90. Lern uns erst einmal kennen...

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Pov Anouk

Ich hatte aufgegeben mir den Kopf darüber zu zerbrechen von wem die DVD nun war, denn am zweiten Tag hatte ich sie achtlos in irgendeine Ecke geworfen und versucht zu vergessen.

Nun war es endlich wieder Freitag und das hieß, Costa war endlich wieder da. Jetzt gerade lagen wir auf dem Bett und küssten und heftig. Über die Woche hatte sich in mir so eine Sehnsucht nach ihm aufgestaut, dass ich es selbst nicht glauben konnte. Deswegen war ich heute von der Arbeit direkt nach Hause - ohne Umweg über den Friedhof - gehetzt und hatte alles für einen romantischen Abend vorbereitet.
Ich war fast geplatzt, als Costa dann auch noch eine "besondere Überraschung" geplant hatte und mir wirklich absolut gar nichts verraten hatte.

"Süße, Süße, stopp!" Er unterbrach ganz plötzlich unser leidenschaftliches Treiben, kurz bevor ich mich bereit erklärte den nächsten Schritt zu gehen.
"Was denn?" fragte ich schon außer Atem und auch sichtlich genervt.
"Noch nicht, okay? Vorher wollte ich dir doch noch etwas zeigen."
"So wichtig?" Ich wusste selbst nicht, warum ich das so schnell hinter mich bringen wollte.
"So kenne ich dich ja gar nicht." lachte er. "Aber ja, es ist mir wichtig."
Ich grummelte genervt und wurde leicht sauer, als Costa dann auch noch aufstand und den Fernseher im Zimmer anmachte, den ich aus Anissas Zimmer "geklaut" hatte.

"Sagst du mir jetzt endlich was du vorhast? Ist dir das Nachmittagsprogramm ernsthaft wichtiger als das erste Mal miteinander schlafen in unserer Beziehung?"
Unbeirrt machte er weiter und legte nun auch noch eine CD in den DVD Schlitz ein.
"Sei doch froh, dass mir das was du denkst wichtiger ist als das, was du unter deinen Klamotten trägst. Aber schön, dass du das mit dem Beziehungsding auch so siehst." Grinsend küsste er mich, schmiss sich danach auf das Bett und nahm die Fernbedienung in die Hand.

Ein Beat erklang und schon nach wenigen Sekunden kam zwischen einem sich hypnotisch drehenden, bunten Muster das Logo von Campsite zum Vorschein.
"W-willst du mich verarschen? Du weißt, dass ich die nicht ausstehen kann!"
"Hör auf sowas zu sagen, obwohl du die Musik gar nicht richtig kennst und vor allem die Jungs nicht richtig kennst! Das sind die witzigsten und coolsten Typen, die ich kenne. Also..."
Ich unterbrach ihn mit einem hämischen Lachen, das auf einmal ungewollt aus meiner Kehle kam.
"Warum lachst du jetzt?" Offensichtlich hatte ich ihm damit ziemlich vor den Kopf gestoßen, denn er sah ziemlich verletzt aus.
"Ich kenne sie sehr wohl, aber na gut - ich gebe ihnen und dir noch eine Chance. Bitte drück auf Play."
Misstrauisch, mit einem Hauch von Wut folgte Costa meiner Bitte und die DVD "Campsite Intimitäten No. 1" startete.

Alles, bis auf die Szenen mit Lukas, waren extrem lustig und ich musste vor allem über meinen besten Freund lachen, was Costa sehr zu freuen schien. Dass ihm nicht auffiel wie still ich wurde, wenn Krokodeal zu sehen war und vor allem als der Teil mit seinen Konzertausschnitten kam, wunderte mich kein bisschen. Er war immerhin ein Mann, der voll in seinem Element war. Bei anderen war es Fußball, bei ihm war es eben diese Band.

Als wir die DVD hinter uns gebracht hatten, wurde ich erwartungsvoll zu Boden gestarrt.
"Was erwartest du jetzt von mir?" fragte ich provokant.
"Hast du deine Meinung geändert?"
"Ich mag Basti. Tim und Steven auch, aber Lukas..."
"Hä? Er ist doch der vernünftigste Kerl von allen."
"Vielleicht. Aber auch der, der einen mit seiner Art verzaubert, das Herz bricht und dennoch nicht mehr loslässt." Sein Blick war mir ein Warnsignal, was ich gerade redete und dass ich augenblicklich aufhören und vom Sentimentalen ablenken musste, wenn ich nicht auffallen wollte. "Also ... also ... die ganzen Herzen der Fangirls meine ich. Die kleinen, leicht manipulierbaren zwölf- bis vierzehnjährigen Mädchen. D-d-die meine ich."
Wieder dieser misstrauische Blick. Eilig küsste ich Costa und er kaufte es mir dann auch tatsächlich ab.

Leider hatte ich mit meinem nicht ganz so positiven Gestammel das losgetreten, was ich tunlichst hatte vermeiden wollen. Nun wollte Costa nämlich, dass ich mit Krokodeal auch noch meinen Frieden schloss, nämlich indem wir uns zusammen die "Going to Jerusalem" DVD anschauten, die ich ja schon längst in eine der Ecken befördert hatte.

"Ich will sie nicht ansehen." protestierte ich.
"Ach komm schon Anouk! Du willst sie doch nicht umsonst hier rumliegen haben oder? Einmal ansehen, dann lass ich dich in Ruhe."
"Nein! Find dich damit ab, dass ich Lukas nicht sehen und hören will okay?!"
Anstatt sich geschlagen zu geben, wandte er meine hinterhältige Technik mit dem Küssen an, sodass ich weich wurde. Immerhin war es mittlerweile früher Abend und da ich ja schwanger und deswegen auch "ach so schnell" müde war, könnte ich problemlos nach ein paar Minuten "einschlafen" und sie Sache somit erledigen.

Manchmal hasste ich mich selbst für meine Naivität.

Das Video startete und ich war sofort hellwach. Irgendwas stimmte nicht, denn es war nichts von einem Konzert zu sehen, geschweige denn von einer Bühne oder einem Publikum oder gar dem Wichtigsten: Lukas, da er offensichtlich die Kamera selbst in der Hand hielt.

Nach ein paar weiteren Sekunden drehte er jene um und bestätigte meinen Verdacht. Er war es, der filmte und nun begann zu sprechen.

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