2. Kapitel

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"Nico !", schrie ich nach dem jüngeren von meinen zwei älteren Brüdern. Nico ist 17 Jahre alt, macht sein Abitur und geht auf die selbe Schule wie ich.

In diesem Moment saß er am Küchentisch gegenüber von mir im Raum. Er hatte seine Kopfhörer auf und ignorierte den Rest der Welt. Mal wieder.

Jedenfalls rufe ich ihn schon zum fünften Mal. Ich war gerade am kochen, da meine Eltern beide arbeiten waren und meine Brüder nicht grade die besten Köche sind. Also wenn ich nicht verhungern wollte, musste ich selber kochen.

Doch das war nicht das Problem. Mein Problem war, dass Marvin, mein 21- Jähriger Bruder noch nicht wieder da war. Er sollte auf dem Rückweg von der Uni, die nur 30 Minuten entfernt ist, Milch mitbringen und ich hatte schon angefangen zu kochen. Doch er war noch nicht da.

"Nico !",schrie ich wieder, doch meine Geduld war am Ende. Also ging ich zu ihm und nahm ihm seine Kopfhörer weg, woraufhin ich seine ganze Aufmerksamkeit hatte.

"Was ist den los, Saphi ?" , grinste er. Er wusste ganz genau, dass ich es hasste Saphi genannt zu werden. Es klingt einfach so kindlich.

Ich rollte einfach nur die Augen und sagte:"Rufst du Marvin an und fragst wo er bleibt ?"

"Wieso rufst du ihn nicht selbst an?", fragte er schulterzuckend.

"Weil  mein Handy oben in meinem Zimmer ist und ich das Essen nicht hier lassen kann. Wir wissen beide was das Letzte Mal passiert ist, als du allein in der Küche mit dem Essen warst.", erklärte ich.

Es war letztes Jahr, als ich an die Tür gegangen war. Er war allein und wollte sehen was ich koche. Nach dem Probieren war er der Meinung es würde noch Salz fehlen und wollte es nachbessern. Doch statt Salz nahm er Kümmel. Niemand weiß, wie er es Salz mit Kümmel verwechseln konnte.

Jedenfalls hat Marvin eine Allergie dagegen. Innerhalb weniger Sekunden war sein Hals angeschwollen und wir mussten einen Krankenwagen rufen.

Nico stand von seinem Stuhl auf,stellte sich direkt vor mich und tat beide seine Hände auf meine Schultern. Er sah mir mit seinen dunkel blauen Augen direkt in meine hellblauen. Dann sprach er langsam und jedes Wort betont:" Es war ein Versehen. Vor einem Jahr. Vergiss es einfach."

Ich lachte laut . Die Situation kam mir ziemlich lustig vor, da er versuchte ernst zu bleiben, aber es sich einfach nur lustig angefühlt hat.

"Ruf ihn einfach an!", sagte ich schließlich.

"Nein, mach es selber."

"Nicolas, ruf ihn an.", er hasste es Nicolas genannt zu werden. Es ist zwar sein Name, aber er fand es nicht schön.

"Saphi , nein !", protestierte er. Er war nur ein Jahr älter als ich und das merkte man ihm oft an.

"Es dauert nur eine Minute!"

"Eine Minute zu viel!", sagte er wieder und in diesem Moment kam Marvin durch die Tür und stand am Türrahmen:" Wieso streitet ihr euch beiden denn wieder?"

Er hatte überall auf seinen Klamotten und seinem Gesicht Öl und Dreck.

Anstatt seine Frage zu beantworten fragte ich:"Marvin, wo warst du? Ich warte schon fast eine Stunde."

Nico ergänzte:" Und wieso siehst du so scheiße aus?"

Marvin lachte und gab mir die Milch auf die ich gewartet habe:" Ich war auf dem Weg, da kamen komische Geräusche aus dem Motor des Autos und ich hab nachgesehen. Da kam Rauch raus und da hat mir Noah geholfen."

"Noah, wer?", fragte ich. Ich kenne eigentlich alle seine Freunde, da seine und auch Nicos Freunde oft zu uns kommen, da unsere Eltern kaum da sind und sie so mehr Freiraum haben. Aber ich habe noch nie was von einem Noah gehört.

Auf meine Frage hin änderte sich Marvins Gesichtsausdruck und er schien sich an etwas erinnert zu haben. Er ging aus der Küche und kam ein paar Sekunden später wieder rein. Gefolgt von einem Typen, der grüne Augen und dunkel braune Haare hat.

"Noah Phillips.", kam der Unebekannte rein und nickte. Ich rollte wieder die Augen. Er hatte diesen 'Ich-bin-besser-als-du'- Blick, der mir ziemlich bekannt vorkam. Es war der Blick den Marc, ein Freund meiner Brüder hatte, als er zum ersten Mal herkam. Er machte sich immer an mich ran, wenn meine Brüder gerade nicht hinsahen. Ich frage mich noch immer, ob meine Geschwister es ignorierten oder es einfach nicht mitkriegten. Jedenfalls mochte ich ihn nie.

Ich sah ihn skeptisch an und wandte mich an Marvin :"Und ?"

"Und ich dachte, als Danke, dass er mir geholfen hat, lade ich ihn zum Essen ein, da meine wundervolle kleine Schwester doch so toll kochen kann.", grinste er mich an.

Ich lächelte kurz zurück. Ich verstand mich mit Marvin immer besser, als mit Nico. Was aber auch daran lag, dass der Altersunterschied größer ist.

"Ok, ich geh mich dann umziehen und ihr macht euch bekannt.", sagte Marvin und sah von mir zu Nico und wieder zu Noah und verließ die Küche.

Da mein erster Eindruck von diesem Noah nicht sehr toll war, schaute ich Nico an und er wusste, dass er das übernehmen musste. Auch wenn wir manchmal streiten,brauchten wir nicht immer Worte um uns zu verstehen. Wir verstanden uns auch so.

Ich nahm die Milch und drehte den Rücken zu den beiden Jungs und begab mich an die Arbeit. Keine 20 Sekunden später klingelte ein Handy. Ich drehte mich um, um zu sehen, dass es Nicos war. Er entschuldigte sich und ging aus der Küche und ließ mich mit diesem fremden Typen allein. Doch bevor er rausging, drehte er sich zu Noah und sagte mit einem ernsten Blick:"Finger weg von ihr!"

Ich rollte die Augen und machte mich wieder an die Arbeit. Er und auch Marvin waren schon immer die überfürsorglichen großen Brüder.

"Überfürsorglicher Bruder ?", hörte ich diesen Noah sagen und zuckte mit den Schultern. "Möglich .", sagte ich, ohne mich umzudrehen.

Dann ging ich zu einem Schrank am anderen Ende der Küche und suchte nach einem bestimmten Behälter. Als ich es fand, seufzte ich. Es ist ganz oben und ich komme nicht dran. Ich streckte mich ein paar Mal, doch kam einfach nicht ran. Sonst holen meine Geschwister die Sachen runter, doch sie sind beide gerade nicht da.

"Brauchst du Hilfe, Prinzessin?", fragte Noah, dessen Stimme nun näher klang als vorher. Er hatte eine ziemlich tiefe Stimme, die gleichzeitig auch sanft klang.

"Nein.", sagte ich ganz sturr und drehte mich in seine Richtung. Er stand zwei Schritte vor mir. Er hob eine Augenbraue:" Sicher ?"

"Jep.", sagte ich. Etwas an ihm mochte ich nicht. Vielleicht sollte ich ihm nicht sofort die kaltr Schulter zeigen; aber er hatte diese Jeder-liebt-mich -Einstellung. Er tat so, als würde ich ihm sofort in die Arme fallen. Aber ich lebe lang genug mit zwei Männern und ihren Freunden zusammen, dass es bei mir nicht wirkt.

Schon aus Prinzip würde ich seine Hilfe nicht annehmen. Also ging ich wieder zu meinem ursprünglichen Platz, aber er kam dann mit dem blauen Behälter in den Händen, woran ich gerade nicht rankam, hinterher:"Hier bitte, Prinzessin." Daraufhin rollte ich die Augen. Ihr merkt, ich rolle sehr oft mit den Augen.

"Kein Dankeschön ?", fragte er grinsend.

"Nop."

"Sagst du mir wenigstens wie du heißt?", er hob eine Augenbraue und grinste weiter.

"Nop."

"Du bist ziemlich unhöflich, nicht? Das passt doch zu keiner Prinzessin."

"Normalerweise nicht. Und ich bin keine Prinzessin.", er fing an mich wirklich zu nerven.

Als ich endlich fertig war und das Essen im Ofen war, drehte ich mich wieder zu Noah. Er hatte ein iPhone in seiner Hand und war an der Kante der Arbeitsplatte angelehnt. Zum Ersten Mal sah ich ihn mir genauer an. Er hatte schwarze Jeans, ein graues T-shirt und schwarze Vans an. Er hatte diesen Skater-Style. Seine Haare lagen ganz durcheinander und seine Augen sind ein helles grün. Plötzlich sah er hoch und unsere Blicke trafen sich. Er hatte mich beim starren erwischt. "Gefällt dir was du siehst ?!", zwinkerte er mir zu.  Gerade als ich einen Kommentar dazu wie eingebildet er doch rüberkam abgeben wollte, kamen beide meiner Brüder hintereinander in die Küche.

My brothers new friend ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt