33. Glück im Unglück

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Pov Lukas

Im letzten Moment realisierte ich noch was passierte, riss das Lenkrad rum, schleuderte einmal herum und kam, wie durch ein Wunder, mitten auf der Straße zum Stehen. Mein Herz raste und das Adrenalin schoss durch meinen Körper.
Noch komplett durcheinander fuhr ich so gut es ging an den Straßenrand, um einen Auffahrunfall zu vermeiden.

Nun meldete sich auch meine Gehirnerschütterung wieder, es hämmerte in meinem Kopf, genauso wie in meiner Brust. Was ein scheiß Tag. Jetzt wollte ich nur noch nach Hause.

Ich riss mich zusammen und fuhr wieder los. Meine Hände waren immer noch ziemlich zittrig, doch der Rest hatte sich so halbwegs beruhigt. Um nicht wieder einzuschlafen, machte ich das Fenster herunter und drehte zusätzlich noch das Radio lauter.

Erleichtert parkte ich das Auto vor unserem Haus. Mittlerweile war es komplett dunkel draußen geworden und auch recht kalt. Müde warf ich einen Blick auf die geschlossenen Jalousien. Hatte ich sie heruntergemacht? Oder hatte Holly's Mutter vielleicht recht gehabt?
Ich betrat die Wohnung und es brannte sowohl im Flur, als auch im Wohnzimmer Licht.
Nachdem ich mich aus Schuhen und Jacke gequält hatte, folgte ich dem Licht.
"Holly?" rief ich vorsichtig und betrat den Raum.

Völlig verheult und immer noch schniefend, inmitten von hunderten Taschentüchern, saß sie auf dem Sofa und sah mich aus verquollenen Augen an. "Du bist ... wieder ... da?" schluchzte sie und stand auf.
"Du offenbar auch."
Holly nickte und schaute beschämt zu Boden.
"Ich will jetzt nicht streiten, ich will nur wissen, ob es jetzt vorbei ist." sagte ich mit ruhiger Stimme.
"Wenn du das möchtest. Ich könnte es verstehen."
"Nein! Das möchte ich nicht. Eher im Gegenteil. Ich will klarstellen, dass das mit dem Mädchen nur ein ... Missverständnis war und nichts passiert ist. Ich liebe dich, Holly, nur dich." Natürlich entsprach das kaum der Wahrheit.
"Ich glaube dir und ich liebe dich auch so sehr!"
Wir begannen uns zu küssen und plötzlich fiel ich, wie von allein auf die Knie, nahm ihre Hand, holte den Ring aus meiner Tasche und fragte sie:"Holly Elisabeth Wolf, willst du meine Frau werden?"
Nun fing sie erneut an zu weinen und brachte gerade so ein zittriges "Ja." heraus, bevor ich ihr erleichtert den Ring ansteckte und sie zu mir runterzog, um sie küssen. Was war gerade passiert?!

"Ich muss nochmal raus ans Auto und etwas holen." Mir fielen die Schokolade und die armen Blumen wieder ein, die seit Stunden im Auto schmolzen und vertrockneten.
"Aber fahr nicht weg, ok?"
"Hätte keinen Grund zum Gehen." Noch einmal küsste ich sie, bevor ich aufstand und heraus ging.

Neben den Pralinen und dem Strauß, lag auch noch mein Handy. Eine neue Nachricht.

Anouk: Tut mir leid das ich das mit uns 'Missverständnis' genannt habe. Du bist kein Missverständnis. Du bist das Beste, was mir passieren konnte. Hoffentlich können wir Freunde bleiben.

Ich: Klar

Tippte ich zurück. Es war beabsichtigt, dass es angepisst klang. Ich war es nämlich auch immer noch. Sie hatte mir mit ihrer vorherigen Nachricht - wenn ich ehrlich war - das Herz gebrochen. Jetzt hatte sie Pech gehabt. Oder habe ich Pech gehabt?
Nein! Jetzt waren wir Freunde. Kein küssen mehr. Kein schwärmen mehr. Keine gemeinsamen Nächte mehr. Keine verhängnisvollen Gefühle mehr.

Anouk: Ok

"Fuck." Ich krallte mir die Blumen und zerquetschte ein Teil in meinen Händen, während ich den anderen Teil auf den Boden warf und darauf herum trampelte. Auch wenn ich immer noch höllisch müde war, tat es doch gut die restliche Energie zur Bewältigung der Aggressionen zu verbrauchen.

Achtlos ließ ich das Grünzeug liegen und ging wieder zu meiner Verlobten.
"Ich habe dich den ganzen Tag gesucht und die hier für dich gekauft, Süße."
"Och wie lieb! Auch noch meine Lieblingssorte. Beziehungsweise nur die hälfte davon. Die mit Marzipan kannst du selbst essen." Holly lachte und stopfte sich die edlen Pralinen mit Nougat und noch irgendwelchem anderen Zeug in den Mund und kaute genüsslich.
"Hatte ich auch vor. Ich weiß, dass du Marzipan hasst."
"Dafür kannst du Nougat nicht leiden. Ist doch gut. Wir ergänzen uns einfach perfekt." stellte sie fest und lehnte sich wieder an mich. Doch es stimmte nicht. Ich mochte Nougat sehr wohl, ich hatte ihn nur immer ihr überlassen, sodass sie irgendwann angefangen hatte zu denken, ich würde das Zeug hassen.
Anstatt sie jedoch aufzuklären, sagte ich nur zustimmend: "Ja. Einfach perfekt."

Obwohl sie noch weiter redete, schlief ich schließlich, einen letzten Blick auf den Ring an ihrem Finger werfend, ein.

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