Silber (Part 2)

Kapitel 91

Lena

Jennica blinzelte. "Ich will nichts."

"Du bist dauerhungrig und dauermüde!" protestierte ich.

"Die Ärzte haben gesagt, wir sollen hier drinnen leise sein." sagte sie leise.

"Er will, das es dir gut geht. Du hast, seit du wach bist, weder gegessen, noch getrunken."

Ihr Blick fixierte wieder Luke und sie streichelte seine Wange. "Die Ärzte haben gesagt...er hat Glück...das er sich nur den Arm und ein paar Rippen gebrochen hat."

"Weißt du...wie viele Rippen?" fragte ich vorsichtig.

"Drei, glaub ich. Oder vier." sagte sie leise.

"Ach, das übersteht er schon. Er hat...schon...anderes  überlebt."

"Weißt du, was passiert ist?" fragte Jennica.

"Du hast mich geweckt. Ich habe keine Ahnung, was er gemacht hat."

Sie fixierte mich. "Christoph und Erik wissen es. Aber sie sagen nichts."

"Woher...warum glaubst du das?"

"Sie gehen mir aus dem Weg, sie sehen mich nicht an, wenn sie mit mir reden, wie sie Luke gefunden haben. Sie geben knappe Antworten. Untypisch für sie." Sie lehnte sich zu

"Vielleicht....wollen sie...dich einfach nicht damit belästigen." sagte ich lahm.

"Es ist deprimierend, wenn jemand weiß, warum dein Freund im Krankenhaus liegt, mit gebrochenen Rippen und Arm, es dir aber nicht sagt. Stell dir vor, das wäre Christoph passiert."

Ich erschauderte kurz. "Vielleicht haben sie  ja einen Grund."

"Was glaubst du, wann er aufwacht?" Jennica sah liebevoll zu Luke und strich ihm durchs Haar.

"Keine Ahnung." sagte ich.

Eine Ärztin platzte ins Zimmer; vollkommen auf ein Klemmbrett fixiert. Hinter ihr kamen ein Krankenpfleger und eine Krankenschwester rein.

"Wie interessant. Luke Black habe ich schon ewig nicht mehr gesehen. Vor allem nicht mit Gebrochenen Knochen." sagte die Ärztin. Ich schielte zu Jennica.

"Darf ich fragen, woher Sie meinen Bruder kennen, Doktor?" fragte ich.

"Wir hatten vor ein paar Monaten mal was. Hab ihn seitdem nie wieder gesehen." Sie zuckte mit den Schultern. Jennica würde sie umbringen wollen.

"Luke hatte ewig keine One-Night-Stands mehr." sagte ich. Jennica gab ein wütendes Knurren von sich.

"Wer ist das Mädchen?" fragte Doktor.

"Lassen Sie sie in Ruhe, Doktor." sagte ich ruhig.

"Fremde Personen haben hier nichts verloren." sagte die Ärztin und zog Jennica vom Stuhl.
 Bei Jennica brannte anscheinend eine Sicherung durch.
Sie wurde zum Wolf und attackierte Krankenschwester, Pfleger und Doktor.

So  konnte man sich natürlich auch seine Probleme vom Hals schaffen.

Ich hörte ein entsetztes Keuchen und wandte mich um. Luke saß Kerzengerade im Bett und atmete heftig, als wäre er einen Marathon gerannt.

"Luke!" sagte ich überrascht. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

"Lena." murmelte er. "Lena...Jennica. Wo...?"

Jennica sprang stolz mit einem Arm im Maul auf Lukes Bett und legte sich auf seine Beine.

"Hey, meine Süße." murmelte Luke und streckte seinen gesunden Arm aus, um sie zu kraulen. "Du bist so wütend geworden."

Sie ließ den Arm auf seinen Schoß fallen und hechelte ihn fröhlich an.

"Was hast du..." Luke sah mich an. "Was hat sie gemacht?"

"Die Ärztin hat sie provoziert und Erik und Christoph wollten ihr nicht sagen, wieso du so zugerichtet bist. Sie ist immer wütender geworden." Ich zuckte mit den Schultern.

"Was haben die Ärzte gesagt, was ich habe?"

"Äh...gebrochenen Arm und Rippen. Oder sowas."

"Nimmst du sie mit? Bitte." sagte Luke. Ich näherte mich seinem Bett und Jennica legte die Ohren an, riss ihr Maul auf und fauchte.

"Wenn sie ihre Schmusestunde hinter sich hat. Und guck mal, Bruderherz, sie ist sogar für dich Jagen gewesen." Ich nickte zum Arm, und stellte nebenbei den Kakao auf Lukes Nachttisch.

"Sehr lustig." knurrte Luke. "Jennica, ich will, das du bitte mit Lena mitgehst."

Jetzt fauchte sie ihn an. Ich lachte.

"Viel Spaß, bei ihrem Dickkopf." sagte ich süffisant, stieg über die drei Körper hinweg und suchte Christoph.