Pov Anouk
Anissa: Klar wirst du geholt! Warte noch ein paar Minuten
Ich hatte ihr noch geschrieben wo ich genau war, sodass es hoffentlich nicht mehr lange dauerte, bis ich bei ihr und wieder etwas später endlich Zuhause war.
Immer noch kämpfe ich mit den Tränen, die aus mir heraus wollten, sodass ich ihre komische Ausdrucksweise nicht weiter beachtete.Die Zeit flog an mir vorbei, wie die Menschen an mir vorbei zogen, mit all ihren Gesprächen, ihrem Leben, ihrer Existenz.
Ihr Lärm wurde jedoch nach nicht allzu langer Zeit von anderem Lärm übertönt - laute, Kopfschmerzen bereitende Musik, pumpender Bass, Motorheulen, Quietschen, Hupen.
Genervt verdehte ich die Augen. Wieder irgendein Typ, der durch sein fettes Auto vermutlich etwas kleines in seinem unteren Bereich kompensieren muss.
Es wurde immer lauter und nun war auch der Wagen zu sehen - ein fetter Audi, in dem, wie erwartet, ein Mann saß.
Gespannt auf sein hässliches, verschrumpeltes Gesicht, beobachtete ich den in meine Richtung fahrenden Wagen genau, der immer näher und näher kam und beängstigenderweise direkt vor mir zum Stehen kam.
Alle meine Sinne schrieen 'Flucht' , doch mein Körper weigerte sich strikt, sich erneut einer großen Anstrengung auszusetzen.
Vielleicht würden mir ja die Passanten helfen, falls der Typ mich dumm anmachen sollte ... aber vielleicht war es mir mittlerweile so egal, was mit mir geschehen würde ... ohne Lukas war mir alles egal ... soll der Typ mich ruhig umbringen ...Meinen Kopf ließ ich in den Nacken fallen, um ihm mögliche Versuche meine Kehle zu durchtrennen leichter zu machen. Ich entspannte mich.
Die Musik stopppte und ich hörte, wie eine Autotür zugeschmissen wurde.
"Wolltest du nicht abgeholt werden? Hier, extra für dich, das edelste Taxi Berlins." Sofort erkannte ich die Stimme als Basti's. Wenig erfreut setzte ich mich grade hin und blickte ihm müde in seine Sonnenbrille. Ich spiegelte mich leider darin, denn nun bemerkte ich, dass ich genauso aussah, wie ich mich fühlte - beschissen.
Der Typ hatte mir jetzt echt noch, nach meinem Ex und Lukas, gefehlt. Nicht. Erschöpft fuhr ich mir durch die Haare. "Was willst du hier? Anissa will mich holen."
"Wow, zeig bloß nicht zu viel Freude mich zu sehen! Deine Schwester hat mich darum gebeten dich abzuholen und so ne schwule Scheiße zu tun, wie zuhören und so etwas. Jetzt steig ein und lass es uns hinter uns bringen."
"Aber ... ich weiß was du mir sagen wirst und es ist genau das, was ich nicht hören will, also verschwinde."
Er seufzte und nahm neben mir, meine miese Stimmung ignorierend, platz.
"Hör mal, ich will dir nicht weh tun, aber deine Schwester hatte bestimmt einen guten Grund mir zu schreiben, anstatt Lukas oder so ... also komm jetzt ... oh nein ... nicht ... nicht weinen!" Kaum hatte er seinen Namen ausgesprochen, war das Fass in mir übergelaufen. "Lukas ist der Grund oder?"
Ich nickte, sprang auf, setzte mich in sein Auto und vergrub mich in Jacke und dem äußerst bequemen Sitz. Er folgte mit und startete den Motor.
"Ich bring ihm um." murmelte er immer wieder vor sich hin, während ich aus dem Fenster starrte und der Stadt beim Vorbeiziehen zusah.
"Tu ihm bitte nichts. Es ist schlecht gelaufen und wir werden jetzt einfach getrennte Wege gehen. Er hat doch sowieso seine Verlobte, mit der er eine tolle Zukunft haben wird." sagte ich monoton, als mir sein Gemurmel auf die Nerven ging.
"Der Junge ist so bescheuert, ich glaub's gar nicht! Der kann sich wirklich auf was gefasst machen, wenn ich ihn die Finger bekomme. Ein Grinsen auf seinem Gesicht und er ist Geschichte."
"Das bringt doch nichts, Basti. Ich werd ihn schon bald vergessen, spätestens, wenn ich bald mit Anissa weg fahre."
"Was ... wie bitte?"
"Urlaub. In ein paar Tagen für zehn Tage."
"Aber ... was ?!"
"Weg von Berlin. Raus aus dieser bescheuerten Stadt. Weg von diesen ganzen Menschen und von ... ihm. Ab in die Natur, einen klaren Kopf bekommen und damit vermutlich den letzten Schritt aus diesen Depressionen wagen."
"Das wird deine Probleme nicht lösen." meinte er nur kalt.
"Woher willst du das wissen? Ohne ihn ... und den ganzen anderen Stress ... werde ich es sicher schaffen."
"Verdrängung ist keine Bewältigung, Anouk! Außerdem - wie willst du ihn vergessen, wenn du nur von ihm reden kannst?"
"Ich verdränge nichts, ich verarbeite es! Und ich kann sehr wohl über etwas anderes außer Lukas reden."
"Hörst du dir eigentlich zu?! Hör auf dich und mich zu belügen!"
Wieder begann ich zu weinen und zwar nur, weil es die Wahrheit war, die ich nicht ertragen konnte.
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Save me
Teen FictionSchon als Anouk und Lukas das erste Mal aufeinandertreffen scheint das kommende Drama vorprogrammiert zu sein. Er, ein berühmter deutscher Rapper, Frauenschwarm und immer hin und her gerissen zwischen seiner Karriere und Gefühlen. Und sie, die ohne...