an. Mist. Aber diese Augen ... so ... wow.
"Ähm ... nein?" Ich war ein so schlechter Lügner. Konnte dieser Typ mal bitte aufhören so heiß und selbstbewusst zu sein?!
"Dann ist ja gut. Denn Basti tötet mich, wenn ich dich falsch ansehe oder auch nur daran denken sollte, dich anzufassen."
"Ach ja? Dann sollten wir mal hoffen, dass Basti keine Gedanken lesen kann..." Was rede ich da? Kann mir jemand mal bitte den Mund zunähen und meine Libido erdrosseln?
"Ohoo." brachte er nur heraus, da genau in diesem Moment Basti uns aufschrecken ließ.

Ohne Protest, aber mit einem enorm großen schlechten Gewissen, folgte ich ihm bis zur Küche, wo der nächste Mann meine volle Aufmerksamkeit erhaschte. Wie war sein Name noch einmal gewesen... irgendwas mit 'B' ... B... Be... Ba ... Ber... Berkan! Was macht er denn hier?
Ich verschwand mit der Ausrede mir etwas zu trinken zu holen, was nur halbwegs gelogen war. Immerhin hatte ich mein Getränk bei Steven stehen lassen müssen.

"Na du." begrüßte ich ihn und unterbrach somit das Gespräch mit irgendeinem anderen Kerl.
"Ach, du hier? Hey!" Freudig umarmte er mich und schenkte dem Typen keine Beachtung mehr.
"Ja! Das gleiche hab ich mich auch gefragt...woher kennst du Basti?"
Er überlegte, was er sagen sollte. "Hmm...Ich bin auch Musiker, wie er. Naja nicht so krass, wie er, aber ich bin auch -so gesehen- Rapper. Und wie kommt es, dass du ihn kennst?"
"Ist ja cool. Wir kennen uns schon seit über zehn Jahren, durch die Schule." Gemeinsam gingen wir zum Kühlschrank, wo ich mir eine Dose Apfelwein-Cola heraus nahm und gleich danach anfing die Hochschränke nach den blauen Pillen abzusuchen. Was nicht sonderlich leicht war, durch meine Größe von nur 1,64m.
"So lange kennt ihr euch schon ... läuft. Sag mal, soll ich dir helfen? Was suchst du?"
"Blaue Pillen - für ihn. Nicht für mich. Ich nehme nichts."
"Anständig. Warte mal - da oben!" Er griff über mich und drückte mir eine kleine Plastiktüte mit besagten blauen Tabletten in die Hand.

"Geht's dir eigentlich besser? Hab mir neulich ziemliche Gedanken gemacht, nachdem du da so weinend gekauert hast."
Ich lächelte und stieß dann mit ihm an. "Mir geht es hier gut. Muss mich nur so langsam an die vielen Menschen gewöhnen. Außerdem bin ich auch ziemlich gespannt, wie die anderen beiden von Campsite sind. Basti öffnet ihnen gerade die Tür, glaube ich."
"Ach die sind ziemlich korrekt. Vor allem Krokodeal. War mit ihm auch bis letztens noch auf Tour! Warte ... müssten die nicht eigentlich dann längst schon im Haus sein?"
"Nice. Erzähl mir später mal davon! Denn du hast recht. Ich sollte mal raus gehen und schauen was da so lange dauert. Bis später." Ich ließ ihn stehen und kämpfte mich schleppend durch die Masse, bis hin zur Tür und nach Draußen...


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