Kapitel 7

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Ich überlegte, was zu tun war. Schließlich entschied ich mich dafür, kurz in das Toilettenhäuschen hinein zu gehen. Vorher sah ich mich allerdings ganz genau zu allen Seiten um, um nach einem Ausweg zu suchen. Ganz hinten links in der Ecke des Gartens schien ein Stück von der Hecke zu fehlen. Vielleicht könnte ich dort hinausschlüpfen. Mir bliebe zwar auch der Weg über die Pforte vor dem Haus, doch dort befanden sich zu viele Fenster, durch die ich gesehen werden könnte.

Ich würde es über die Hecke versuchen.

Schnell verschwand ich in dem kleinen Häuschen, wartete dort einen Moment lang und trat dann wieder hinaus. Vorsichtig blickte ich mich um, doch es war niemand zu sehen. Mir blieb zu hoffen übrig, dass Edward nicht wieder plötzlich vor mir auftauchen würde, denn das schien seine Spezialität zu sein.

Ich lief über den Rasen hinüber zur Hecke. Tatsächlich, dort klaffte ein etwa einen halben Meter breiter Spalt zwischen zwei Sträuchern. Mit etwas Mühe sollte ich es schaffen, mich hindurchzudrücken, auch wenn das Kleid dabei höchst wahrscheinlich nicht unbeschadet bleiben würde. Schade, denn ich fand es wirklich wunderschön.

Durch den Spalt konnte ich die Straße sehen. Zu meiner Überraschung war sie gar nicht so von Menschen überfüllt, wie ich es angenommen hatte. Jetzt fiel mir auch der Grund dafür ins Auge. Ich befand mich zurzeit in einer sehr vornehmeren Gegend und es gab keine Stände, an denen Marktschreier ihre Waren pfeilboten. Ich wusste nicht, ob mich dieser Umstand erleichtern oder bekümmern sollte.

So schnell wie möglich schob ich mich durch die Hecke hindurch und strich mir das Kleid glatt. Erst, als ich auf der Straße stand und eine gewaltige Pferdekutsche nur wenige Zentimeter an mir vorbeirauschte, fiel mir auf, dass ich etwas vergessen hatte. Ich trug keinen Hut.

Ich hatte noch nie einen getragen, doch bei dem Kleid, das ich nun trug, würde man es von mir erwarten. So würde ich natürlich ungewollte Aufmerksamkeit auf mich ziehen, doch alles war besser als bei Jonathan und Edward zu bleiben. Denn sie machten mir Angst, beide auf ihre eigene Weise.

Während ich lief, hielt ich den Blick stur auf den Boden vor mir gerichtet. Zwar reizten mich die schönen Häuser und Villen beidseitig der Straße, einen Blick darauf zu werfen, doch ich traute mich nicht. Je weiter ich mich von Edwards Haus entfernte, desto schneller wurden meine Schritte.

Immer wieder hatte ich kurz das merkwürdige Gefühl, dass sich jemand in meinem Rücken befand und mir folgte, doch ich widerstand dem Impuls, mich umzudrehen.

Als ich eine Straßenbiegung passiert hatte, atmete ich erleichtert auf, denn hier würde man mich von Edwards Haus aus nicht mehr sehen können. Ich hatte es tatsächlich geschafft! Niemand konnte mir mehr etwas antun, ich würde zurück zu meinem Onkel gehen und mit der Zeit würde vielleicht alles besser werden.

Erst nachdem ich einige Schritte gemacht hatte, bemerkte ich, dass es sich bei der Straße um eine Sackgasse handelte. Ich würde umdrehen müssen und diese Erkenntnis behagte mir gar nicht.

Plötzlich hatte ich ein ungutes Gefühl. Das Gefühl, dass etwas Schlimmes geschehen würde, wenn ich mich jetzt umdrehte. Fiebrig tasteten meine Augen die Hauswände vor mir ab, suchten nach einem Weg, einer kleinen Lücke, einem rettenden Ausweg. Doch die gesamte Straße schien eingemauert zu sein und dort, wo kein Haus stand, befand sich ein hoher Zaun, den ich unmöglich überwinden konnte.

Ich atmete tief durch und drehte mich um. Wahrscheinlich entwickelte ich mittlerweile schon Wahnvorstellungen, wurde paranoid. Es würde mir schon niemand gefolgt sein.

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