Kapitel 2

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Mein Herzschlag hallte mir in den Ohren wider. Tok-tok, tok-tok, tok-tok. Gefahr, Gefahr, Gefahr! Das schien er mir zuzuschreien.

Ehe ich überhaupt erst darüber nachdenken konnte, hatte ich mich von der Wand abgestoßen, tauchte rechts unter dem Arm des einen Mannes hindurch, und rannte los. Mein Kleid ließ mir nicht allzu viel Bewegungsfreiheit und ich war nicht ans Laufen gewöhnt, aber ich würde ganz bestimmt nicht untätig dort herumstehen, während sie Gott weiß was mit mir anstellten.

Ich lief so schnell ich konnte, doch plötzlich prallte ich gegen eine harte Wand und wurde auf den Boden zurückgeschleudert. Beim Aufprall entwich mir die Luft und ein heißer Schmerz zog durch mein Steißbein. Meine Hände brannten, da ich mich hatte abfangen wollen. Nun waren sie aufgeschürft.

„Langsam, Kleine", sprach der Erste der Männer, der sich erschreckenderweise als die plötzlich erschienene Wand herausstellte. Das war nicht möglich! Ich hatte ihn nicht einmal an mir vorbeirennen sehen, niemand war so schnell!

„Wir haben ein faires Geschäft mit deinem Onkel gemacht. Und eine ordentliche Summe haben wir außerdem für dich hingeblättert. Also sei jetzt ganz brav."

Er beugte sich hinunter und plötzlich stand ich wieder auf meinen Beinen, zitternd und den Arm in einem schraubstockähnlichen Griff.

Mein Onkel hatte mich . . . nein! Er war vielleicht keine gute Familie für mich, aber er würde mich niemals verkaufen . . . oder?

„Das würde er nicht tun! Ihr lügt!", schleuderte ich dem Mann mit krächzender Stimme entgegen.

„Sicherlich nicht", sagte eine Stimme aus der Dunkelheit.

„Was haben wir denn da?", fragte der Mann vor mir in einem fast zischenden, knurrenden Ton und hob meine Hand in die Höhe. Ein paar Tropfen Blut liefen an meinem Handgelenk hinab und ich schauderte, als ich seinen gebannten Blick darauf sah. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht.

Das, was dann passierte, hätte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht ausmalen können.

Die anderen beiden Gestalten waren plötzlich wieder da und sie schlossen einen Kreis um mich, aus dem es kein Entkommen gab. Meine Beine gaben unter mir nach und einzig der Griff der Männer hielt mich noch aufrecht.

Dann führte der Mann meinen Arm an seinen Mund und leckte langsam das Blut ab. Ein beinahe irres Funkeln trat in seine Augen und sein Griff um mein Handgelenk wurde so fest, dass ich einen Schrei ausstieß Sofort wurde mir ein Stück Stoff in den Mund gestopft und ich blähte verzweifelt die Nasenlöcher, um überhaupt noch Luft zu bekommen.

„Genauso gut, wie sie riecht", hauchte der Mann, der mein Blut abgeleckt hatte und ließ seine Nase über meine Haut wandern. „Sogar noch besser."

Ich wusste, dass so etwas passieren konnte, ich hatte es all die Jahre lang gewusst. Doch es war mir nie etwas passiert, es hatte nicht einmal Anzeichen dafür gegeben. Und nun saß ich in der Falle. Allerdings hatte ich immer angenommen, dass solche Männer auf etwas anderes als mein Blut aus waren.

„Der Meister wird es uns nicht übelnehmen, wenn wir ein wenig von ihr kosten", sagte einer der anderen Männer und ich spürte eine weitere Hand, dieses Mal an der Seite meines Halses. Vor Schreck schaffte ich es nicht einmal mehr, mich abzuwenden oder mich in sonst irgendeiner Art zu wehren.

Etwas Nasses stahl sich in meine Augenwinkel, doch meine Schluchzer wurden von dem schweren Stoff in meinem Mund verschluckt.

Eine Hand dritte Hand legte sich auf meine Hüfte und übte dort einen viel zu starken Druck aus.

„Ihr Körper ist auch nicht von schlechten Eltern", sagte der Dritte und ließ seine Hand betont langsam meine Seite hinaufwandern. Das Gefühl bereitete mir Würgreize.

AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt