Silber (Part 2)

Kapitel 16

Chiara

"Ich hoffe, du hältst dein Wort." sagte ich gepresst, als Aaron mich aus dem Rudelhaus meines kleinen Bruders führte.

"Wenn du deines auch hältst, meine Moon." erwiderte er und betrachtete die Autos. "Gehört eines davon dir?"

"Der Ferrari dahinten."

"Wo hast du ihn her? Beim letzten mal hattest du noch einen Opel." sagte er und ging entspannt zum Ferrari.

"Hab ihn geschenkt bekommen." nuschelte ich.

"Von wem?" fragte er erstaunt. Ich antwortete nicht und folgte ihm nur zum Auto. Er setzte sich gerade auf den Fahrersitz. Gezwungenermaßen nahm ich auf dem Beifahrersitz platz.

"Von wem hast du so ein Auto? Gefällt es dir eigentlich? Oder willst du ein neues?"

"Es gefällt mir." sagte ich hastig. Er legte beiläufig eine Hand auf mein Knie.

"Du verabscheust mich noch immer. Du hast mich nur wegen deinem Bruder angerufen."

"Und du hast immer noch deine alte Handy-Nummer." bemerkte ich.

"Ich habe zwei Handys. Und ich habe fünf Jahre sehnsüchtig auf deinen Anruf gewartet."

"Du hättest mir ja folgen können. Warum hast du es nicht getan? Wenn ich doch dein Soulmate bin."

"Ich bin dir gefolgt, habe es aber nicht gewagt, dich anzusprechen. Ich hatte angst, du würdest mich noch mehr...hassen....als ohnehin schon. Das wollte ich nicht riskieren. Ich will, das du von alleine wieder zu mir zurückkommst."

"Ich bin zu dir zurückgekommen."

"Du siehst aus, als würde ich dich dazu zwingen. Unglücklich. Als würdest du gleich losweinen. Wie kann ich dich glücklich machen?"

"Als ob du mich glücklich machen willst." schnaubte ich. "Dir ging es bisher immer nur drum, als bester dazustehen. Immer und überall."

Er umfasste mein Kinn und drehte mein Gesicht zu ihm, sodass ich gezwungen war, ihn anzusehen.

"Ja, aber das war, bevor mein Soulmate abgehauen ist, weil ihr mein Verhalten nicht gefiel." hauchte er. Und dann legten sich seine Lippen über meine.

Lena

Ich sprang in Lukes Bett, was ihm ein verärgertes Seufzen entlockte.

"Wenn es so weitergeht, ist sie bald auch verliebt." sagte ich und kuschelte mich an meinen Bruder.

"Eine komische Familie, in die wir adoptiert wurden. Findest du nicht auch." sagte Luke.

"Wir haben..." fing ich an.

"Noch uns. Und unsere Soulmates. Jennica und Christoph. Und das Rudel." beendete er. "Das sagst du jedes mal, Leni."

"Wir werden Jennica zurückholen, das verspreche ich dir, Luckey."

"Und ich will, das du dich dabei im Hintergrund hältst." grollte er dunkel.

"Und du? Stürmst einfach so voraus? Blind?"

"Bene hat einen Weg gefunden, meine Augen wieder zu öffnen. Er macht es morgen früh." schnaubte Luke. "Und je näher ich Jennica komme, desto klarer werde ich sehen können."

"Sie ist nur ein Mädchen und hat so eine Wirkung auf dich...Jennica Katarina Elizabeth." Ich zog ihren Namen in die Länge.

"Black." sagte Luke.

"Dir ist bewusst, das alle dann einen Ring an ihrer Hand erwarten." bemerkte ich.

Luke schnaubte. "Als ob sie an einem verstümmelten Finger Ringe tragen will."

"Gute Ausrede für Annina. Hast du Jennica eigentlich gefragt?"

"Was?"

"Ob sie dich heiraten will."

"Nein, weil ich im Moment selbst nicht heiraten will. Ich will ihr Annina nicht antun. Dich auch nicht. Ich will mir das nicht antun. Es bei Annabel miterlebt zu haben, reicht mir voll und ganz aus."

"Hast du dich von deinem sogenannten 'Hochzeits-Trauma' noch nicht erholt?" spöttelte ich. annabel hatte ein halbes Jahr nach unserer Adoption geheiratet. Luke gefiel es damals überhaupt nicht, und er 'schwor', sich niemals auf ein Mädchen einzulassen.
Mit 15 hat er einmal was mit Melody, einem Mädchen aus dem Jahrgang unter uns.
Kurz vor seinem 17. Geburtstag hat er Sharon gehabt und vor ein paar Monaten Layla. Diese Bitch.
Und jetzt hatte er Jennica. Sein Soulmate.

"Wie gehts Quinn und Zachary?" fragte Luke und riss mich aus meinen Gedanken.

"Wie bitte? Was?" fragte ich zerstreut.

"Wie gehts Zachary und Quinn? Leben sie noch oder lässt du sie verhungern?"

"Ähm...."

"Ja?"

"Also ich hab schon länger nichts mehr von ihnen mitbekommen..."

"Sie sind in unserem Keller eingesperrt, Miss Black!" sagte Luke tadelnd.

"Da kann ich aber recht herzlich wenig für, Mr. Black. Ich habe sie schließlich nicht dort unten eingesperrt."

"Lass sie raus."

"Jetzt? Was, wenn sie den Mist mit Jennica mitbekommen haben? Das sie entführt wurde? Das es dir schlechter geht? Und sie dann angreifen?"

"Lass sie einfach raus." murmelte Luke.

"Wir werden sie finden. Wir werden sie zurückholen." versprach ich ihm und legte meinen Kopf auf seine Brust.