20. Bros before Hoes, nur andersrum

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Pov Lukas
Freitag Nachmittag

"Auf Wiedersehen Herr Struck." Der Arzt reichte mir die Hand und schenkte mir sein freundlichstes und falschestes Lächeln. Tim hatte uns keine Sympathien, von den Angestellten im ganzen Krankenhaus, mit seinem Verhalten verschaffen.
"Na hoffentlich nicht." meinte ich nur und lächelte ebenfalls so falsch wie ich konnte.

Vor dem Krankenhaus wartete bereits Timi auf mich und begrüßte mich mit echter Freundlichkeit.
"Kann's losgehen?" Ich sah mich nach meinem Auto um und ging dann voraus.
"Ja. Was haben die Ärzte gesagt? Nichts allzu schlimmes oder?" Man merkte, das immer noch eine leichte Besorgnis in seiner Stimme lag.
"Nur eine Gehirnerschütterung. Ich soll eigentlich zwei Wochen ruhig machen und mich keinem Stress aussetzen, aber der eine Tag wird mir schon nicht schaden. Halten wir in Berlin nochmal an meiner Wohnung? Würde gerne duschen und mir frische Sachen anziehen."
"Liebend gern. Also du stinkst jetzt nicht so erbärmlich, aber ... egal. Machen wir. Und wenn dir während der Fahrt übel wird oder so, sag Bescheid."
"Tim, alles gut - ich bin kein Kleinkind. Fahr jetzt los."

Nicht lange und ich schlief im Auto ein und wachte auch erst in Berlin wieder auf, als Timi mich wach rüttelte. "Wir sind da Luki, steig aus."
Ich murrte, folgte aber seiner Anweisung.
"Geht's mit den Kopfschmerzen?" fragte er auf dem kleinen Weg zur Tür und ich nickte, während ich versuchte jene zu öffnen. "Komm, lass mich mal machen." Tim nahm mir den Schlüssel ab und hielt mir kurz darauf die Tür auf. "Danke."

"Lukas? Lukas bist du es?" tönte eine mir nur allzu gut bekannte Stimme aus dem oberen Stockwerk. Holly. Tim gab genervte Laute von sich und machte auf dem Absatz kehrt. "Ich geh wieder ins Auto." und schon war er weg.

Meine Freundin kam die Treppe herunter, das schlechte Gewissen war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
"Ach, auch wieder da." sagte ich und wartete auf ihre Ausrede.
"Seit gestern. Es tut mir so, so, so leid, dass ich einfach gegangen bin. Das war falsch. Ich liebe dich Lukas und halte es nicht ohne dich aus! Warte ... was hast du gemacht?" Sie rannte auf mich zu, umklammerte mich und nahm dann meinen Kopf in Augenschein.
"Bin hingefallen. Ist nichts ernstes. Würdest du mich loslassen? Ich muss schnell duschen und mir frische Klamotten anziehen."
"Wieso das?"
"Party bei Basti." Mit diesen Worten ließ ich sie stehen, schloss mich im Bad ein und duschte ausgiebig. Tim würde die paar Minuten auch noch warten können, die ich länger im Bad verbrachte als sonst.

Nach etwa einer halben Stunde trat ich, nur mit einem Handtuch bekleidet, aus dem Badezimmer und wurde auch gleich wieder von meiner Freundin abgefangen.
"Was ist wirklich passiert Lukas? Ich hab gehört, dass du im Krankenhaus gelegen hast."
"Hab ich doch schon gesagt - ich bin gestürzt. Alles gut jetzt."
"Aber ich war besorgt."
"Warum bist du dann nicht vorbei gekommen?" fauchte ich sie an.
"Weil ... weil ... Ich hab Mist gebaut. Es tut mir leid. Ich liebe dich doch und habe so große Angst, dass du mich verlässt." Sie setzte ihren Hundeblick auf und bekam damit wieder mein Herz weich. Wäre ihr Äußeres gerade genauso hässlich, wie manchmal ihr inneres, hätte ich wahrscheinlich widerstehen und hart bleiben können ... aber wenn sie mit ihren Augen klimperte und auf die Tränendrüse drückte, musste ich einfach nachgeben und die schlechten Zeiten ausblenden.

"Ich dich auch, keine Angst ... ich werde dich nicht verlassen." Glaub ich. Wir fingen an uns zu küssen und schon nach kurzem öffnete sie geschickt mein Handtuch und begann mir einen zu blasen. Ich keuchte auf. "Hör auf, wir müssen raus zu Tim. Er wartet schon zu lange."
Kurz pausierte sie. "Ach die Zeit wird er auch noch haben. Ich kann doch auch bestimmt dann mitkommen oder?" fragte sie hinterhältig. Natürlich sagte ich daraufhin 'Ja' - welcher Mann sagt schon 'Nein' zu seiner Freundin, wenn er grad den Schwanz gelutscht bekam?

"Auch schon da?" Tim war sichtlich genervt und es schien seine Laune nicht gerade zu heben mich mit Holly erst Hand in Hand zum Auto gehend und sie dann auch noch ebenfalls einsteigen zu sehen. "Hallo. Holly."
"Hallo Tim."
Jener hätte sie am liebsten aus dem Fenster geschmissen, wenn ich seine bösen Blicke richtig interpretierte.

Auch wenn er wütend war, fuhr er trotzdem ruhig und so, dass mir weder schlecht noch schwindelig wurde. Die Kopfschmerzen waren immer noch auszuhalten und ich vermutete, dass sie heute nur da waren, weil ich mir schon wieder den Kopf über Holly und das hübsche Mädchen zerbrach.
Ich beobachtete meine Freundin, wie sie gedankenverloren aus dem Fenster sah und nur noch schlaff ihre Hand die meine festhielt. Ob sie wohl auch noch etwas bedrückte? Warum wollte sie überhaupt mitkommen, wenn sie doch keinen meiner Freunde mochte und vor allem Basti am Wenigsten. Oder war es vielleicht ganz gut für das arme Mädchen bei ihm, wenn noch eine andere Frau mit dabei war?
"Gab es eigentlich noch weitere Informationen über heute Abend? Wer alles kommt und so?" lenkte ich mich selbst ab. Ich hätte ja theoretisch selbst nachgesehen, jedoch hatte ich bei meinem Sturz mein Handy verloren, konnte somit also auch niemandem schreiben oder irgendetwas lesen. Tim hatte zwar vergebens nach dem Ding gesucht, was sich jedoch als unmöglich rausstellte in dem großen Wald. Zudem hatte es auch noch die ganze Nacht durchgeregnet und somit hatten wir mein Handy aufgegeben und als unauffindbar abgestempelt.
"Nein. Seitdem die sich über ne halbe Stunde lang beleidigt hatten, kam nichts mehr. Hab nur geschrieben, dass wir gleich da sind." erklärte Tim.
"Okay, gut. Danke auch nochmal, dass du versucht hast mein Handy zu finden. Da war eigentlich sowieso nichts wichtiges drauf. Hole mir die Tage einfach ein neues und gebe euch dann die Nummern."
"Da waren unsere ganzen Bilder drauf! Und das nennst du 'Nichts'?!" giftete mich meine Freundin plötzlich von der Seite an.
"Äh ... das meinte ich doch gar nicht, Schatz. Sei doch nicht beleidigt. Schick mir die Bilder dann einfach auf mein neues Handy, hm?" versuchte ich sie zu beschwichtigen.
Wütend sah sie mich an. "Aber du hattest da auch Bilder drauf, die ich nicht hatte."
"Ist doch nicht schlimm. Wir machen einfach Neue." Auch wenn sie sich zu wehren versuchte, zog ich sie zu mir und küsste sie.
Verächtlich lachte Tim und klinkte sich mit ein:"Genau Lukas. Scheiß drauf, dass du hättest verrecken können! Das arme, arme Handy mit den ach so tollen Bildern! Hauptsache die Sache mit den Fotos ist geklärt. Sag mal Holly, merkst du eigentlich noch was ? Du solltest mal über deine Prioritäten nachdenken."
"Halt dich da raus - Westekamp! Das hier geht dich gar nichts an!" zickte sie zurück und schnippte, um ihre Worte zu unterstreichen, in der Luft mit den Fingern.
Gerade als Tim Luft holen wollte, ging ich dazwischen. "Timi, lass gut sein. Wir sind da."

Kapitelüberschrift: Alligatoah - Wer weiß

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