-Julie-
Seit ein paar Wochen habe ich den Wecker nicht mehr gehört. Aber heute ist es wieder soweit. Fuck, darauf bin ich nicht vorbereitet. Grummelnd drehe ich mich auf die andere Seite und schlage die Decke über den Kopf. Wenn es ums Aufstehen geht, bin ich eine Niete. Ich kann und will es einfach nicht. Aber plötzlich schießt es mir durch den Kopf. Ich bin ja gar nicht zuhause, ich soll heute auf die neue Schule gehen, hier in L.A.. Mit einem Schlag bin ich sofort hellwach und ich schieße in die Höhe. Es ist noch völlig dunkel im Zimmer aber langsam erkenne ich die Umrisse. Ich schäle mich aus der Decke und verlasse das warme extrem bequeme Bett nur ungern. Aber die Neugierde und ja auch Vorfreude siegt nun doch die morgendliche Müdigkeit. Ich durchquere das Zimmer und zieh die Vorhänge zur Seite. Die Sonne scheint mir sofort ins Gesicht und im nächsten Moment beginne ich zu lächeln. In meinen Bauch beginnt es zu kribbeln und ich verspüre ein Gefühl, das mir selten unterkam. Zufriedenheit. Noch immer nicht habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich Mom alleine gelassen habe. Im Gegenteil, es war die beste Entscheidung jemals, die ich getroffen habe.
Ich eile ins Bad, mache mich fertig und hole dann eine Jeans, ein Shirt und ein Hemd aus dem Schrank. Meine weißen Chucks schnappe ich mir von der Ecke, in die ich sie gestern Abend geschmissen habe und suche dann nach meiner Tasche. Als meine Augen an ihr hängen bleiben, steuere ich darauf zu, nehme sie und verlasse das Zimmer.
Während ich mich auf den Weg in die Küche mache, überlege ich ob ich jemals mit so einer Vorfreude in die Schule ging. Ich wette nie, höchstens an meinen ersten Schultag. Aber spästens am Zweiten wusste ich, welche Jahre auf mich zu kommen werden. Und ich behielt recht. Bis heute. Das letzte Jahr auf der Highschool wird mein Jahr. Ich werde es endlich genießen können, Spaß haben und das alles mit Freunden. Mit Freunden, die man sich wünscht.
Ich hatte in den letzten Tag zwar keinen Kontakt mit Cady, Matt, Serina oder Riley, aber ich weiß, dass sie nett sind und ich sie als meine Freunde bezeichnen kann. Ich fühlte mich bei ihnen irgendwie sofort aufgehoben und sicher.
„Morgen." Ich strahle meine Tante an. Sie hebt hebt ihren Kopf und erwidert mein Lächeln.
„Guten Morgen.", sagt sie. „Also deine Cousine hat mich an einem Morgen an dem Schule war nie so angestrahlt. Nein warte, einmal, aber es war ihr letzter Tag auf der Highschool." Ich grinse in mich hinein und nehme mir aus dem Kühlschrank ein Joghurt. Ich greife nach der müslipackung im Regal und schütte etwas auf das Joghurt. Mit der Schüssel setze ich mich zu meiner Tante an den Tisch. "Also bist du bereit für eine neue Schule?", fragt sie mich und trinkt an ihrem Kaffee. Um nicht sofort antworten zu müssen, stecke ich mir einen vollen Löffel in den Mund, nicke aber schließlich.
„Ja. Ich bin mehr als bereit. Ich freue mich regelrecht darauf. Eine neue Schule, neue Leute, neue Professoren. Keiner kennt dich, du kannst neu anfangen." Ich sehe Tante Rosie an und zwinge mich zu einem Lächeln. Sie weiß, dass ich die Wahrheit sage. „Ich habe schon so lange davon geträumt. Ich weiß ich bin erst 17, aber ich wollte so gerne einen Neuanfang. Ich konnte es kaum erwarten, von dort wegzukommen. Ich ..." Meine Tante legt mir ihre Hand auf meine. Ich halte inne und mustere ihr Gesicht. Langsam beginnt sie zu lächeln und presst ihre Lippen zusammen.
„Ich weiß. Aber soll ich dir etwas sagen? Du bist hier, du hast einen Neuanfang gemacht und es steht dem nichts mehr im Weg. Du solltest dein letztes Jahr auf der Highschool genießen und es ein schöner Erinnerung behalten. Du hast es dir verdient." Warm lächelt sie mich an und ich habe das Gefühl meine Brust zerspringt jeden Moment. Ich habe es mir verdient.
„Danke. Für alles." Meine Stimme ist fast ein Flüstern. Sie nickt leicht und wendet dann Blick ab.
„Also wenn du willst kann ich dich mitnehmen? Und ich würde sagen heute Nachmittag suchen wir nach einem Auto für dich. Ich kann dich ja nicht ständig herumkutschieren und du musst ja zur Schule." Sie erhebt sich und nimmt ihr Teller mit zur Spüle. Ich starre ihr hinterher, während ich das Joghurt hinunter schlucke. Ein eigenes Auto? Meint sie das gerade ernst?
„Aber ... Ich hab nicht so viel Geld.", stottere ich. Tante Rose dreht sich zu mir um und lächelt amüsant auf.
„Ich kaufe dir eins. So ein alter Trucker kostet nicht viel.", sagt sie und zuckt locker mit den Schultern als würde ich sie um 10 Mäise bitten.
„Nein, das ist wirklich nicht nötig. Ich kann mit dem Bus fahren oder zu Fuß gehen, du sagtest es ist nicht weit zur Schule.", winke ich ab und wende mich wieder meiner Müslischüssel zu.
„Rede keinen Quatsch. Ich mach das gerne für dich." Sie kommt um die Kochinsel herum. „Warte du hast doch den Führerschein oder?"
Ich sehe wieder zu ihr auf und nicke. „Jap. Aber im Ernst es ist wirklich nicht nötig."
„Hör auf, wir kaufen dir heute eins. Ich kenne da einen guten Händler, der macht uns auch einen guten Preis.", plappert sie. Ich öffne den Mund wieder aber sie hebt warnend den Finger. „Nein. Es ist eine beschlossene Sache. Und jetzt beeil dich, wir sind schon spät." Sie verlässt eilig die Küche und ich räume lächelnd den Tisch ab.
***
Dieses Gefühl, über den Parkplatz laufen zu können ohne dabei von manchen Leuten mit Blicken getötet zu werden, ist himmlisch. In meiner alten Schule wusste jeder über jeden Bescheid. Es war die Hölle. Jeder beäugte dich mit vorwurfsvollen Blicken, glaubte jedem Gerücht das die Runde machte und schoben dich in eine Schublade. Auch Leute, mit denen ich nicht mal Kontakt hatte oder die nicht mal kannte. Hölle ist fast eine zu schöne Beschreibung dafür. Aber hier ist es anders. Und das liebe ich so sehr.
Gruppen scharren sich um Autos herum, lachen, begrüßen sich und haben Spaß. Lächelnd gehe ich über den Parkplatz und komme dem Backsteingebäude näher. Es ist wirklich eine große Schule, ich schätze zweimal so groß wie meine alte Schule. Aber sie sieht schön aus. Vor dem Gebäude sind ein paar kleine Grünflächen mit Bäumen und Sträuchern verziert. Im Schatten der Bäume sitzen ein paar Schüler. Ich bin gerade mal fünf Minuten hier, aber es gefällt mir jetzt schon.
Den Block an die Brust gedrückt laufe ich durch die große weiße Glastüre und bahne mir einen Weg durch die Schüler durch. Es kommt mir vor als laufe nur ich gegen den Strom der Menge aber ich schaffe es schließlich doch hindurch und biege in einen Gang ab. Von der Ecke hängt ein Schild das mich zum Direktoriat führt. Ich komme vor einer schäbigen Holztür zum stehen und warte. Ich blicke um mich und sehe einen Jungen in meinem Alter auf einem der Sessel neben der Tür sitzen. Unsere Blicke treffen sich und sofort erkenne ich ihn wieder. Wie hieß der nochmal? Jason? Aber es ist der Dreckskerl der mit Riley die Auseinandersetzung am Feuer hatte, da bin ich mir sicher. Ich lasse meine Augen über sein Gesicht wandern. Er sieht gar nicht mal so schlecht aus aber irgendwie ist er mir auch unsympathisch. Als ich sein dreckiges Grinsen entdecke sehe ich schnell weg. „Findest du nicht, dass deine Klamotten etwas zu ... bieder sind. Man sieht ja kaum was." Seine Stimme ist leise aber direkt. Mein Kopf schießt zu ihm und ich starre ihn an.
„Was?" Ich runzle die Stirn und mustere ihn wider.
„Guck dich doch mal an. Du hättest eine gute Figur aber du zeigst kaum was." Okay, spätestens jetzt weiß ich, was für ein widerlicher Idiot er ist. Ich fasse es nicht. Ohne zu überlegen machen ich einen Schritt auf ihn zu und beuge mich über ihn. Mir einer Hand halte ich immer noch den Block an mich gedrückt, die andere hebe ich warnend.
„Und welches Recht gibt es dir, mich zu beurteilen wie ich angezogen bin?", sage ich und fixiere ihn mit meinen Augen. Er hält meinem Blick stand, natürlich, er will ja nicht schwach wirken.
„Ich meine ja nur. So bekommst du nie einen Kerl ab." Sagt er und zuckt locker mit den Schultern, während er den Blick abwendet. Seine Augen folgen jemanden und ich drehe mich um. Ein paar Cheerleader gehen an uns vorbei. Eine von ihnen zwinkert ihm auffällig zu und lässt ihren Po in dem kurzen Rock wackeln.
Ich wende mich wieder dem Penner vor mir zu und beäuge ihn. Er erwidert meinen Blick mit einem süffisantem Grinsen. Er glaubt, dass ich nichts darauf sage und ich das so hinnehme, aber er irrt sich. „Hör mal zu du hoffnungsloser Fall. Nur weil dir hier alle Mädchen zu Füßen liegen und du jede haben kannst, bist du nicht gerade was besseres. Im Gegenteil, du tust mir sogar leid. Ja wirklich, du suchst so verzeiwefelt nach Anerkennung, dass du mit diesen dummen Schlampen ins Bett gehst, die nicht mal bis fünf zählen können. Also ehrlich gesagt ist das so erbährmlich, dass du mir wirklich leid tust. Und jetzt versuchst du mir ins Gewissen zu reden, dass ich mit meinen Klamotten keine Typen abbekomme, nur damit ich in solchen kurzen billigen Röckchen herumlaufe, nur um Anerkenung zu bekommen. Aber weißt du was? Ich brauche so etwas nicht, weil ich erstens nicht nur vögeln im Kopf habe, zweitens habe ich meine Hormone im Griff und drittens." Ich kommen einem Gesicht gefährlich nahe. "Ich würde nie im Leben mit dir ins Bett gehen. Da würde ich mir eher die Kehle durchschneiden als von dir angefasst zu werden." Ich kann zusehen wie sein Grinsen erlischt und er mich mit großen Augen ansieht. Jetzt bin ich es die süffisant grinst. Erhobenen Hauptes richte ich mich wieder auf, wende aber nicht den Blick von ihm. Als er den Mund öffnen will, hebe ich sofort meine Hand. „Sag lieber nichts. Egal was du jetzt sagen könntest, es wird für dich nicht gut enden. Also lassen wir es so stehen und ich würde sagen, der Punkt geht an mich." Ich wende mich von ihm ab und nehme den Knauf der Tür in die Hand. Ich öffne sie, halte aber inne als ich seine Stimme höre. Genervt drehe ich mich zur Seite und sehe zu ihm. „Aber du verrätst mir sicher noch deinen Namen?" Jetzt grinst er wieder, während ich seufzend die Augen verdrehe.
„Oh Schätzchen, wer hat dir bloß ins Hirn geschissen?"Hallo meine Lieben. Ich habe wieder ein neues Kapitel geschafft, ich hoffe es gefällt euch. Was sagt ihr dazu? Freue mich auf eure Meinungen.
Bis bald,
eure SummerOF_Love

DU LIEST GERADE
SAVE ME (Band 1)
Romance!laufend Updates! Julie Dallas ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor ihrem zu Hause. Und vor ihrem Freund. Sie hat alles verloren, ihre Welt brach zusammen, von der sie glaubte wahr zu sein. Alles war eine Lüge und sie findet sich in einer Welt von...