Kapitel 32

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Es schmeckte köstlich. Während ich aß, leisteten Alice und Esme mir Gesellschaft, doch die anderen Vampire hatten sich ein paar Meter entfernt um das Sofa versammelt und redeten leise miteinander. Nur Rosalie und Edward wohnten der Diskussion nicht bei, denn sie hatten sich verabschiedet. Ab und zu spürte ich ein Paar roter oder bernsteinfarbener Augen auf mir ruhen, doch ich aß tapfer weiter. Trotzdem würde ich nur zu gerne wissen, worüber sie redeten.

Dann wurden die Stimmen mit einem Mal lauter und als ich das nächste Mal zum Sofa hinüberschaute, war Edward plötzlich nicht mehr dort. Verblüfft sah ich mich um, doch von ihm fehlte jede Spur. Carlisle fing meinen Blick auf und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Oh. Hatten sie sich gestritten?

Wenige Minuten später kamen die Vampire zu uns hinüber und setzten sich. Edward war noch immer nicht wieder aufgetaucht und angesichts dieser Tatsache und der ernsten Gesichter der anderen, war mir der Appetit vergangen.

Carlisle nahm als erster das Wort an sich.

„Wir haben überlegt, was nun zu tun ist", richtete er sich an mich, denn Alice und Esme hatten offensichtlich keine Probleme gehabt, dem Gespräch mit ihren Vampirohren zu folgen.

„Eines steht fest: Aro wird nicht eher ruhen, bis er dich, Isabella, wieder in seiner Gewalt hat. Und da Edward dieser Aussicht ganz und gar abgeneigt scheint, müssen wir uns einen Ausweg überlegen", fuhr Alices Mann Jasper fort.

„Es ist unmöglich, sich Aro zu wiedersetzen", sagte Esme leise und schaute ein wenig bedauernd in meine Richtung. „Ihr hattet unglaubliches Glück, dass er euch überhaupt gehen lassen hat."

„Edward, ist zu uns gekommen, um uns um Hilfe zu bitten. Du weißt vielleicht, Isabella, dass er in den letzten Jahrzehnten zu einem engen Familienmitglied geworden ist. Doch es gibt Dinge, denen selbst die stärksten Familienbande nicht gewachsen sind", erklärte Carlisle sanft.

Ich ahnte Böses.

„Du musst wissen, dass Edward noch nie . . . geschweige denn ein Menschenmä- . . .", setzte Jasper an, wurde allerdings von Alice unterbrochen.

„Wir merken, wie sehr er dich schätzt. Ich weiß, dass er dir von seinem früheren Leben erzählt hat, es ist dir also bewusst, wie er normalerweise mit Menschen umgegangen ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass er dasselbe mit dir vorhat. Obwohl er dich offensichtlich gebissen hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass er . . ."

„Genug!", grollte es durch das Haus und ich war nicht die einzige, die zusammenzuckte.

Die Salontür flog mit einem schallenden Knall auf und krachte gegen die Wand. Ein wenig Holz splitterte, doch ich konnte nur Edward anstarren, der vor Zorn förmlich zu qualmen schien. Sein Körper bebte ähnlich wie gestern, als er die Kontrolle verloren und das Zimmer in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Ich sank ein bisschen tiefer in meinen Stuhl hinein.

Edwards Augen kamen auf meinem Gesicht zur Ruhe und sobald ihm bewusst geworden war, dass mich sein Verhalten beängstigte, erstarrte er zu Stein. Die Wut verschwand aus seinen Augen und eine tiefe Trauer schlich sich stattdessen hinein. Er wirkte vollkommen verzweifelt.

„Es ist die einzige Möglichkeit, mein Sohn", sagte Carlisle, doch auch er klang traurig.

„Wenn sie dir wirklich so viel bedeutet, sollte es doch kein Problem für dich darstellen. Wenn sie wirklich die Richtige ist, solltest du keine Zweifel haben", ergänzte Jasper.

„Es geht nicht darum, ob ich Zweifel habe oder nicht!", grollte Edward und sah Jasper aus zusammengekniffenen Augen an. „Die Entscheidung liegt nicht bei mir, sie liegt allein bei Isabella."

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