14. Vorstellungsrunde

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Pov Lukas

-Brauche etwas Abstand und komme für ein paar Tage bei einer Freundin unter. Glaube, du brauchst auch etwas Zeit zum Nachdenken.
Liebe dich, Holly-

Ich las den Zettel und wurde so dermaßen wütend, wie schon seit Wochen nicht mehr. Sofort zerknüllte ich das lästige Schriftstück und warf es in den Mülleimer, gegen jenen ich dann auch noch trat, sodass er zerbrach und der Beutel hinausschaute. "FUCK!" schrie ich durch die leere Wohnung und wollte einfach nur noch raus. Raus aus diesem Dreck ... scheiß Wohnung ... scheiß Leben ... scheiß Freundin.
I
ch hielt es nicht länger aus und fuhr mit dem Auto stundenlang ziel- und planlos durch Berlin. Wo sollte ich auch hin? Schon wieder zu Basti? Er war nicht meine Mutter. Berkan würde mich vermutlich nicht richtig verstehen und andere enge Freunde hatte ich hier sonst nicht wirklich. Zumindest keine, auf die ich grad Lust hatte oder denen ich richtig vertrauen konnte. Wer blieb da noch? Lange überlegte ich, bis mir schließlich Tim einfiel.
Ich legte eine Vollbremsung hin, drehte und fuhr auf direktem Weg nach Bielefeld.


Pov Anouk
Abends

Ich hatte Basti überreden können mit mir Abends in den Pub zu gehen, in dem Lukas nach eigenen Aussagen oft aufhielt. Um so größer war die Enttäuschung, als er den ganzen Abend nicht auftauchte.

"Sei nicht enttäuscht, vergiss den Hurensohn. Er hat dich nicht verdient. Und wenn du jetzt unbedingt einen Freund haben möchtest, ich habe da drei ganz sympathische Bandkollegen." meinte er mit viel Sarkasmus zum Schluss in seiner Stimme.
"Erzähl mal was von denen. Sind das auch so Chaoten wie du?"
Er schüttelte mit dem Kopf und verdrehte die Augen. "Was hab ich gesagt zum nicht so frech sein? Und du willst also etwas über die anderen wissen? Aha..."
"Ja los, sag schon!" drängelte ich und tippte nervös auf dem Tisch herum. Ich wusste auch nicht so recht woher mein plötzliches Interesse gegenüber seiner Band kam. Wahrscheinlich vom vielen Alk. Aber wenn ich jetzt wieder öfter bei ihm war, würde ich die bestimmt mal kennen lernen, obwohl ich schon seit sieben Jahren die Chance dazu gehabt hatte.
"Na gut. Also dann haben wir einmal unseren Stecher: Steven. Genau wie ich, hat er eine Vorliebe für Kokain und hübsche Frauen. Dann gibt es noch Timi. Er kifft ziemlich viel und ist daher sehr entspannt und lässt sich auch sonst schwer aus der Ruhe bringen, trotzdem schmeißt er auch noch anderes Zeug, das ihn ziemlich aufgeweckt wirken lässt. Zum Schluss ist da noch Krokodeal ,auch Lukas genannt, der schon einige Male mit Tim auf der Bühne rumgemacht hat und damit einen ziemlichen Hype ausgelöst hat. Ätzend. Er ist außerdem unser Küken, auch wenn er körperlich der Größte ist und mir auch am meisten Kohle zum verballern bringt."
"Aha. Und welcher hat nochmal bei dir im Wohnzimmer geschlafen?"
"Unser Kroko. Ich hab außerdem noch unser Ehrenmitglied bei Campsite vergessen: Victor. Kameramann und auch sonst Typ für alles. Ziemlich korrekt der Kerl, wie die anderen auch."
So hörte es sich für mich nicht an. Für mich hörte sich Campsite eher wie eine verjunkte Truppe von Musikern, mit Sex-, Drogensucht oder Beziehungsproblemen an, die ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen und sich dann einfach zu einer Gruppe von Rappern zusammengeschlossen hatten. Ach ja und zwei von ihnen, die ab und an mal miteinander rummachten. Komische Truppe. Typische Freunde von Basti also.
"Könnte ich die mal kennenlernen?" kam es plötzlich aus meinem Mund, obwohl ich überhaupt nichts sagen wollte - vor allem nicht SO ETWAS! Verwundert sah Basti mich an.
"Glaubst du, du schaffst das schon? Monatelang keine sozialen Kontakte und dann gleich das Camp kennen lernen?"
"Schaff ich schon. Du bist ja da." Ich lächelte und überzeugte ihn damit.
"Dann organisiere ich mal eine Hausparty nächstes Wochenende und lade mal ein paar Leute dazu ein. Aber sag, sobald es dir zu viel wird, dann schicke ich die ganzen Bastarde wieder Heim."
"Freu mich - glaub ich." lachte ich und musste kurz aufstoßen. "Ui."
"Ja - ui. Und ich glaube du hattest jetzt genug Alkohol. Bestell dir mal ein Wasser!"

Er bestellte mir ein großes Glas mit Sprudel und trank dann, obwohl ich protestierte, meinen Cocktail und Schnaps selbst. Ich hatte eben also wortwörtlich eine Schnapsidee gehabt. Da hatte wohl neben dem Alkohol auch noch mein altes Ich aus mir gesprochen ... ein komisches Gefühl war das. Anscheinend entwickelte ich mich gerade zu einer himmelhoch jauchzend zu Tode Betrübten ... also zu einer manisch Depressiven, aber vielleicht war das ja der Umweg den ich gehen musste, um mein altes Leben wiederzuerlangen. Und das anscheinend doch ganz ohne Lukas.

Kapitelüberschrift: Trailerpark - Neongrüner Auswurf

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