Silber (Part 2)

Kapitel 26

Chiara

"Hast du schon eine Ahnung, wer dein neuer Beta werden kann?" fragte ich und beobachtete, wie Aaron zum Kühlschrank spazierte und lange hinein sah.

"Oh ja. Ich glaube, du wirst dich mit ihr verstehen. Und mit ihrem Soulmate. Beide ganz nette."

"Ihr. Ich wusste nicht...das auch Mädchen Beta werden können." bemerkte ich. Ob das mit dem 'Ganz nette' sarkastisch gemeint war?

"Ich dachte, du lebst in einer großen Wolfs-Familie, Moon. Jeder kann Beta werden, wenn er beweist, das er es wert ist." erklärte Aaron und nahm sich ein Bier aus dem KÜhlschrank. Ich leckte mir nervös über die Lippen. Aaron bemerkte es, seufzte und stellte das Bier zurück.
Er kam mit einer Fanta zurück.

"Willst du auch eine?"

"Nein. Erzähl mir mehr über dein potenzielles Beta-Mädchen." sagte ich scheu.

"Du traust mir nicht." jaulte Aaron auf.

"Ich geh hoch." sagte ich und erhob mich.

"Und ich werde Kylie über ihren neuen Posten informieren." seufzte Aaron. Ich nickte und hüpfte die Treppen hoch.
Hoffentlich fand ich das Zimmer.

"Ganz oben, die dritte Tür rechts." rief Aaron resigniert.

"Danke." murmelte ich. Ich sah übers Gelände. Er hatte sich wieder ein Bier geholt. Ich erschauderte und lief schnell hoch auf mein Zimmer.

Jennica

"Wir müssen uns beeilen. Wir müssen vor den Silberblicken nach Vancouver. Wir müssen den Alpha informieren, wir müssen alle Alphas informieren." sagte Emily verzweifelt.

"Dann müssten wir uns verwandeln. Kannst du dich verwandeln?" fragte Mario und musterte mich.

"Ich...weiß nicht...Ich war erst einmal in Aufwallung. Ich bin ein Mischling, mein Dad war ein Silberblick. Meine Mom hat mir nichts davon erzählt. Ich hatte meine erste Aufwallung kurz nachdem ich mit Luke zusammen war...und er hatte es gesagt mit seiner...Alphastimme...Ich weiß nicht, wie sowas geht."

"Es geht eigentlich ganz einfach. Mario, fahr da drüben auf den Parkplatz. Du läufst mit Emma schon vor. Jennica und ich kommen dann nach, wenn wir soweit sind." sagte Emily. Mario fuhr auf den Parkplatz an einem Wald.

"So, Emmi. Wir zwei verwandeln uns gleich. Und dann laufen wir durch den Wald. Mommy kommt hinterher." sagte Mario, als er ausstieg.
Emma nickte begeistert.
Emily machte sich dran, ihre Bluse aufzuknöpfen.

"Du solltest dir auch deine Klamotten ausziehen. Sonst zerreissen sie. Die Unterwäsche geht meistens nicht kaputt. Da du keine anderen Klamotten hast, würde ich sagen, das du dich auch ausziehst." sagte sie. Ich zog den Pulli über meinen Kopf. 

"Es mag dir vielleicht merkwürdig vorkommen, aber es ist immer sehr befreiend, wenn man in seiner natürlichen, tierischen Gestalt herumlaufen kann." Emily zog das Top aus und fummelte an ihrer Hose herum.
Ich tat es ihr gleich.

"Gut, komm mit."

Emily führte mich ums Auto herum und ein paar Schritte in den Wald hinein.

"Entspann dich. Schließe deine Augen. Lausche der Natur. Irgendwann spürst du das Tier in dir. Es rührt sich. Es will raus. Lass es. Lass das Tier hinaus."

Chiara

Kylie war eine kleine Blondine mit einigen bunten Strähnen in den Haaren. Sie wirkte gelangweilt und ließ eine Kaugummi-Blase vor meiner Nase platzen. Ein brünettes Mädchen, ebenfalls mit bunten Strähnen in den Haaren,

"Ich hab nix verbotenes getan, Alpha. Okay, ja, Erin und ich waren heute im Supermarkt und haben was geklaut. Aber unsere Eltern kümmern sich nicht um uns. Und wir haben kein Geld, also..." sagte sie gelangweilt und Kaugummi kauend.
Aaron schnaubte und brachte sie mit einer Handbewegung zum schweigen.

"Chiara, das ist Kylie. Und ihr Soulmate Erin." erklärte er.

"Wie bitte?" fragte ich.

"Ich habe ein großes Rudel, Chiara. Und es gibt heterosexuelle, bisexuelle und homosexuelle Mitglieder. Gibt es so etwas nicht in Oregon oder Denver?" fragte Aaron.

"Ich hab noch keine...homo-oder bisexuellen Wesen-Soulmates getroffen...." sagte ich verblüfft.

"Wir sind auch nur Menschen." sagte Kylie.

"Nur besser." fügte Erin hinzu.

"Und auch Menschen sind homosexuell. Oder bi." Kylie zog Erin zu sich und knutschte ausgiebig mit ihr rum.

"Ich hab dich nicht hergerufen, damit du hier eine Lesben-Show abziehst, Kylie." sagte Aaron kühl.

"Und du sagst nicht, worum es geht." erwiderte Kylie knapp, dann begann sie wieder mit Erin zu knutschen.

"Meinetwegen." knurrte Aaron. "Ich habe noch Noah und Gabriel und René, die ich fragen kann."

"Dann frag doch." knurrte Kylie schnippisch.

"Wie denn, wenn du die ganze Zeit solche Shows abziehst." fuhr Aaron sie an. Ich zuckte zusammen. Er klang wieder so wütend wie früher. Bevor er jemanden verprügelte.

"Erin, verzieh dich in die Küche, damit ich mit Kylie in Ruhe reden kann."

Erin stöhnte theatralisch auf, dann stolzierte sie davon.