Jennica
"Hat Aaron das Mädchen wirklich getötet?" fragte ich Luke leise, als wir wieder bei Aarons Rudelhaus waren.
"Ja." sagte Luke knapp. "Geh ins Haus. Bleib da."
Schweigend und unter Lukes stechenden Blicken ging ich zur Haustür.
"Luke?" Ich blieb kurz vor der Tür stehen. "Sie sind auch deine Familie."
"Wir reden später darüber."
"Und dann? Liegst du dann wieder bewusstlos geprügelt hier vor der Tür?"
"Ich kann mich wehren, wenn mir jemand was tut."
Ich schnaubte. "Oh ja. Deshalb lagst du auch bewusstlos vor deinem Rudelhaus. Deshalb hatte dich diese Bitch unter Kontrolle."
"Jennica. Bitte. Geh einfach rein und warte auf mich." bat er.
"Wir haben Kinder, Luke. Was soll ich ihnen sagen, wenn dir irgendwas passiert? Irgendwas schlimmes? Sie haben dich gerade erst kennengelernt." Ich flüsterte schon fast. Er schluckte. Ich wandte mich ab und ging ins Haus.
"Jennica, meine Liebe, da bist du ja wieder." sagte Annina fröhlich und kam mir mit einem Telefon in der Hand entgegen.
"Deine Mutter hat gerade angerufen, kurz bevor du reingekommen bist. Hier, bitte." Sie drückte mir das Telefon in die Hand.
Ich ging in den langen Flur und setzte mich im Schneidersitz hin. "Hallo?" fragte ich lustlos in den Hörer.
"Was in Gottes Namen machst du in Vancouver?!" brüllte meine Mom mich an. Ich hielt das Telefon ein Stück von meinem Ohr weg.
"Sein." sagte ich.
"Ohne ein Wort zu sagen?!"
"Woher weißt du, das ich in Vancouver bin?"
"Ich dachte, du wärst bei diesem Luke. Ich sollte nur hier anrufen. Annina Black hat abgenommen und gesagt, du wärst auch hier."
"Kannst du dich mal entscheiden, ob du Luke magst oder nicht?" murrte ich.
"Dann entscheide dich selbst mal bei Damian." sagte meine Mom arrogant.
"Dir ist bewusst, das er meine Finger gefressen hat, oder?"
"Das war..."
"Oh nein, jetzt halte nicht zu diesem Blödmann! Er hat mich verletzt! Und die Ärzte sagen, das sie das mit ihrer neuen Technologie vermutlich nicht wieder hinkriegen. Du hast Dad und mich verleugnet! Ich bin dir doch komplett egal!" fauchte ich.
"Jennica Katarina Elizabeth Johnson, rede nicht in so einem Ton mit deiner Mutter!"
"Mein Nachname ist nicht mehr Johnson, Mutter." sagte ich und sah auf den Ring.
"Du wirst nicht heiraten, Jenny! Du bist viel zu jung für sowas!"
"Eine Frage noch, Mom. Hast du meinen leiblichen Dad je wirklich geliebt?"
"Was? Wie bitte? Jenny, Krümel, ich..."
"Du verstehst die Frage gut genug, Mom. Hast du meinen Dad wirklich geliebt, oder hast du ihm nur etwas vorgespielt?"
"Ich...er war anders."
"Als wer?"
Es tutete. Meine Mutter hatte aufgelegt.
"Und ich dachte, du wolltest mir noch einen Vortrag über Familie halten."
"Vergiss es."
Luke setzte sich mir gegenüber hin und sah mich mit schief gelegtem Kopf an.
"Möchtest du reden?" fragte er.
"Nein."
Er rutschte zu mir herüber und zog mich an seine Brust. Eine weile blieben wir schweigend sitzen.
Dann kam eine lebendig gewordene Barbie den Gang entlang, gefolgt von einem von Lukes Brüdern."Gehts euch beiden gut?"
"Bestens. hab nur Stress mit meiner Mutter. Und selbst?" fragte ich sarkastisch.
"Mom stresst ein bisschen wegen Lia rum. Genau deswegen wollte ich ihr nichts von Lia erzählen."
"Mütter." murmelte ich.
"Du sagst es." stimmte Chris zu, dann hetzte er hinter Lia, der Barbie ins Zimmer hinterher.
Und ich war selbst Mutter.
"Weißt du schon, wie es Chiara geht?" fragte ich Luke leise.
"Sie ist im Krankenhaus. Aaron ist bei ihr. Die anderen wissen noch nichts. Ich soll es Annina möglichst schonend beibringen. Aber dann hast du dich so mit deiner Mom gestritten."
Ich stöhnte und versuchte irgendwie vom Boden hochzukommen.
"Okay. Lass es uns Annina sagen gehen."
Luke versuchte, sich an mir hochzuziehen. Es führte dazu, das er dann stand und ich wieder auf dem Boden saß. Luke grinste mich frech an, dann warf er mich über seine Schulter und trug mich ins Wohnzimmer, wo Annina mit Mika und Melina über deren Schulnoten und späteren Werdegang redete.
Sie waren so ins Gespräch vertieft, das sie Luke nicht wahrnahm, als er ihren Namen rief."Mom!" brüllte Luke so laut, das ich vermutlich taub wurde. Annina sah überrascht auf.
"Wir müssen reden." sagte Luke grimmig.
"Aber ich gebe deinen Schwestern gerade Tipps für ihr späteres Leben..."
"Es geht um Chiara." Luke ließ sich neben Mika und Melina fallen. Immer noch mit mir über der Schulter.
"Lass mich runter, Idiot." sagte ich, aber es wurde von einem Kissen gedämpft. Luke gab mir nur einen Klaps auf meinen Hintern. Ich zuckte zusammen.
Luke setzte mich auf den flauschigen Teppich vor der Couch. Beleidigt lehnte ich mich gegen seine Beine."Aarons Beta, Kylie, ist ausgerastet. Sie wollte Aaron nur für sich haben und hat Chiara aufgelauert."
"Wie gehts Chiara jetzt?" fragte Annina bestürzt.
"Aaron hat sie direkt ins Krankenhaus gebracht und bleibt bei ihr. Er sagte, er nimmt schon zu irgendwem Kontakt auf."
"Ja, aber...das ist meine Tochter!"
"Und die ist erwachsen." sagte Luke sanft.
"Warum ist sie nur zu ihm gegangen?" fragte Annina und rümpfte die Nase.
"Chiara ist erwachsen. Akzeptiere es mal. Alle deine Kinder sind schon in einer Art und Weise erwachsen."
Annina schürzte die Lippen. "Na ja, aber Nici und Zira und Yaron und Winnie...die sind doch alle so klein und..."
"Ich hab schon mal gekifft und war besoffen." sagte Zira von der Bar aus. Annina seufzte.
"Sie sind alle alt genug, um selbst Entscheidungen treffen zu können." sagte Luke.

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Silber (Part 2)
Fantasia[Abgeschlossen] Jennica wurde von einer Gruppe Silberblicke entführt. Luke und sein Rudel versuchen alles, um sie wieder zum Rudel zu bekommen. Das wird allerdings erschwert, da die Silberblicke mit Jennica aus Denver verschwinden. Und Zachary und Q...