Silber (Part 2)

Kapitel 57

Jennica

Ich stürmte aus dem Raum und ging den langen Flur hinunter. Ich riss eine Tür auf.

"Oh. 'tschuldigung. Ich...dachte, das...wäre frei." murmelte ich.

"Kein Problem. Ich bin Noah. Der kleine Bruder von Luke und Lena." stellte sich der Junge vor. Er sah fast aus wie das Gegenteil von Luke. Er hatte blonde Haare und wirkte nicht ganz so kräftig und muskulös wie Luke. Und er trug nur eine Jogginghose.

"Hallo." murmelte ich und senkte den Blick auf meine Hände.

"Komm doch rein. Luke wird nicht wollen, das du jetzt alleine bist." sagte Noah freundlich.

"Kennst du ihn gut?" fragte ich und folgte Noah in den Raum.

"Gut genug, um zu wissen, das er die Silberblicke alle am liebsten umbringen will. Und das er dich aufrichtig liebt. Also...falls du ihn mal erwischen solltest und Layla die kleine Schlampe bei ihm ist...kein anderes Mädchen wird dir das Wasser reichen können, in seinen Augen. Außer vielleicht Lena. Oh, und der Ring war doch der Ehering seiner leiblichen Mutter, oder?"

"Warum weißt du so viel?" fragte ich und schielte auf den Ring.

"Ich habe Luke immer als Vorbild angesehen, auch wenn er keines sein wollte. Hab versucht, ihm alles nachzumachen."

"Wie süß." murmelte und setzte mich auf den Boden.

"Ja, Luke mag sowas aber nicht. Hat sich wieder zurückgezogen. Und ich habe überlegt, was ich falsch gemacht hatte. Was hat er eigentlich beschlossen? Auf der Versammlung?"

"Dass wir wieder nach Denver zurückfahren."

"Hätte ich mir denken können." murmelte Noah. Er zog eine Sporttasche unter dem Bett hervor und wühlte darin. Schließlich zog er sich ein schwarzes Shirt über.

"Warum hättest du es dir denken können?"

"Luke liebt dich abgöttisch. Er würde am liebsten alles, was dir wehtun kann - physisch und psychisch - von der Erde verbannen. Und da im Moment diese Silber-Miststücke hier campen...und dir das Leben zur Hölle machen...Wundert mich, das er nichts dagegen tut."

"Er hat Colin vorhin die Hand abgebissen."

"Hat dieser Colin vermutlich verdient." sagte Noah schulterzuckend.

"Hey, No." Lena stand im Türrahmen und sah zu uns.

"Hey Leli." antwortete Noah gleichgültig.

"Luke vermisst dich, Jenny."

"Ja, aber..."

"Keine Sorge. Ich hab ihm gesagt, ich passe auf seinen Krümel auf. Er soll sich um den anderen Scheiß kümmern. Wann wir fliegen, wer alles schon mitkommt...und du und ich werden uns ein wenig entspannen und amüsieren."

"Du...ähm...machst aber nicht mit mir rum, oder?"

"Dafür hab ich Christoph."

"Du hast trotzdem mal mit mir rumgemacht!"

"Und du hast mitgemacht, außerdem ist nichts passiert und wir waren beide räudig!"

"Ich hab meinen Typen, den ich nach Lust und Laune schön du..."

"Ist okay. Nein, Lena wird nicht wieder mit dir rummachen. Sie hat ja ihren Typen." sagte Noah beruhigend.

"Entspannungsbad. Chiara hat gesagt, Aaron hätte oben im Bad einen Whirlpool." sagte Lena.

"Ich kann nicht fassen, das ich hier mit dir in einem Whirlpool sitze." murmelte ich.

"Warum? Warst lange nicht mehr in 'nem Whirlpool oder woran liegst?"

"Keine Ahnung."

"Weißt du, ich bin echt verwundert, das dir meine Klamotten passen. Du bist kleiner als ich. Und hast 'ne kleine Oberweite..."

"Warum so ein Mädchengespräch? Jennica sieht nicht sehr begeistert aus." Luke hockte sich vor den Whirlpool und tauchte eine Hand ins Wasser.

"Wir sind hier unter Mädchen. Will ich wissen, wie du reingekommen bist?" fragte Lena.

"Aaron hat Zweitschlüssel."

"Und warum bist du hier?"

"Ich mache mir sorgen um euch."

"Brauchst du nicht." sagte ich leise.

"Doch, doch, meine Süße." sagte Luke leise. Er beugte sich über den Whirlpool zu mir hinüber und küsste mich.
Lena unterbrach uns.
Sie zog Luke in den Pool.
Luke tauchte prustend auf und schüttelte sich das Wasser aus dem Haar.
Ich lachte.

"Oh, Schwesterherz, du weißt, dass das Rache bedeutet?" fragte Luke drohend, grinste jedoch. Lena lachte ebenfalls.
Luke sprang grinsend auf Lena los und versuchte, sie unter Wasser zu Drücken. Lena kicherte, versuchte, nach Atem zu ringen.
Die beiden alberten herum wie kleine Welpen.