Später am Tag gingen wir hinüber zum Rest der Familie. Esme, Rosalie und Jasper hielten sich nicht im Salon auf und auf meine Nachfrage hin erklärte Carlisle mir, dass sie jagen gegangen waren. Auf der einen Seite verschreckte mich diese Aussage ziemlich, doch auf der anderen wollte ich mehr wissen.
„Jagen sie Tiere?", fragte ich.
Diese Enthüllung hatte mich zugegebenermaßen neugierig gemacht. Falls es tatsächlich möglich war, ohne Menschenblut zu überleben, würde das meine Entscheidung vermutlich beschleunigen. Auch bei dem Gedanken, das Blut eines unschuldigen Tieres zu trinken, wurde mir ein wenig schummerig, doch es erschien mir immer noch eine bessere Alternative besser als Menschenblut.
Edward nickte. Dann tauchte Alice plötzlich neben mir auf und ergriff meinen Arm.
„Bella, wir müssen unbedingt zusammen etwas kochen!", rief sie aufgeregt und begann, mich hinter sich her zu ziehen. Ihre bernsteinfarbenen Augen strahlten förmlich und ich musste ein wenig lächeln angesichts ihres Übermutes, folgte ihr aber brav. Edward blieb zusammen mit Emmet und Carlisle im Salon.
Der Raum, in dem sich die Feuerstelle mit einem großen Kochtopf befand, war insgesamt wirklich sehr gut ausgestattet. Es gab einen kleinen Esstisch, mehrere große Schränke, an denen Alice sich nun zu schaffen machte, und sogar ein steinerner Herd stand in einer Ecke. Ich musste zugeben, dass die vielen Utensilien mich überraschten.
„Wozu braucht ihr all die Dinge?", fragte ich Alice und hoffte, dass ich nicht frech klang. Aber sie waren schließlich Vampire und ernährten sich ausschließlich von Blut. Oder?
„Seid ihr in der Lage dazu, menschliches Essen zu euch zu nehmen?", fragte ich sie und Alice schenkte mir ein bedauerndes Lächeln.
„Auf der theoretischen Ebene sind wir zwar dazu in der Lage, jedoch schmeckt es nicht besonders gut. Ich habe es erst einmal probiert und mir damals geschworen, es nicht erneut zu kosten. Aber wir bewahren den Anschein. Selbst in dieser abgeschiedenen Gegend kommt es hin und wieder vor, dass sich Menschen zu uns verirren", erklärte sie und beförderte in der Zwischenzeit etliche Nahrungsmittel zu Tage, die sie auf dem Tisch platzierte.
„Das kann ich unmöglich alles essen, Alice", murmelte ich beim Anblick der vielen frischen Dinge.
„Doch, du kannst. Versteh mich nicht falsch, Bella, aber du musst ein bisschen was zwischen die Rippen bekommen", sagte sie und entzündete ein Feuer unter dem Herd. Wie um Himmels Willen hatte sie das so schnell geschafft?
Die nächste Dreiviertelstunde verbrachte ich mit Alice zusammen an diesem wunderbaren Herd und schämte mich dafür, dass sie als Vampirin bessere Kochkünste vorzuweisen hatte als ich. Doch ich hatte schließlich keine Möglichkeit gehabt es zu lernen. Aber es machte mir Spaß.
„Edward scheint dich sehr, sehr gern zu haben, Bella", flötete sie nach einer Weile und griff nach einem der Löffel, die über dem Herd an der Wand hingen, um in dem Kessel zu rühren, der über der Feuerstelle hing.
Meine Wangen fühlten sich an, als wären sie mit einem Mal feuerrot geworden. Und ich war mir sicher, dass Alice mir vom Gesicht ablesen konnte, dass wir uns geküsst hatten. Mein Blick klebte an der Suppe, die ich langsam rührte.
„Ich mag ihn auch sehr", gestand ich leise und in dem Wissen, dass es für die vielen Vampire im Nebenraum wahrscheinlich ein Leichtes war, meine Worte zu verstehen. Es störte mich nicht einmal sehr. Wahrscheinlich war es sowieso für sie alle offensichtlich.
„Das freut mich sehr", versicherte Alice mir. „Sowie den Rest meiner Familie, auch wenn es vielleicht nicht bei allen so scheint."
Ich musste unwillkürlich an Rosalie denken, die sich mir gegenüber gestern nicht sehr freundlich verhalten hatte. Allerdings konnte ich ihr nicht böse sein. Nicht nachdem mir bewusst geworden war, in was für eine Situation Edward seine Familie gebracht hatte, indem er mich mit hierher gebracht hatte.

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Angst
FanfictionNew York, Mitte des 18. Jahrhunderts - Isabella Swan lebt bei ihrem Onkel, seitdem ihre Eltern einem Raubüberfall zum Opfer gefallen sind. Als sie eines Nachts einen Auftrag für ihn ausführen soll, fällt sie in die Hände übler Vampire, die in ihr ei...