Kapitel 23

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Ich spürte Edwards Hände, die auf den Rückseiten meiner Oberschenkel lagen und sich mit jeder Sekunde, die wortlos verstrich, tiefer in mein Fleisch zu bohren schienen.

Er würde einen Ausweg finden. Das musste er einfach.

„Ich bin der Meinung, sie sollte sich fürs Erste ausruhen. Sie kann sich ja nicht mal mehr auf den Beinen halten. Ich werde Morgen von ihr kosten und sie sofort zu Euch zurückschicken, sollte es mir nicht munden", versprach er.

Seine Worte und das bloße Gefühl, ihm so nah zu sein, beruhigten mein rasendes Herz. Meine Hände griffen in den Stoff seines Gehrocks, um mich ein wenig zu stabilisieren.

„Die Rechnung ist einfach, mein Freund. Entweder, Ihr probiert jetzt von ihr oder aber ich sehe mich gezwungen, meine Meinung zu ändern", drohte Aro, allerdings noch immer ein Lächeln in der Stimme.

Warum tat er das? Er musste doch wissen, dass Edward genauso viel Gefallen an meinem Blut finden würde wie er selbst. Wenn nicht sogar noch mehr. Der einzige Zweck, der dieser Sache zu Grunde lag, war meine Demütigung.

Noch zwei weitere Sekunden verstrichen, bevor Edward vorsichtig nach meiner Hüfte griff und mich von seiner Schulter hob, um mich wieder auf den Boden zu stellen. Reflexartig griff ich nach seinen Armen, damit ich nicht sofort wieder fiel.

„Also gut", sprach Edward die beiden Worte aus, die mich aufschluchzen ließen.

Mein ganzer Körper bebte aus Angst vor dem, was mich nun unweigerlich erwartete, und stumme Tränen liefen mir über die Wangen. Ich wollte dieses Gefühl nicht noch einmal erleben! Vor allem wollte ich es unter keinen Umständen mit Edward in Verbindung bringen! Nicht er. Das durfte nicht geschehen!

„Nein", wimmerte ich leise.

Flehend schaute ich auf und suchte nach Edwards Blick, doch er sah mir nicht in die Augen. Sein Blick ruhte an der Seite meines Halses. Nicht an der Seite, an der Aros Zähne meine Haut nur Stunden zuvor durchstoßen hatten und an der der andere Vampir mich gebissen hatte, sondern auf der anderen, der linken Seite. Gier blitzte in seinen Augen auf.

Ich erschauderte und gab auf.

Es hatte keinen Sinn, wenn ich jetzt versuchte, mich zu wehren. Ich konnte nur darauf hoffen, dass Edward es so kurz und schmerzlos wie möglich für mich machen würde, doch diese Möglichkeit würde ich ihm nehmen, wenn ich mich wehrte. Ich schloss die Augen.

Edwards kalte Hand legte sich sanft aber bestimmt über mein linkes Ohr und bog meinen Kopf ein wenig zur Seite. Mit seiner anderen Hand hielt er mich nun unter der Schulter, was es mir ermöglichte, meine Hände von seinen Armen zu lösen und sie zu Fäusten zu ballen, um meine Finger daran zu hindern, unkontrolliert zu zittern. Ich hatte solche Angst.

Dass er sich meinem Hals näherte, bemerkte ich nur an der Kälte, die sein Körper ausstrahlte. Kein kühler Lufthauch streifte über meine Haut, denn er schien nicht zu atmen. Ich dagegen keuchte inzwischen regelrecht.

„Was gäbe ich dafür, an Eurer Stelle zu sein", seufzte Aro, doch ich hörte ihn kaum. Stattdessen konzentrierte ich mich auf Edwards Hände. Seine Finger an meinem Hals strichen beinahe unmerklich über meine Haut, von Aro verborgen durch meine Haare, die davor fielen.

Etwas streifte mein Kinn - es musste seine Nase gewesen sein – und Augenblicke später berührte etwas Kühles, Glattes und dennoch sehr Weiches meinen Hals. Ein Schauer rann durch meinen Körper und ich konnte nichts gegen die Richtung, die meine Gedanken einschlugen, tun. Ich stellte mir vor, wie Edward kleine Küsse auf meinem Hals verteilte und sich dann zu meinem Mund vorarbeitete. Mir wurde heiß und meine Hände fanden wieder den Weg zu seinen Unterarmen, auf denen ich sie vorsichtig ablegte.

Dann schob sich etwas Hartes an seinen Lippen vorbei und traf auf meine Haut. Ein weiterer Schauer durchlief mich, doch dieses Mal war er der Angst in meinem Innern geschuldet. Ich presste die Augen so fest zusammen, dass es schon beinahe schmerzte.

Doch die erwarteten Höllenqualen blieben aus. Als seine Zähne meine Haut durchbohrten, spürte ich für einen kurzen Augenblick einen Schmerz, der aber so schnell wieder verschwand wie er gekommen war. Ich wollte meine Augen öffnen, um mich zu vergewissern, dass er mich wirklich gebissen hatte. Doch in diesem Moment nahm ich einen leichten Sog an meinem Hals wahr und mir wurde bewusst, dass er erst jetzt angefangen hatte, zu trinken.

Aber auch nun war das Gefühl in keiner Weise mit den anderen beiden Malen, als ich gebissen worden war, zu vergleichen. Es ähnelte vielleicht am ehesten einem wohligen Kribbeln in meinem Innern. Der Sog wurde ein wenig stärker und Edward gab ein befriedigtes Stöhnen von sich, das mir in jeder anderen Situation das Blut in die Wangen getrieben hätte.

Ich öffnete die Augen einen Spaltbreit und ich schielte zur Seite, um ihn sehen zu können. Er hatte die Augen geschlossen und ein Ausdruck großen Genusses ruhte auf seinem Gesicht. Nur seine Stirn, die in Falten lag, deutete darauf hin, dass er sich zurückhielt, um mir nicht wehzutun.

Es war mir kaum begreiflich, aber irgendwie hatte er es tatsächlich geschafft, dass ich keine Schmerzen empfand. Einzig das leichte Ziehen ging durch meinen Körper und erwärmte mich, machte mich geradezu neugierig auf das, was noch kam.

Edwards Hand wanderte von meiner Schulter hinab zu meiner Hüfte und drückte mich begierig gegen sich, während er noch immer an meinem Hals saugte. Und das Unglaublichste von allem war, dass ich mich noch enger an ihn presste und meine Hände auf seine Brust legte, um ihm noch näher zu sein. Gerade noch so konnte ich ein Keuchen zurückhalten, als er einen tiefen Schluck nahm und ich ein leichtes Ziehen im Unterleib spürte, das ich so noch nie erlebt hatte. Etwas drückte sich gegen meinen Bauch und dann wurde der Sog plötzlich doch schmerzhaft. Mir entwich ein kleines Jammern und sofort stoppte der Schmerz.

Ein kurzes Stechen durchzuckte mich, als Edward seine Zähne zurückzog und seine Zunge über die verletzte Haut meines Halses gleiten ließ. Danach war es nur noch ein leichtes Ziehen, das rasch in den Hintergrund trat.

Edward hob den Kopf, sehr langsam, und sah mich aus glühend roten Augen an. Ich vergaß beinahe zu atmen, als er sich mit der Zunge genüsslich über die Lippen fuhr und einen kleinen Blutstropfen aufsammelte. Sein Blick ruhte schwer auf meinem Gesicht und ich konnte so viele Dinge auf einmal darin lesen, dass mir ganz schwindelig wurde. Erstaunen, Verlangen, Zärtlichkeit, Hunger, Macht und sogar einen Funken Verletzlichkeit.

Und dann, als Aro sich räusperte, verschwand all dies im Bruchteil einer Sekunde von seinem Gesicht und wurde von einem Ausdruck höchster Achtsamkeit ersetzt. Hastig ließ ich meine Hände von Edwards definierter Brust fallen. Ich hoffte, dass es für Aro so ausgesehen hatte, als hatte ich ihn von mir schieben wollen.

Edwards Hand lag noch immer auf meiner Hüfte und ich hatte das Gefühl, die Haut darunter stand in Flammen. Was um Himmels Willen war gerade passiert? Das Blut pochte mir in den Ohren und meine Wangen fühlten sich an, als glühten sie geradezu.

Falls Aro allerdings etwas von der knisternden Atmosphäre zwischen uns gemerkt hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Seelenruhig schritt er um Edward herum und blieb neben uns stehen.

„Ihr müsst zugeben, dass ich nicht untertrieben habe", wandte er sich an Edward und klopfte ihm auf die Schulter.

Ich entschied, dass es das Klügste war, wenn ich mich so unauffällig wie möglich verhielt und keinem der beiden mehr in die Augen schaute. Als ob mein Körper mein Vorhaben verstanden hatte, verflüchtigte sich die Unruhe in meinem Inneren und die bleierne Schwere kehrte zurück. Auch wenn ich es kaum gemerkt hatte, während Edward von mir getrunken hatte, so hatte mich der zusätzliche Blutverlust doch noch ein Stück weiter geschwächt. Ich hatte regelrechte Mühe, die Augen offen zu halten, geschweige denn, mich auf den Beinen zu halten.

Edward erwiderte etwas auf Aros Worte, doch für mich klang es nur wie ein dumpfes Rauschen im Hintergrund. Die Wände um mich herum schienen sanft hin und her zu schwanken und dann kam der Boden auf mich zu und alles wurde schwarz.

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