Silber (Part 2)

Kapitel 40

Luke

"Lena. Nicht. Hör auf. Leg das weg." knurrte ich, während Lena, inzwischen am weinen, ein Bild betrachtete, auf dem unsere leiblichen Eltern uns als Babys auf den Armen hielten.

"Fehlen sie dir nicht auch manchmal?" schniefte sie. Ich entzog ihr das Bild und packte es in ihr Portemonnaie.

"Luke? Vermisst du sie?"

"Wir haben sie kaum gekannt."

"Sie hat mir im Krankenhaus einen Lolli gegeben. Erinnerst du dich?" schluchzte sie.

"Hä? Wie bitte?"

"Jennica. Sie hat mir einen Lolli gegeben. Und dann...war sie weg...jetzt ist sie wieder da...und ihr seid zusammen. Findest du es nicht komisch?" fragte Lena und hörte abrupt auf zu weinen.

"Was?" fragte ich verwirrt.

"Unsere Eltern bringen sich gegenseitig um. Sie sieht uns, zweimal. Dann verschwindet sie. Taucht 15 Jahre später aber wieder hier auf. Und sie ist dein Soulmate."

"Ich finde es komisch, das die Silberblicke dich soweit in Ruhe gelassen haben und sich nur Jennica gekrallt haben."

"Hast du schon das Würgemal an ihrem Hals gesehen?" fragte Lena und lächelte schwach.

"Will ich seine Bedeutung wissen?" knurrte ich. Lena stand auf. Steckte mir etwas in die Hosentasche, dann zog sie mich von der Couch-Lehne und die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Unterwegs zog ich das Ding aus meiner Hosentasche und drehte es hin und her.

"Warum hast du mir Mamas Ehering gegeben?"

"Für sie."

"Nein." sagte ich scharf. Lena sah mich an.

"Wir haben abgemacht, das du deinem Soulmate Mamas Ring schenkst. Und sie ihn tragen soll, am besten immer. Außerdem erzählst du vielen, das sie Black mit Nachnamen heißt. Und sie hat ein Konto auf den Namen Black  bei Chrissies Dad. Viele wundern sich nur, warum sie keinen Ring getragen hat. Als du sie Max und Alec vorgestellt hast. Die kennen sie nicht als Jennica Johnson, sondern als Jennica Black. Und Dijanna und Vanesa vermissen den Ring."

"Was ist mit mir?" fragte Jennica mit verwirrter, dünner Stimme.

"Nichts, nichts. Alles gut." behauptete Lena. "Was machst du hier? ich dachte, du wärst im Wohnzimmer und würdest schlafen."

"Ich suche das Badezimmer." erwiderte Jennica.

"Bei der Haustür." sagte Chiara.

"Und wo ist die?" fragte Jennica scheu. Lena und ich kamen unten an. Chiara erreichte gerade Jennica, die ins Zimmer von der Schleiereule sah.

"Ich bringe dich hin."  sagte Chiara. Jennicas Blick huschte kurz zu mir, dann folgte sie Chiara, wie ein braves Hündchen.

"Irgendwie habe ich sie vermisst." sagte Lena, während sie in die Küche ging.

"Irgendwie?" hakte ich nach.

"Ja. Sie kann so niedlich sein, wenn sie schüchtern ist. Aber sie kann auch dominant sein."

"Ich würde sagen, ihre Dominanz ist gerade weg." bemerkte ich.
"Hat sie dir erzählt, warum sie so ein Würgemal hat?" fragte ich Chiara, die gerade wieder in die Küche kam.

"Ähm...Ich glaube, Bella hats mal erwähnt..."

"Wer?"

"Aarons kleine, querschnitssgelähmte Schwester Bella."

"Okay?"

"Sag nicht, du kennst sie nicht." sagte Chiara schwer. "Außerdem warst du doch dabei, als sie diesem komischen Arzt alles erzählt hat. Im Krankenhaus. Als du sie wieder hattest."

"Als du sie wieder von mir weggebracht hast?"

"Oh man, Brüderchen. Ich wollte sie nur so schnell wie möglich von diesen Typen weghaben, weil Bella meinte, sie sind Schuld an ihrem Zustand gewesen..."

Jennica kam müde in die Küche getrottet und lehnte ihren Kopf gegen meine Schulter.

"Gib ihr den Ring, Luckey. Deal ist Deal." sagte Lena.

"Was für ein Ring?" fragte Chiara begeistert.

"Ein Ring." murrte ich.

"Der Ring aus Herr der Ringe." spöttelte Lena.

"Was für ein Ring? Zeigen!" befahl Chiara. Lena und ich starrten sie an.

"Nein? Dieser Ring geht nur Luke und mich und Jennica was an. Jennica heb mal deine heile Hand hoch." sagte Lena. Jennica tat, was Lena verlangte. Lena nahm mir den Ring ab und streifte ihn Jennica über.

"Lass den Ring dran. Verliere ihn nicht." sagte Lena eindringlich. Jennica musterte den Ring eher desinteressiert.