Kapitel 56

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Vilu POV


Ich weiß wirklich nicht, wo ich anfangen soll. Ich wünschte, mir würde das Reden abgenommen werden. Ich wünschte, ich würde nicht in dieser Situation stecken, denn das alles ist nicht so einfach. Ich will ihn nicht gehen lassen. Das, genau das ist das Problem. Jetzt passiert das, wovor ich die ganze Zeit schon Angst hatte. Wenn ich das Ganze doch nur von der positiven Seite sehen könnte, wäre es für mich vermutlich einfacher. Bin ich egoistisch, wenn ich es mir einfach machen will? Vermutlich schon. Angie hat gesagt, dass ich stark sei und das schaffen würde. Okay also ... positiver Blickwinkel.

Leon brachte sofort das zur Sprache, was ihn vermutlich auf dem Herzen lag.

Leon: Du willst jetzt nicht mit mir Schluss machen, oder?

Das klingt nicht danach, dass er mich nicht lieben würde. Das heißt, wir hegen beide Gefühle für einander, vielleicht auch sehr starke. Wieso mache ich mir dann solche Sorgen? Wir haben noch ca. eineinhalb Wochen gemeinsam und das ist doch schon etwas Gutes ... denke ich.

Leon: Bitte antworte mir, sonst werde ich noch ganz verrückt. Willst du das mit uns beenden?

Ich hob meinen Kopf und blickte direkt in seine Augen. Ich erblickte Verzweiflung und wollte ihn aus diesem Grund nicht weiter auf die Folter spannen. Ich lächelte ihn liebevoll an.

Vilu: Das ist das Letzte was ich tun würde Leon. Ich liebe dich. Sehr sogar.

Ich spürte, wie ihm eine große Last vom Herzen fiel. Er atmete laut aus und lächelte mich an. Dennoch kam er mir keinen Millimeter näher.

Leon: Ich liebe dich auch sehr Violetta. Was möchtest du dann mit mirbesprechen? Geht es um heute Morgen? Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe. Bitte sei nicht sauer, ich wollte ...

Vilu: Stopp. Schon gut. Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nicht sauer bin. Ich bin es nicht und ich war es auch nicht. Ich mache mir nur große Sorgen.

Leon: Weswegen.

Vilu: Ich sage dir jetzt, was mir auf dem Herzen liegt und bitte versuche es auch zu verstehen.

Leon nickte verständnisvoll und ich fuhr fort.

Vilu: Seit dem Moment, als Francesca mir gesagt hat, dass du gehen wirst, habe ich Zweifel. Nicht an unserer jetzigen Beziehung, sondern vor dem, was kommen wird. Ich stelle mir ständig die Frage, ob wir jemals wieder zusammenkommen werden oder ob ich dich für immer aus meinem Leben streichen muss. Ich liebe dich sehr und das ist das Problem. Ich möchte dich nicht gehen lassen. Es sind zwar nur drei Monate, aber für mich fühlt es sich an, als würden es Jahre sein. Drei Monate sind fast acht Millionen Sekunden und in jeder Sekunde werde ich dich vermissen. Irgendwann würde ich mich damit abgefunden haben und dann?  Was ist, wenn es mir so sehr weh getan hat, dich endlich zu vergessen, dass ich es nicht mehr schaffe zu dir zurückzukehren. Dann habe ich mir auch ausgemalt, wie es mit einer Fernbeziehung wäre. Am Anfang würden wir jeden Tag telefonieren und uns schreiben, aber dann nach ca. zwei Wochen werden es nur noc hwöchentliche Telefonate, weil du mit der Band so sehr beschäftigt bist, dass du, auch wenn es nicht deine Absicht wäre, mich vergisst. Nach vier Wochen sind es nur noch vereinzelnde Nachrichten, bis ich dann Schluss machen würde, weil du mir so sehr fehlst und ich es nicht mehr aushalte. Mich würde diese Variante noch mehr schmerzen als die andere und danach schaffe ich es definitiv nicht mehr mit dir zusammen zu sein. In beiden Szenarien trennen wir uns und ich weiß nicht, ob wir wieder zusammenkommen. Dies sind meine Zweifel und deine Aussage heute Morgen hat mir Angst gemacht. Ich dachte, dass du zumindest keine Zweifel an der Zukunft hast und das gab mir Halt. Jetzt Frage ich dich, hast du Zweifel?

Während ich von meinen Sorgen berichtete, fiel es mir schwer die Tränen zu unterdrücken. Bis auf ein Paar, gelang es mir jedoch. Ich merkte, dass es Leon nicht leicht fiel, darüber zu reden und dass er sehr genau darüber nachdachte, was ich sagte.

Leon: Vilu ... Wow ... ich äh hatte ja keine Ahnung, dass du so darüber denkst. Ich weiß nicht ... es kann sein, dass ich hin und wieder daran zweifle, dass wir nicht mehr zusammenkommen, aber ich mache mir darüber keine großen Gedanken. Ich will jetzt die Zeit mit dir genießen und nicht an das Morgen denken. Wenn du nicht mehr mit mir zusammen sein willst, werde ich um dich kämpfen, aber wenn es gar keine Chance mehr für mich gibt, werde ich das akzeptieren müssen. Wir hatten dann zwar keine lange Beziehung, aber sie war echt, weil wir uns wirklich lieben und ich denke, unsere Liebe wird das durchstehen. Nein ich denke das nicht, ich weiß es.

Vilu: Wie mache ich das?

Leon: Was denn?

Vilu: So unbeschwert denken wie du? Du lebst im Hier und Jetzt, und ich kann das nicht genießen, weil ich mir Sorgen um Tage mache, die ziemlich weit in der Zukunft liegen.

Leon: Du machst dich doch nur selbst unglücklich und du musst glücklich sein. Denn wenn du glücklich bist, dann sehe ich dieses unglaubliche und atemberaubende Lächeln, welches die Tage zu den schönsten meines Lebens machen. Denke einfach jeden Tag, an das, was dichglücklich macht und dann wird dieser Tag auch schön.

Vilu: Aber das schaffe ich nicht.

Leon: Okay komm einfach mal mit.

Leon nahm meine Hand und zog mich nach draußen. Wir liefen in den Park zu einer Bank, von der aus man auf das Meer blicken konnte. Dort hielt er an.

Leon: Stell dich auf die Bank.

Ich sah unglaubwürdig an.

Leon: Komm schon, ich stell mich auch auf die Bank.

Vilu: Was hast du denn vor?

Leon: Stell dich nicht so an und komm hoch.

Ich gab nach und stieg mit Leons Hilfe auf die Bank.

Leon: Wir sind zwar nicht auf irgendeinem Schiff, aber jetzt strecke deine Arme aus und schließe deine Augen. 

Vilu: Leoon.

Leon: Tu es für mich, okay?

Vilu: Na gut.

Ich streckte meine Arme aus und schloss meine Augen. Schon spürte ich den Wind, der durch meine Haare wehte und meine Haut streifte.

Leon: Spürst du diese Energie, die dich umgibt? Spürst du den Wind und hörst du das Meer rauschen? Hörst du die Vögel zwitschern und spürst du die Sonne, die dich wärmt und dir Kraft verleiht, die dir Licht spendet, obwohl du deine Augen geschlossen hast?

Ich nickte zitternd, da sich ein Gefühl in mir breitmachte, das sich jedoch nicht beschreiben ließ.

Leon: Gut, denn dann weißt du, dass du lebst, und zwar genau jetzt. Die Erde dreht sich immer weiter und du mit ihr mit. Du wirst dich nicht schneller als die Erde bewegen können, deswegen brauchst du dir auch keine Sorgen um unsere Zukunft machen. Alles, was zählt, ist genau hier und genau jetzt. Ich liebe dich, vergiss das nie.

Eine kleine Träne glitt mir über die Wange. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das, was Leon sagte, nahm mich mit und machte mich sprachlos. Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihm tief in die Augen. Wir standen uns sehr nahe und seine Blicke wechselten ständig zwischen meinen Augen und meinen Lippen. Ich wusste, dass er es nicht länger aushalten würde, und kam ihm näher, bis unsere Lippen sich trafen ...

Music, Passion, Love (Leonetta FanFiction) [complete]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt