Am nächsten Morgen weckte mich eine kühle Hand, die mir über die Wange strich. Verschlafen blinzelte ich und schlug die Augen auf. Irgendwas war komisch. Als ich mich kurz im Zimmer umschaute, bemerkte ich auch schnell, was es war. Obwohl Edward offensichtlich die Vorhänge vor den Fenstern zurückgezogen hatte, fiel kaum Licht hinein. Einzig den silbrigen Schein des Mondes konnte ich erkennen. Die Nacht schien gerade erst zu ihrem Ende zu kommen.
Edward saß nicht wie gewohnt in einem Stuhl neben dem Bett sondern auf der Bettkante und lächelte sanft auf mich hinunter.
„Guten Morgen, Isabella. Wir müssen uns auf den Weg machen", sagte er und griff behutsam nach meiner Bettdecke, um sie zurückzuschlagen. Sofort streifte frische Luft über meinen Körper und ich fröstelte.
„Aber . . . die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen", krächzte ich und räusperte mich verlegen.
Edward nickte bestätigend. „Aro wird sehr bald jemanden vorbeischicken und ich möchte es vermeiden, dass wir dann noch hier sind. Ich habe genügend deiner Kleider in die Kutsche packen lassen. Schaffst du es, in zehn Minuten abfahrbereit zu sein?"
Er stand und ich nickte schnell. Offensichtlich war er in großer Eile und ich wunderte mich, warum Aro wohl jemanden in aller Herrgottsfrühe zu Edward schicken sollte. Doch bevor ich auch nur zu einer Frage ansetzen konnte, war Edward verschwunden und ich war allein.
Auf dem kleinen Schränkchen neben dem Bett stand ein großes Glas Wasser, das ich begierig austrank. Dann lief ich schnell ins Bad, um mich zu waschen und das wunderschöne grüne Kleid, das dort lag, überzuziehen. Ich hatte es zuvor noch nicht gesehen. Edward musste es neu gekauft haben, was mir ein reichlich schlechtes Gewissen machte. Die grünen und weißen Steine auf der Vorderseite des Kleides sahen aus wie echte Smaragde und Diamanten. Doch selbst, wenn es bloß Nacharbeitungen waren, wäre dieses Kleid ein Vermögen wert. Angesichts dieser Verschwendungssucht konnte ich innerlich nur den Kopf schütteln. Doch mein Spiegelbild strahlte mich geradezu an.
Zehn Minuten später fand ich mich Edward gegenüber in einer sehr prunkvollen Kutsche wieder, mit zwei großen Koffern Gepäcks sicher auf dem Dach verstaut. Auf dem Kutschbock saß ein älterer Mann, den ich nicht kannte. Doch da Edward ihm zu vertrauen schien, beschloss ich, dasselbe zu tun. Aus meinem Fenster konnte ich die ersten Sonnenstrahlen über die eng aneinander stehenden Häuser blitzen sehen. Allerdings war es auch erstaunlich windig und die wenigen Bäume um uns herum schwankten bedrohlich.
Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie Edward an all das Geld gekommen war, doch der grüne Stoff meines Kleides, der sich immer wieder in mein Blickfeld schob, genau wie die Kutsche um uns herum, zwangen mich dazu. Obwohl es noch so früh am Morgen war, war ich schnell hellwach. Edward musterte mich aufmerksam, als wüsste er genau, dass mir etwas auf dem Herzen lag. Um mich nicht mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen, fragte ich etwas, das mich fast genauso sehr interessierte.
„Ihr . . . Ihr werdet mich doch nicht zurück zu Aro bringen, oder?"
Edward zog eine grimmige Miene und schüttelte den Kopf. „Das ist der Grund, weswegen wir uns zu dieser Zeit auf der Straße befinden. Ich habe nicht vor, ihn jemals auch nur wieder in deine Nähe zu lassen. Aber dafür werde ich die Unterstützung meiner Familie brauchen", erklärte er mir mit steinernem Gesichtsausdruck.
„Aber er hat mich doch gehen lassen. Warum haben wir es so eilig?", fragte ich erstaunt.
Hier lachte Edward grimmig. „Aro weiß genau, dass ich es bin, bei dem du die letzten Tage gelebt hast. Er wusste es, sobald er mich gesehen hat. Doch das war der einzige Weg, dich zu befreien."
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Angst
FanfictionNew York, Mitte des 18. Jahrhunderts - Isabella Swan lebt bei ihrem Onkel, seitdem ihre Eltern einem Raubüberfall zum Opfer gefallen sind. Als sie eines Nachts einen Auftrag für ihn ausführen soll, fällt sie in die Hände übler Vampire, die in ihr ei...