R i l e y
Nachdem Blaire und ich im Krankenhaus waren, stehe ich nun in meinem Zimmer und suche mir etwas Passendes zum Anziehen raus. Aber Blaire wird doch wohl nicht so einen gespitzten Laden aussuchen, es ist ja nur ein dämliches Essen, auf das ich überhaupt keine Lust habe. Ich bin froh, dass Julie mitkommt. Vielleicht wird dann Dad nicht völlig aufdrehen und mir Dinge an den Kopf werfen. Vielleicht überlege ich den Abend, ohne dass mir meine Hand ausrutscht. Um ehrlich zu sein, war ich heute Vormittag schon kurz davor.
Ich nehme nun doch ein schwarzes Hemd heraus, stecke es aber nicht meine Jeans. Dann sehe ich kurz auf mein Handy und sehe, dass Julie nun losgefahren ist. Also müsste sie gleich hier sein. Ich bin gespannt wie Dad reagiert, dass Julie mitgeht. Ich hoffe es akzeptiert es mit einem Nicken.
Blaire kommt aus der Küche, als ich die Treppe runterkomme. „Julie müsste gleich hier sein."
„Okay. Wir haben noch genug Zeit.", antwortet sie und lächelt leicht. Wenn ich ehrlich bin, bin ich etwas angespannt ... und nervös. Ich weiß, dass das mit Julie und mir noch ziemlich frisch ist, aber trotzdem halte ich es schlussendlich für eine gute Idee, dass sie mitkommt. Wären Dad, Blaire und ich alleine wäre die Stimmung einfach zu angespannt und der Funke zur Eskalation könnte jede Sekunde überspringen.
Dad kommt in den Flur und sieht uns beide an. „Können wir?"
Ich werfe einen Blick zu meiner Schwester. „Ähm nein, Julie ist noch nicht hier. Sie kommt aber sofort."
„Julie? Ist das etwa das Mädchen von heute Vormittag?", fragt Dad und sieht mich stirnrunzelnd an.
Langsam nicke ich. „Ja."
„Warum kommt sie mit? Ich wollte einen Abend mit euch beiden verbringen. Nur mit euch beiden.", sagt er und richtet sich sein Jackett.
Ich seufze unbemerkbar. „Kannst du doch, ich habe bloß meine Freundin mitgebracht.", entgegne ich und werfe Dad einen genervten Blick zu, den er wohl hoffentlich richtig vertseht.
„Und was ist mit Betty?", fragte er stattdessen. „Betty war ein tolles Mädchen und sie hat dich gut behandelt. Sie ist gut für deine Zukunft."
Ich presse meine Lippen aufeinander um mir in Ruhe zu überlegen, was ich auf seinen dummen Kommentar erwidern soll. Betty hat mich gut behandelt ... ja, wie wahr. „Tja, Dad. Gerade du solltest wissen, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann.", sage ich, gehe an ihm vorbei und verlasse das Haus.
Nach zwanzig Minuten parke ich vor dem Restaurant. Ich habe beschlossen, dass Julie und ich mit meinem Auto fahren. Also sind Dad und Blaire mit Dads Auto hier. In erste Linie wollte ich nicht, dass Julie mit meinem Dad in einem Auto festsitzt und seinem Kommentaren ausgeliefert ist, aber vor allem wollte ich mir auch die Möglichkeit freihalten, flüchten zu können falls sich der Abend in eine Katstrophe entwickelt. Und mein Bauchgefühl sagt mir, dass genau das passieren wird.
„Habe ich dir schon gesagt, wie wundervoll du aussiehst?", sage ich zu Julie und gehe um das Auto herum. Sie schließt die Autotür und kommt auf mich zu. Ihr Körper steckt in einem knielangen schwarzen Kleid, das perfekt ihre Taille betont. Es ist nicht zu aufgebretzelt, sondern genau richtig. Habe ich schon erwähnt, wie verdammt scharf sie aussieht?
Ihre roten Lippen verformen sich zu einem strahlenden Lächeln und ihre Augen funkeln kurz auf. Dann stellt sie sich dicht vor mich, schlingt die Arme um meinen Hals und sieht mir in die Augen. „Nein, aber du kannst es gerne nochmal sagen."
Ich beginne zu grinsen. „Julie, du siehst verdammt scharf aus. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich dir das Kleid lieber vom Körper reißen will, oder dich darin bewundern soll."
Sie grinst noch breiter, und kommt dann meinem Mund näher. Im nächsten Moment küsst sie mich so leidenschaftlich, dass ich kurz vergesse was für ein Abend uns bevorsteht. Ihre Nägel krallen sich in meinem Nacken fest und ich lächle in den Kuss hinein.
„Kommt auf den Abend drauf an.", sagt sie, als sie sich von meinen Lippen löst. Ihr Geschmack bleibt zurück.
„Was?"
„Ob ich das Kleid anbehalte oder nicht.", sagt sie und lächelt mich verführerisch an, während sie mit den Wimpern kraftvoll klimpert. Dieses Mädchen weiß genau, wie sie es machen muss.
„Ich dachte, du willst es langsam angehen?", frage ich stattdessen, grinse aber.
Julie zuckt mit den Schultern und sieht unschuldig zu mir hoch. „Was kann ich dafür, wenn du so sexy aussiehst? Von langsam kann da keine Rede mehr sein."
„Alles klar. Dann werde ich wohl dafür sorgen, dass der Abend gut verläuft.", sage ich und nehme Julie bei der Hand, um sie ins Lokal zu führen. Leise höre ich sie hinter mir lachen.
Dad und Blaire warten am Eingang auf uns. Blaire lächelt uns wissend an, bleibt aber still. Dad hingegen mustert uns streng, wendet sich aber dann ab und betritt mit uns im Schlepptau das Restaurant.
Ein Kellner führt uns an den Tisch, der, wie es aussieht, im hintersten Eck des Lokals ist. Ich halte immer noch Julies Hand, weil ich sie nicht wirklich loslassen will und weil ich das Gefühl habe, sie will sich an mir festklammern. Aber insgeheim freut es mich, dass sie so sehr meine Nähe sucht. Ich habe gemerkt, wie sie sich unwohl gefühlt hat, als uns Dad so grimmig gemustert hat. Aber ich bewundere sie. Sie lässt sich nichts anmerken.
Plötzlich bleiben Dad und Blaire vor mir stehen und ich schiele über Blaires Schulter hinweg.
„Das ist ja eine Überraschung. Martin, freut mich dich zu sehen.", höre ich die Stimme meines Vaters. Ich hätte sie gar nicht erkannt, weil sie fröhlich und verstellt klang. Irgendwie unecht.
Ich sehe zu dem Tisch vor uns und im nächsten Moment sackt mir das Herz in die Hose. Verdammte Scheiße, soll das ein Witz sein?
Auch Julie hat bemerkt, was los ist und drückt meine Hand fester. Mein Dad begrüßt den Mann und seine Frau, die sich vom Tisch erheben. Mit breitem Grinsen geben sie sich die Hand und lächeln sich gespielt an. Ich kann gerade nicht sagen wie grotesk die Situation hier ist.
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SAVE ME (Band 1)
Romance!laufend Updates! Julie Dallas ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor ihrem zu Hause. Und vor ihrem Freund. Sie hat alles verloren, ihre Welt brach zusammen, von der sie glaubte wahr zu sein. Alles war eine Lüge und sie findet sich in einer Welt von...