Kapitel 17

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-Julie-

Nach der letzten Stunde suche ich nochmal meinen Spind um die Bücher zu verstauen. Ich merke wie die Bücher immer schwerer werden und ich froh bin, endlich meinen Spind gefunden zu haben. Wären die Dinger nicht nummeriert wäre ich verloren. Warum muss diese Schule so groß und verwinkelt sein? Ich wette, wenn das Jahr um ist, finde ich mich erst dann zurecht. Als ich gerade die Bücher reinstopfe, höre ich mein Handy. Aber nur kurz. Wahrscheinlich hat mir Cady geschrieben, dass sie heute noch etwas unternehmen, weil sie in der Mittagspause davon geredet haben. Also hole ich es hervor und will lesen, was sie vorhaben, aber statt Cadys Namen erscheint Jacksons Name auf dem Display. Mein Herz klopft automatisch schneller und mein Atmet geht stoßweise. Ich sollte die Nachricht löschen, sie nicht beachten, sie sollte mir egal sein. Er sollte mir egal sein aber irgendetwas in mir kann nicht loslassen. Ohne genauer darüber nach zu denken öffne ich sie und lese.

Jackson: „Glaubst du ich kapier nicht welche scheiße du abziehst? Ich weiß, dass du abgehauen bist. Und ich sag dir eins, ich finde dich, so oder so."

Ich schlucke schwer. Nein, bitte lass das ein Traum sein, ein dummer schlechter Traum. Ich lasse die Hand mit dem ich das Handy halte sinken, mit der anderen fahre ich mir durch die Haare. Das darf doch nicht wahr sein. Ich dachte, ich wäre ihm egal sobald ich weg bin. Warum will er mich finden?

„Ist alles okay? Du siehst fertig aus." Ich schrecke hoch und sehe in Rileys Gesicht. Seine Augen mustern mich und auf seiner Stirn bilden sich Falten.

Sofort schüttle ich den Kopf. „Nein ich meine ja. Es ist alles okay." Wieder schlucke ich. „Es war einfach ein langer Tag. Neue Schule, neue Professoren, dann auch noch Jason ... Tut mir leid." Sofort senke ich den Kopf um den Augenkontakt zu vermeiden, als ich Jasons Name erwidere. Durch meinen Kopf schießen Bilder vom Lagerfeuer und Riley, wie er völlig fertig gewesen ist wegen Betty und Jason. Ich wollte ihn nicht daran erinnern.

„Kann ich dich was fragen?", sagt er stattdessen. Ich sehe wieder zu ihm auf und nicke langsam. „Ja, natürlich."

„Was hat er zu dir gesagt? Ich meine, was hat er getan, dass du ihn so eine Abfuhr erteilt hast?", fragt er. Seine Stimme ist fast ein Flüstern. Ich sehe an ihm vorbei und muss an Jasons widerlichen Blick denken, als er mich von oben bis unten gemustert hat.

Ich seufze und zucke mit den Schultern. „Er ... er meinte ich sei zu bieder angezogen und ich sollte mehr von meinem Körper zeigen. Wenn ich so rumlaufe bekomme ich nie einen Kerl ab.", sage ich und sehe Riley wieder in die Augen. „Dann hat er mich von oben bis unten gemustert mit einem widerlichen perversen Blick."

Ich kann zusehen wie sich Rileys Blick verfinstert und Wut aufflackert. „Nimm seine Worte nicht ernst. Er redet Schwachsinn, was das angeht.", sagt Riley und zwingt sich zu einem Lächeln. Aber ich weiß, dass es nicht ehrlich ist. Der Schmerz erstickt sein Lächeln.

„Weißt du, ich kenne euch alle nicht gut, noch nicht, aber ... der erste Eindruck zählt am meisten bei Menschen. Und mein erster Eindruck bei dir war, dass du der letzte bist der so etwas verdient hat." Er weiß sofort, dass ich die hässliche Aktion von ihm Betty meine. Als er diesmal lächelt, merke ich, dass es ernst ist. Ein warmes dankbares Lächeln. Er senkt den Blick und nickt leicht.

„Danke. Du hast ein Gespür für gute Worte im richtigen Moment.", sagt er und lächelt noch breiter. Innerlich gebe ich mit einem Klaps auf die Schulter, weil ich ihn zum Lächeln gebracht habe.

„Und soll ich dir noch was sagen?", sage ich und grinse ihn an. Riley nickt und sieht wieder auf. „Karma schlägt zurück. Das tut es immer."

***

SAVE ME (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt