Pov Anouk
"Oder hast du mit Basti geschlafen? Oder mit beiden? Letzteres wäre natürlich sehr suboptimal." sagte Anissa bissig. Ihre Augen funkelten böse und ich erschrak ziemlich, da ich sie so noch nie erlebt hatte.
"W...Was? Nein! Ich bin doch keine Schlampe! Da war nur Lukas und das auch nur, weil wir beide betrunken waren." Und ich ihn geliebt habe. Ergänzte ich im Kopf.
"Aha." Mehr kam nicht als Antwort. Nur 'Aha'. Ein sehr ungläubiges 'Aha'. Ein sehr aggressiv machendes 'Aha'.
"WAS?! Du hast den Beweis dafür, dass wir total betrunken waren, doch schon aus dem Mülleimer gefischt!"
"Stimmt, aber eine Frage hätte ich noch: Willst du das..." Anissa begann zu husten. Erst einmal vereinzelt, dann hörte sie gar nicht mehr auf. Eilig holte ich ihr ein Glas mit Wasser, was die Sache aber nicht linderte. Sie hustete weiter. Panik stieg in mir auf, denn ihr Kopf war knallrot und es fiel ihr sichtlich schwer zu atmen. Was war nur auf einmal los mit ihr? Hatte sie sich verschluckt? Als das auf den Rücken klopfen auch nicht half, blieb mir nur noch rin Gedanke. "Soll ich einen Krankenwagen rufen? Willst du noch mehr Wasser? Was soll ich tun?"
"Kra...Krank...Kranken..."
Ich nickte verständnisvoll und unterbrach ihre Qual zu reden."Sie sind gleich hier." versuchte ich sie zu beruhigen, während ich ihre langen Haare in den Händen hielt. Schon seit gut zwei Minuten hing sie über dem Klo und kotzte Blut und meine Sorgen wurden von Sekunde zu Sekunde größer. Woher kam das nur so plötzlich?
Nach gefühlt endloser Zeit war endlich das Martinshorn zu hören und ich sprintete zur Haustür, um sie den Helfern zu öffnen.
Männer mit und ohne Trage stürmten hinein und ich blieb starr im Flur stehen, weiterhin die Türklinke fest mit der Hand umklammernd. Ich konnte, bei aller Liebe, nicht zu ihr zurück gehen, auch wenn es hier um meine eigene Schwester ging, die die letzte Überlebende aus meiner Familie war. Es fühlte sich jetzt schon zu sehr an, wie damals - dabei war sie ja immer noch am Leben.Noch - wie ich die Nacht dann erfahren sollte.
Bewusstlos wurde meine geliebte Schwester aus der Ferienwohnung in den Krankenwagen getragen, in welchen man mich ebenfalls setzte und mit ins Krankenhaus nahm.
Aus meiner Schockstarre holte mich einer der Helfer. Es war ein junger Typ, nicht viel älter als ich, mit schwarzen Haaren, Drei-Tage Bart und nussbraunen Augen. "Darf ich mal Ihren Arm sehen?" Er deutete auf meinen linken Arm, welchen ich ihn wortlos hinhielt. Alle Narben und das Tattoo waren perfekt zu sehen, da ich nur ein einfaches T-Shirt trug. Mir war grad alles egal, was nichts mit Anissas Gesundheit zu tun hatte, also ließ ich ihn machen.
"Ich kann Ihnen eine Salbe mitgeben, womit die Narben heilen und nach gewisser Zeit sogar kaum noch zu sehen sind und verblassen, natürlich ohne das Tattoo zu beschädigen." sagte er zaghaft und lächelte mich an.
"Müssen Sie sich nicht um meine Schwester kümmern? Mir geht's gut und ich liebe meine Narben - sie sind ein Teil von mir." fuhr ich ihn etwas zu forsch an, wobei er mir ja nur etwas Gutes tun wollte.
"Wir können auch nicht mehr machen, als sie jetzt noch bis zum Krankenhaus zu stabilisieren und am Leben zu erhalten." antwortete er in einem immer noch ruhigen und netten Tonfall.
Ich entschuldigte mich kleinlaut für meine Unhöflichkeit, woraufhin er nur erwiderte, dass ich noch eine der freundlichsten Antworten gegeben hatte, die er jemals um die Ohren bekommen hatte, in seiner bisherigen kurzen Laufbahn in diesem Job.
Er war wirklich eine gute Ablenkung von dem Drama, das sich im Moment abspielte.
"Erzähl mal was über dein Tattoo, wenn du magst." Er wischte darüber und wieder ließ ich es zu. "Ich kann doch Du sagen oder?"
"Ich bitte darum, immerhin dürften wir ja fast im selben Alter sein."
"Ich bin zweiunddreißig. Du?"
"Oh. Sechsundzwanzig."
"Passt doch. Jetzt erzähl mal, bevor wir da sind."
Was passte? Ich musste, auch wenn der Schmerz in mir unendlich groß war, grinsen. "Es soll mir zeigen, dass ich mich immer selbst lieben und nie aufgeben soll, egal was für Fehler ich mache oder für was ich mich auch immer verantwortlich mache. Ich soll mich selbst zu den Dingen zählen, die ich liebe und mich selbst auf der Liste in meinem Kopf nicht vergessen."
"Das klingt schön. Einige könnten sich an dir ein Beispiel nehmen. Hast du noch mehr? Ich meine ja nur ..." Er machte eine Pause, schluckte, schaute seinen grinsend, kopfschüttelnden Kollegen an und redete dann weiter, "Menschen, die sich selbst verletzten belassen es ja selten nur bei einer Stelle."
"Danke, dass du nicht ritzen sagst. Am Bein hab ich noch was. Es ist auch mittlerweile verziert."
"Darf ich es sehen?"
"Es ist an meinem Oberschenkel."
"Ach so."
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Save me
Teen FictionSchon als Anouk und Lukas das erste Mal aufeinandertreffen scheint das kommende Drama vorprogrammiert zu sein. Er, ein berühmter deutscher Rapper, Frauenschwarm und immer hin und her gerissen zwischen seiner Karriere und Gefühlen. Und sie, die ohne...