Kapitel 14

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Und weiter geht's :)

Vielen Dank an dich, movnis, für deine Votes!

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Am nächsten Morgen weckte mich das gedämpfte Sonnenlicht, das an den Seiten der Vorhänge in das Zimmer fiel. Ich blinzelte ein paar Mal und gähnte herzhaft.

Mein Blick fiel auf das dünne Buch, das ich gestern angefangen hatte zu lesen. Es schien sich um eine richtige Abenteurergeschichte zu handeln. Gerade, als ich meine Hand ausstreckte, um weiterzulesen, ließ mein Bauch ein leises Knurren verlauten.

Seufzend ließ ich meinen Arm wieder sinken. Mein Appetit hatte sich in den letzten Tagen um ein Vielfaches gesteigert. An diese regelmäßigen Mahlzeiten könnte ich mich wirklich gewöhnen.

Ich seufzte ein zweites Mal, da ich merkte, wie albern meine Gedanken klangen. Dieses Essen war keine Selbstverständlichkeit und ich war mir sicher, dass ich das früh genug auch wieder zu spüren bekommen würde.

Mein Magen schien diese Meinung allerdings nicht zu teilen und begann sich immer lauter zu Wort zu melden. In diesem Moment wünschte ich mir, Edward könne meine Gedanken ausnahmslos . . . Oh!

Siedendheiß fiel mir wieder ein, welcher Gedanke mir gestern kurz vor dem Einschlafen gekommen war. Edward hatte die These aufgestellt, dass er meine Gedanken nur lesen konnte, wenn ich gerade einen sehr emotionalen Moment erlebte.

Doch wie konnte er dann meine unglaubliche Angst vor Jonathan nicht bemerkt haben? Wenn diese Angst keine starke Emotion gewesen war, wie hatte es dann die Wut auf Edward sein können, die im Vergleich dazu doch kaum erwähnenswert schien? Das ergab für mich einfach keinen Sinn.

Es musste einen anderen Grund dafür geben, dass Edward meine Gedanken ab und zu lesen konnte.

Ernüchtert und auch enttäuscht, dass starke Emotionen offensichtlich nicht die Erklärung waren, stand ich vorsichtig auf. Gestern Abend war ich so müde gewesen, dass ich einfach so eingeschlafen war und nicht einmal dazu gekommen war, mir das Kleid auszuziehen. Nun schmerzte mein Rücken ein wenig, weil sich die Schnüre hineingedrückt hatten.

Früher hätte es für mich keinen großen Unterschied gemacht, ob ich mehrere Tage lang dasselbe Kleid trug, doch ich glaubte, dass es für die Menschen aus Edwards Klasse vollkommen normal war, jeden Tag etwas Neues anzuziehen. Es schien sogar gewünscht.

Deshalb bemühte ich mich wirklich sehr, an die Schnüre an meinem Rücken zu gelangen und das Kleid zu öffnen, doch ich schaffte es einfach nicht. Edward hatte es so kompliziert zusammengeschnürt, dass ich nicht einmal die Enden der Bänder fand. Ich seufzte und wie als Reaktion darauf knurrte mein Magen erneut.

In der Hoffnung, dass ich Edward unten im Haus antreffen würde, trat ich auf den Flur hinaus. Dort allerdings blieb ich schnell wieder stehen. Was würde passieren, wenn Edward wieder außer Haus wäre und ich unten nur auf Jonathan stoßen würde?

Bei diesem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken. Doch wenn ich etwas essen wollte, so sagte ich mir, durfte ich nicht so feige sein.

Leise ging ich weiter und betrat mit einem kleinen Seufzen die Treppe. Im Haus war es beinahe unheimlich still, aber irgendwo raschelte Papier. Ob einer der beiden eine Zeitung las? Ehrlich gesagt glaubte ich nicht, dass Edward viel Zeit mit dem Lesen einer Zeitung verbrachte und wenn, dann würde er bestimmt kein einziges Geräusch dabei machen.

Das Geräusch kam aus dem Salon und ich trat zögerlich näher. Das letzte Mal, als ich hier gestanden hatte, waren mir sehr beängstigende Dinge zu Ohren gekommen und ich hatte Furcht, dass dies erneut passieren würde. Doch es waren keine Stimmen zu hören.

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