Silber (Part 2)

Kapitel 88

Jennica

Ich hing griesgrämig auf Lukes Arm. Erst wollte er, das ich schlafen ging, dann weckte er mich wieder und schleppte mich aus dem Bett runter ins Wohnzimmer.
Lena kam auf uns zu und begann, meinen Hals zu tätscheln.

"Ich dachte, ihr schlaft." sagte sie.

"Ich möchte nicht, das Matt glaubt, meine Süße wäre ein Welpe. Sie ist zwar klein, ja, aber ein Welpe?" Luke lachte trocken auf und wuschelte über meinen Kopf.
 Ich schnaubte und schüttelte wütend den Kopf.

"Sie ist gerade ein bisschen schlecht gelaunt, Matt."

"Warum?" fragte Anika.

"Weil ich die Frechheit besaß, sie zu wecken. Nicht wahr, Süße?" Luke hob mich höher auf seinen Arm. Ich sah ihn missmutig an. Er beugte sich vor und küsste mich auf die Schnauze.

"Oh ja, du bist müde. Du kannst gleich weiterschlafen...mein kleiner Welpe." Er gab mir noch einen Kuss auf die Schnauze. Ich schlug mit einer Pfote nach ihm. Er fing sie ab.

"Ist ja gut, meine Süße. Ich bring dich gleich wieder hoch." Er hielt meine Pfote an seinen Mund. "Also, Matt, eigentlich hatte ich ja vor, sie auf dich loszulassen, aber sie ist einfach im Moment zu müde und unmotiviert und würde lieber schlafen."

"Deine Schwester behauptet, sie ist älter als du. Aber...sie ist so klein."

"Das ist doch nicht schlimm. Zumindest ihre Größe. Ich kann sie in meiner Sporttasche transportieren. Dann hätte ich mein eigenes Handtaschen-Hündchen." sagte Luke.

"Sporttaschen-Hündchen, bitte." korrigierte Nicolai. "Aber als ob du sie in Taschen mit dir rumschleppen würdest."

"Warum denn nicht? Dann kann sie wenigstens schlafen.  Und ich habe sie bei mir." sagte Luke.

"Demnächst legst du ihr noch ein rosa glitzerndes Halsband um." Lena verdrehte die Augen und schnaubte.

"Rosa....nee. Das passt nicht zu ihren Augen und ihrem Fell." sagte Luke.

"Seit wann hast du denn einen Blick dafür, was zusammen passt, und was nicht?" fragte Lena irritiert.

"Du färbst ab, Schwesterherz." sagte Luke und kraulte mich hinter den Ohren.

"Ach, halt den Rand, und geh wieder ins Bett mit deinem Welpen." motzte sie.

Ich schnaubte.
Luke seufzte und setzte mich auf dem Boden ab. Dann ging er in die Küche. Lena, Matt und Nicolai folgten ihm.
Ich blieb auf dem Holzboden liegen.

Lena

"Siehst du, Matt? Sie ist definitiv ein Soulmate - sein Soulmate." fuhr ich ihn wütend an.

"So klein?" fragte Matt skeptisch.

"Mein Soulmate ist ein Mischlings-Mädchen. Mutter ein Wolf, Vater ein Silberblick." erklärte Luke.

"Ja, Matt. Ich kenne sein Soulmate. Normalerweise ist sie...relativ zahm." sagte Nicolai.

"Aber, wenn sie ein Mischling ist..."

Matt wurde unterbrochen. Jemand, sehr vermutlich Jennica, gab hohe, wütende Protest-Laute von sich. Luke stöhnte, dann verschwand er mit schnellen Schritten und kam mit Jennica auf den Armen wieder. Er setzte sie auf der Kücheninsel ab und begann, die Spülmaschine auszuräumen.
Wieder gab Jennica Protest-Geräusche von sich und starrte Lukes Rücken an. Er ignorierte sie und kümmerte sich um die Spülmaschine.
In die Protest-Geräusche mischte sich ein Gefauche.

"Luke, bitte. Bring sie ins Bett, bevor sie Amok läuft, weil du sie geweckt hast und ignorierst." bettelte ich.

"Aber sie muss lernen." sagte Luke.

"Was lernen? Das du sie weckst und dann ignorierst? Bitte. Außerdem werde ich sonst bald taub, bei dem Lärm, den sie macht." motzte ich meinen Bruder an.

Luke seufzte auf und kam zur Kücheninsel.

"Warum weckst du sie eigentlich auf, wenn du Matt nur sagen willst, das sie tatsächlich dein Soulmate ist, setzt sie dann auf den Boden und räumst die Spülmaschine aus?" fragte ich. "Guck dir an, wie müde die ist. Bring die bitte ins Bett."

"Okay, okay. Wir gehen schlafen. Matt und Zara können auch gehen. Das ist keine Bitte." sagte Luke schnaubend und hob  Jennica von der Kücheninsel. "Sag Gute Nacht, Baby." grinste Luke. Jennica warf ihm einen finsteren Blick zu.

"Gute Nacht." sagte Luke und verließ mit Jennica die Küche.

"Gute Nacht, Bruderherz." stöhnte ich.