Kapitel 89

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Leon POV

Ich konnte mich während der ganzen Probe nicht konzentrieren. Ich musste die ganze Zeit an Violetta denken.

Was, wenn ihr Vater sie nicht mehr raus lässt oder mich zu ihr lässt? Was, wenn ich sie vor meiner Abreise gar nicht mehr sehe? Oder schlimmer ....was, wenn sie an der Beerdigung meines Vaters nicht da ist und mir den Rücken stärkt. Ich schaffe es nicht ohne sie ... Vielleicht ist das auch gut, dass sie nicht hier ist, dann kann ich mich an den Gedanken gewöhne, dass ich sie verlieren werde. Ich verliere sie so, wie ich meinen Vater verloren habe.

Marotti: Also Leute ihr wart, bis auf ein paar Ausnahmen ...

Ich weiß, dass Sie mich meinen, der Blick ist unnötig ...

Ich verdrehte die Augen.

Marotti: ... sehr gut. Die Generalprobe wird morgen in dem Theater stattfinden. Morgen wird ein großer Tag, deswegen möchte ich, dass ihr jetzt nach Hause geht und euch ausruht. Bis morgen.

Niedergeschlagen lief ich nach draußen. Es regnete immer noch. Ein Sturm zog über die ganze Stadt, doch dies war mir egal. Ich war schon von oben bis unten klitschnass. Es störte mich nicht ... Ich versuchte stark gegen die Tränen anzukämpfen, es gelang mir leider nicht. Ich war nur froh, dass niemand da war und mich so sah. Dieser Sturm über der Stadt ... es war der Sturm, der in mir tobte.

Es kann keinen Gott geben. Wenn es ihn geben würde, wäre er grausam und egoistisch. Niemand passt auf uns auf, das ist doch nur Geschwafel der Eltern, dass wir uns sicherer fühlen. Wir können uns nur auf uns selbst aufpassen oder auf die Personen, die wir lieben. Tja aber wo war ich? Ich war nicht da, als ich auf meinen Vater aufpassen sollte, so wie er mich gerettet hat, als ich vom Baum fiel oder fast von einem Auto überfahren wurde. Er war da, als ich riesiges Lampenfieber hatte vor meinem ersten Auftritt. Bei meinem ersten Schultag war er da. Er war für mich da, als Fiona mir das Herz brach. Er ging mit mir Fußball spielen und er hat mir das Autofahren beigebracht. Ich war egoistisch und wollte die Welt sehen und meinen Traum leben. Hat sich sein Traum erfüllt? Nein. Er wollte schon immer mal mit dem Flugzeug über die Anden fliegen, aber das hat er nie geschafft. Ich bin schuld. Jetzt bin ich fünf Monate weg und was, wenn Violetta in dieser Zeit etwas passiert, war ich wieder nicht da. Ich schaffe es nicht auf meine Herzensstücke aufzupassen. Menschen kommen und gehen anscheinend gerade, wie es der Natur passt. Wieso nimmt sie mir nur alles ... alles, was mit jemals wichtig war ...

Ich brach zusammen. Mitten auf der Straße brach ich zusammen und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich weinte und das gefiel mir nicht, aber ich konnte nichts dagegen tun. Etwas in mir ist zerbrochen und leider nennt man es den Motor unseres Körpers. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Rücken und jemanden der meinen Namen rief. Ich wusste, die Person musste gleich neben mir stehen, aber es hörte sich an, als wäre sie ganz weit weg. In der Hoffnung, dass es Violetta war, drehte ich mich um. Es war nicht Violetta, aber ich war nicht enttäuscht. Federico saß neben mir und als er mich erblickte, nahm er mich in den Arm.

Fede: Mann Leon, ich habe mir Sorgen gemacht!

Leon: Ich kann auf mich aufpassen.

Fede: Leon komm mit ins Hotel, du kommst bei diesem Sturm noch um. Was machst du denn hier?

Leon: Ich kann nicht mehr Fede ... Ich will diesen Schmerz nicht mehr.

Fede: Der Regen wird ihn aber nicht wegspülen und der Wind in nicht wegfegen. Komm mit mir, ich will nicht, dass die etwas passiert.

Leon: Nein lass mich einfach hier allein.

Fede: Verdammt Leon!

Er packte mich und zog mich hinter sich her zu einem Auto, einem Taxi.

Wir beide setzten uns so nass wie wir waren in das Taxi. Der Blick des Taxifahrers war uns egal.

Leon: Wieso hast du mich da weggeholt?

Fede: Du bist Richtung Meer gelaufen. Auch wenn dir dein Leben zurzeit nicht wichtig ist, mir ist es wichtig, dass du bei uns bleibst und Violetta ist es das auch. Du solltest ihr endlich sagen, wie es dir wirklich geht und nicht die meiste Zeit ihr etwas vorspielen.

Leon: Was meinst du mit vorspielen? Ich spiele niemandem etwas vor. Wenn ich lache, dann, weil ich glücklich bin.

Fede: Ach wirklich? Wieso sehe ich dir dann in die Augen und merke, dass du deinen Tränen irgendwann nicht mehr gewachsen bist? Und willst du mir vielleicht noch erzählen, dass Violetta das nicht auffällt? Violetta ist eine gute Menschenkennerin und sie spürt, wenn es dir nicht gut geht, egal wie sehr du versuchst für sie glücklich zu sein. Zusammen könnt ihr das durchstehen.

Getroffen von Fedes Worten, richtete ich meinen Blick aus dem Taxifenster.

Leon: Ich will ihr nicht zur Last fallen.

Fede: Sie will dir so zur Seite stehen, wie du ihr. Du bist keine Last für sie. Das, was ihr habt, das ist wahre Liebe und die darfst du nicht so leicht aufgeben.

Leon: Also erstens muss ich das ja wohl, wenn wir fast ein ganzes halbes Jahr weg sind und zweitens zerreißt mich die Liebe zu anderen nur.

Fede: Du bist ein Feigling. Nicht die Liebe schmerzt, sondern die Angst.

Leon: Das hat Vilu auch gesagt ...

Fede: Anscheinend ist es aber nicht richtig bei dir angekommen.

Leon: Versteh mich doch bitte. Mir ist gerade einfach alles zu viel ...

Vilu POV

Ich richtete meinen Blick aus dem Fenster, als würde ich etwas oder jemanden suchen. 

Irgendetwas ist passiert, nur was? Mein Herz schmerzt. Mamá ist es nicht, das wüsste ich. Was ist nur passiert?

Em: Halloooooo?!?!

Vilu: Mhm was?

Em: Ich rede mit dir?! Seit einer Minute sage ich deinen Namen. Was ist los?

Vilu: Ich glaube, irgendetwas ist mit Leon passiert.

Em: Wow das was ihr füreinander empfindet, ist wirklich wahre Liebe. Ihr habt eine ganz besondere Verbindung. Ihr dürft nicht so schnell aufgeben.

Vilu: Ich weiß, das will ich auch nicht, aber ich will auch nicht, dass er in der Zeit an jemanden gebunden ist, in der er weg ist. Er benötigt gerade jetzt seinen Freiraum. Es geht ihm nicht gut, auch wenn er lächelt, sehe ich, was hinter dieser Maske steckt. Er will nicht darüber reden und das akzeptiere ich. Dennoch werde ich ihn auf die Beerdigung begleiten.

Em: Glaubst du, dein Vater lässt dich?

Vilu: Ja das wird er. Dies wird er wirklich verstehen. Ich glaube auch, dass ich in den Ferien zu dir fahren darf, schließlich haben wir alle immer zusammen Weihnachten und Silvester verbracht.

Em: Das ist wahr und außerdem kocht meine Großmutter immer viel zu viel, da ist für dich und deine Eltern definitiv noch etwas dabei.

Wenn meine Mutter überlebt ...

Ich senkte meinen Kopf, doch weinen musste ich nicht. Anscheinend habe ich mich leer geweint.

Em: Vilu deine Mutter schafft das, sie ist die stärkste Frau, die ich kenne!

Emily nahm mich in den Arm.

Mamá? Falls du mich hören kannst, komm bitte zurück ...

Music, Passion, Love (Leonetta FanFiction) [complete]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt