Kapitel 13

61 6 0
                                    

„Ich habe dich gehört", begann Edward, trat langsam auf mich zu und schloss die Tür nachdrücklich hinter sich. Dann breitete sich ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht aus, das seine schneeweißen Zähne entblößte.

„Ich habe deine Gedanken gehört, Isabella. Ganz kurz. Du freust dich, dass ich zurück bin. Sehr."

Das Blut schoss mir in die Wangen und ich senkte den Blick. Natürlich wusste er nicht, was der wahre Grund für meine grenzenlose Erleichterung war.

In diesem Moment wollte ich wirklich dazu ansetzen, ihm von Jonathans Taten zu erzählen. Doch kaum fanden meine Augen sein Gesicht wieder, zog mich das warme Leuchten seiner Augen in den Bann.

Und ausnahmsweise konnte mich der Anblick seines Gesichts nicht allzu lange fesseln, denn in diesem Moment bemerkte ich, dass er bloß ein Hemd trug, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte, sodass ich einen guten Blick auf seine Unterarme erhaschen konnte. Sie wirkten so unglaublich stark. Ich fragte mich unweigerlich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er mich im Arm hielt. Wie sich seine Haut an meiner anfühlen würde.

Erst jetzt registrierte ich, dass ich unbewusst einen Schritt auf Edward zugetreten war, während er seinen Blick über meinen Körper wandern ließ. Auf eine Art und Weise, die mir das Blut in die Wangen trieb.

Schließlich brannten sich seine Augen wieder in meine hinein und obwohl ich den Blick abwenden wollte, schaffte ich es einfach nicht.

Seine Augen wirkten ein wenig heller und um ein Vielfaches glühender als am Morgen. Ob das an seiner . . . Mahlzeit lag?

„Eure Augen . . .", brachte ich hervor.

Sofort ließ das Glühen darin ein wenig nach und ein wissender Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Er nickte.

„Sie verändern ihre Farbe, wenn ich etwas getrunken habe. Je weiter die Mahlzeit in der Vergangenheit liegt, desto dunkler werden sie. Allerdings gehe ich seit ein paar Tagen öfter als sonst auf die Jagd. Deswegen wirst du sie niemals schwarz sehen", sagte er.

Schwarz?

„Ihr müsst Euch nicht um mich sorgen, ich würde den Anblick verkraften", versicherte ich ihm schnell.

Kurz musterte Edward mich mit einem Ausdruck des Unglaubens, dann brach er in ein musikalisches Gelächter aus. Es erinnerte mich ein wenig an die Art, wie er gestern Klavier gespielt hatte.

„Du glaubst, dass ich so oft etwas zu mir nehme, damit dir der Anblick meiner schwarzen Iris erspart bleibt?"

Ich blieb wie angewurzelt stehen, während Edward nun langsam auf mich zu schritt. Seine bronzefarbenen Haare waren weniger geordnet als normalerweise und standen wild durcheinander. Ich musste zugeben, dass sie mir so besser gefielen und fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich meine Hand hindurchfahren ließe.

„Glaube mir, das ist nicht der Grund", fuhr Edward fort und ging zu meiner Überraschung an mir vorbei.

Im gleichen Moment schloss ich tief durchatmend die Augen. Natürlich ging er an mir vorbei. Was hatte ich geglaubt, was in seiner Absicht stand? Innerlich lachte ich über mich selbst, während ich die Augen wieder öffnete. In diesem Augenblick war ich unglaublich froh darüber, dass er meine Gedanken nicht lesen konnte. So wurden mir eine Menge Peinlichkeiten erspart.

Ich zwang mich, mich wieder im Hier und Jetzt einzufinden.

„Was ist dann . . .", setzte ich an, jedoch blieben mir nach diesen drei Worten alle weiteren im Hals stecken. Der Grund dafür waren zwei Hände, die sich sanft von hinten auf meine Schultern gelegt hatten. Seine Daumen berührten die nackte Haut an meinem Hals und ich gab einen erstickten Laut von mir.

AngstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt