9. Kapitel

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"Lass mich los!", sagte ich und zog mein Handgelenk aus seinem Griff. Ich hasste es, wenn man mich festhielt. Ich kriegte immer ein ungutes Gefühl und fühlte mich sehr eingeengt. Dieses Gefühl hatte sich letztes Jahr verstärkt. Er sah mich verwirrt an, aber sagte nichts. Ich machte meine Musik wieder lauter und lief einfach los. Aus dem Augenwinkle konnte ich sehen, dass er mit lief. Oder fuhr. Er hatte wieder Daisy bei. Dieses Mal lief ich aber eine längere Strecke und nicht sofort zur Brücke. Ich machte viele Umwege und hoffte eigentlich, dass er einfach irgendwann wegfahren würde. Aber falsch gedacht. Er fuhr bis zur Brücke, wortlos. An der Brücke blieb ich stehen und sah, dass er weiter hinten geblieben war.

"Ein bisschen mehr Sport als sonst?", fragte er grinsend, als er vor mir stand. "Du weißt nicht wie ich sonst immer laufe.", kommentierte ich. Er nickte und mein Blick fiel auf sein Skateboard ... ich meine Daisy.

"Wieso hat deine Schwester sie Daisy genannt?", sprach ich versehentlich meine Gedanken aus. Das passierte mir leider wirklich oft.

Er sah mich an und hob die Augenbrauen:"Du kannst sie selber fragen."

"Was ?", fragte ich verwirrt. Wie meinte er das. Er sah mich amüsiert und mit seinem typischen Grinsen an. Muss er das immer tun ? Es .. es provuziert mich. Da er der Meinung war nichts sagen zu müssen, nahm ich ihm in einem unerwartenden Moment Daisy weg und stellte mich drauf. Ich drehte mich in die andere Richtung und fuhr in Richtung der Bibliothek. Ich hörte seine Schritte hinter mir und beschleunigte. Was keine gute Idee war, da ich mein Gleichgewicht noch immer nicht gut auf dem Board halten konnte. Ich fuhr über eine unebene Stelle im Asphalt und verlor mein Gleichgewicht. Ich versuchte nicht zu fallen, aber natürlich klappte es nicht. Ich schloss aus Instinkt meine Augen und wartete auf den Knall. Aber wiedermal passierte das nicht. Ich fühlte wieder ähnlich warme Arme um mich und die Wärme breitete sich in mir aus. Normalerweise würde ich die Person wegschubsen, aber dieses Mal nicht. Ich öffnete meine Augen und natürlich war es Noah. Seine grünen Augen funkelten wie immer und er Grinste. Als ich merkte, wie wir wohl gerade aussahen schubste ich ihn leicht weg und stellte mich zwei Schritte weg von ihm. Er sah mich immer noch mit einem Grinsen, aber einem anderen Grinsen also sonst immer, an und sagte dann:"Zum 2. Mal. Wird das etwa zur Gewohnheit, Prinzessin?" Dann nahm er sein Board und fuhr weg.

Auf dem Rückweg dachte ich über die Situation von eben nach. Es war fast genauso schonmal passiert... Und was meinte er damit, dass ich seine Schwester selber fragen sollte? Ich hatte sie noch nie gesehen.

Zu Hause machte ich noch meine letzten Hausaufgaben für Montag und schrieb noch auf Facebook mit ein paar Freundinnen, bis ich eine neue Freundschaftsanfrage kriegte. Sie war von Noah. Ich akzeptierte sie und ging auf sein Profil. Er hatte eine Menge Freunde. Auf seinem Profilbild saß er auf einer Skatebahn. Seine Haare fielen ihm auf die Stirn und seine Augen leuchteten besonders auf diesem Bild. Er kniff ein Auge zu, da ihn die Sonne zu blenden schien. Ich klickte auf seine anderen Bilder. Er hatte nicht viele. Auf einem saß er an einem Schlagzeug und hatte blaue Sticks in seiner Hand. Das Einzige was an ihm anders war als sonst war, dass er ein breites Lachen hatte. Es war nicht sein typisches Grinsen. Er sah wirklich glücklich aus. Auf einem anderen Bild saß er auf einer Tribüne. Man konnte nicht erkennen wo er war, aber er hatte eine Wollmütze und einen Schal an. Trotzdem guckten wieder seine dunkel braunen Haare raus.

Du stalkst gerade seine Bilder !

Als ich realisierte was ich gerade tat, klickte ich schnell weg und machte ein neues Lied an. Ich hatte garnicht gemerkt, dass das Lied zuende war.

Dann schrieb mich Noah an:

Chatverlauf:

Noah: Hi :)
Saphira:Hey ?
N: Bist du auch gut zu Hause angekommen ? :)
S: Ich bin kein kleines Kind!
N: Ok. Was ich noch sagen wollte:
S: Spucks aus !
N: Ich habe am Freitag Geburtstag und feier bei mir zu Hause eine kleine Party. Kannst' auch kommen :D
S: Mal sehen.. Aber hättest du mir das nicht eben sagen können ?
N: Hätte ich, aber irgendwer war damit beschäftigt mit meinem Skateboard wegzufahren und dann zu fallen und ich musste sie retten! ;)
S: Niemand hat dich nach deiner Hilfe gefragt!

Nachdem ich meinen letzten Satz geschrieben hatte, loggte ich mich aus und packte meine Sachen für die Schule am nächsten Tag.

Würde ich zu seinem Geburtstag gehen? Ich kannte ihn nicht wirklich. Wieso lädt er mich eigentlich ein ? Bestimmt nur wegen meinen Geschwistern. Ich schätzte, er hatte sie eingeladen. Er kannte ja angeblich niemand anderen hier. Und wenn ich gehe, was würde ich ihm schenken ? Außerdem wäre dort kein Mädchen, das ich kenne... Seine Schwestern würden doch bestimmt  da sein. Und jetzt merkte ich was er meinte, als er sagte, dass ich seine Schwester selber fragen könnte.

Und wieso mache ich mir so viele Gedanken darum.

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Ich hoffe, dass es euch gefallen hat :)

Ich freue mich über Feedback :)

:D xx

My brothers new friend ?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt