J u l i e
Ich laufe über den Parkplatz der Schule und steure mein Auto an. Ich saß gerade mit Serina in der Bibliothek zusammen und wir haben zwei Stunden für ihre Geschichtsprüfung gelernt. Aber sie macht Fortschritte und ich habe ein gutes Gefühl, dass sie die Prüfung an Montag schafft.
Als ich gerade in meine Tasche greifen will um die Autoschlüssel hervorzuholen, vibriert mein Handy. Ich greife danach und sehe auf das Display. Riley ruft an.
„Riley?", sage ich und sperre mein Auto auf.
„Hey, Kanada.", sagt er und ich muss zu grinsen beginnen. Ich öffne die Autotür und schmeiße meine Tasche auf den Beifahrersitz.
„Ihr wisst schon, dass ich einen Namen habe, oder?", sage ich und schüttle bloß den Kopf.
„Ja wissen wir.", sagt er. Im Hintergrund höre ich eine Stimme und ich glaube sie gehört Matt. „Ich wollte dich nur fragen, ob du Lust hast heute Abend zum Strand zu kommen? Die anderen sind auch da, könnte lustig werden."
Ich muss an Dienstag denken, als wir den ganzen Nachmittag gemeinsam verbracht haben. Es war echt schön mit ihm und ich ertappe mich schon die ganze Woche dabei, wie ich an ihn denken muss. Immer wieder taucht sein Lächeln in meinen Gedanken auf und dann beginne ich wie von selbst zu grinsen. Cady hat mich gestern gefragt warum ich so grinse, aber ich konnte es ihr nicht sagen. Aber ich wette, sie wusste was los war. Meine roten Wangen haben es bestimmt verraten.
„Julie?"
Ich schüttle den Kopf und greife mir auf die Stirn. Sie ist völlig heiß. „Ja, ich ähm ... sorry. Ich war abgelenkt.", stottere ich eilig. „Aber ja, ich bin dabei."
„Sehr gut. Matt und ich holen dich um acht ab." Bevor ich etwas erwidern kann, legt er auf und ich starre auf das schwarze Display.
Ich muss mich echt unter Kontrolle haben bezüglich Riley. Ich darf die Gefühle für ihn nicht zulassen, es endet nur ... Ich weiß es nicht in was es enden würde, aber ich schätze in etwas nicht Gutem.
Also schlucke ich die Gefühle hinunter und fahre nach Hause.
Als ich zwanzig Minuten später zu Hause ankomme, finde ich meine Tante im Wohnzimmer vor. Sie ist über ihr Tablett gebeugt und die Lesebrille hat sie auf der Nasenspitze sitzen. Ihre Stirn hat sich in Falten gelegt und konzentriert sie auf das Tablett in ihrem Schoß hinab.
„Hey.", sage ich und gehe auf sie zu.
Sie schreckt etwas hoch und mustert mich. Dann beginnt sie zu lächeln und nimmt die Brille an. „Hallo, meine Süße."
„Was machst du?", frage ich sie.
„Oh ich habe gerade erfahren, dass ich in zwei Wochen für ein Wochenende wegfahren muss. Nach Chicago. Eine alte Freundin heiratet dort und sie hat mich eingeladen. Aber ich weiß noch nicht ob ich fahre, ich möchte dich nicht ganz alleine hierlassen."
Ich komme um die üppige Couch herum und sehe sie an. „Natürlich musst du fahren. Eine Hochzeit darf man nie ausschlagen und du hast selbst gesagt, es ist eine alte gute Freundin von dir.", sage ich sofort und setzte mich auf einen der breiten Sessel. Tante Rosie dreht sich zu mir um und sieht mich an. „Du solltest fahren. Wegen mir brauchst du dir wirklich keine Sorgen machen, ich komme klar."
„Bist du dir sicher?", fragt sie nach und mustert besorgt mein Gesicht.
Aber ich nicke energisch und grinse über beide Ohren. „Klar. Ich bin kein Kind mehr. Ich werde dein Haus gut hüten und brav sein."
„Oh über das reden wir noch. Wehe du veranstaltest hier eine Party während ich nicht hier bin. Ich bin zwar die coole Tante aber auch ich stelle Regeln auf.", sagt sie mit erhobenen Finger und steht auf.
Ich folge ihr in die Küche und muss lachen. „Keine Sorge, das habe ich nicht vor.", sage ich lächelnd. „Eine Hausparty sollte man nie im eigenen Haus veranstalten. Da hat man nur Arbeit während die anderen feiern. Man geht lieber auf die der anderen."
„Das ist ein Argument.", sagt sie und tippt sich auf die Nasenspitze. „Hast du heute Abend noch etwas vor?"
Ich lasse mich auf einer der Hocker fallen und beobachte meine Tante dabei, wie sie sich einen Kaffee zubereitet. „Ja. Ich gehe noch zum Strand, die anderen sind auch alle dort. Wir setzen uns nur gemütlich zusammen und machen ein Feuer, schätze ich.", murmle ich und nicke leicht. Ich denke mal, dass es ein gemütliches Zusammensetzen wird.
„Oh etwa mit dem hübschen jungen Mann, der letztens mit ein paar anderen vor meiner Haustüre stand und dir dein Zimmer gestrichen hat?", fragt sie und wirft mir einen neugierigen Blick zu.
Ich beginne zu lächeln. Meine Tante war immer schon gleich. Jedes Mal, wenn ich sie gesehen habe, hat sie mich über die Jungs ausgefragt und ob ich einen Freund habe. Sie ist immer schon neugierige gewesen, was das betrifft. Daher überrascht es mich, dass sie von Riley nicht schon früher angefangen hat.
Wenn ich so darüber nachdenke, konnte ich mit meiner Tante über Jungs reden als mit meiner Mom. Tante Rosie ist da viel offener und sagt immer ich soll ein paar feste Freunde haben, bevor ich mich binde. Man kann nie wissen, was man verpasst. Aber, wenn ich so darüber nachdenke hat sie recht.
„Ja, genau der.", sage ich und grinse. Verstohlen sieht sie zu mir und rührt in ihrem Kaffee um.
„Hat er eine Freundin? Mich würde überraschen, wenn nicht.", murmelt sie und nippt an ihrem Kaffee.
Ich beginne langsam meinen Kopf zu schütteln und sehe meine Tante an, die gerade aus ihrer Tasse trinkt. Im nächsten Moment zuckt sie mit beiden Augenbrauen. „Aber er hat gerade eine Beziehung hinter sich und ehrlich gesagt ...", ich stoppe mitten im Satz und sehe an ihr vorbei.
„Und was?"
„Ich weiß nicht. Ich habe in Calgary auch jemanden zurückgelassen und ich glaube ich bin noch nicht wirklich bereit für etwas Neues. Es war eine etwas aufwühlende Beziehung."
Meine Tante stellt den Becher vor sich auf die Theke und kommt auf meine Seite. Dann setzt sie sich neben mich auf einen Hocker, zieht den Becher zu sich heran und sieht mich an.
„Hast du mir nicht mal von Jackson erzählt?", fragt sie.
Ich nicke und senke den Blick. „Ja habe ich."
„Und warum ist es aus?"
Ich seufze unauffällig, aber im selben Moment stelle ich fest, dass es vielleicht gut ist, darüber zu reden. Ich habe nie jemanden wirklich erzählt was alles zwischen uns passiert ist. Ich schämte mich dafür und ehrlich gesagt wusste ich nicht wen ich es erzählen sollte. Es war keine für mich da, bei dem ich den ganzen Mist abladen konnte.
„Naja ich bin von heute auf morgen abgehauen. Ich weiß nicht wo wir stehen. Anfangs hat er mir noch geschrieben aber das hat nun auch aufgehört. Ich habe ihm bis heute nicht gesagt wo ich bin und warum ich abgehauen bin.", sage ich und sehe an ihr vorbei aus dem Fenster. Im Pool schwimmt eine kleine Luftmatratze und ein Vogel steht am Pool Rand. „Aber ich möchte jetzt nicht über Jackson reden."
„Okay, natürlich.", willigt sie sofort ein und trinkt nochmal an ihrem Kaffee. „Aber ich sage dir eines, Schätzchen. Du bist nur einmal jung und wenn dir ein Junge gefällt, solltest du nicht zu lange darüber nachdenken. Wer weiß, wann du nochmal so eine Gelegenheit hast." Tante Rosie erhebt sich von ihrem Stuhl. Ich sehe zu ihr auf und anscheinend bemerkt sie meinen verwirrten Ausdruck. „Deine roten Wangen haben dich verraten." Sie grinst mich an und geht an mir vorbei, während sie mir sanft auf die Schulter tätschelt. Ich schüttle lächelnd meinen Kopf und hole mir ebenfalls einen Kaffee.
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SAVE ME (Band 1)
Romance!laufend Updates! Julie Dallas ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor ihrem zu Hause. Und vor ihrem Freund. Sie hat alles verloren, ihre Welt brach zusammen, von der sie glaubte wahr zu sein. Alles war eine Lüge und sie findet sich in einer Welt von...