Kapitel 57

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J u l i e

Nach einer halben Stunde hin und her wälzen gebe ich nun auf und schlage die Decke zurück. In ein paar Minuten läutet der Wecker, also kann ich die Hoffnung auf ein bisschen Schlaf gleich über Bord werfen. Riley hat mich die ganze Nach wachgehalten, obwohl er nicht mal neben mir lag, sondern gedanklich. In meinem Kopf schwirren so viele Fragen herum. Ob Riley und ich offizielle ein Paar sein? Wie wird es in der Schule werden? Sollen wir es den anderen sagen? Ist mit Betty wirklich Schluss? Auch Gedanken über Rileys Mom tauchen in meinem Kopf auf.

Ich habe Riley seit Samstagabend nicht mehr gesehen. Wir sind nach der Szene im Restaurant was essen gegangen und dann hat mich Riley auf meinen Wunsch hinweg nachhause gebracht. Den Sonntag habe ich mit meiner Tante verbracht, weil ich sie schon öfter hab sitzen lassen also war es an der Zeit, dass wir gemeinsam etwas unternehmen. Schlussendlich haben wir dann etwas gekocht und haben über dies und das geredet. Es tat wirklich gut über alltägliche Dinge zu plaudern und einfach mal alles um sich herum zu vergessen. Das Beste aber war, dass am Abend ihre gute Freundin Liz plötzlich vor der Tür stand. Ich liebe diese beiden Frauen. Sie sind der Inbegriff für Unabhängigkeit und erfolgreiche Frauen. Ich bewundere sie wirklich. Als sie da so saßen, ihren teuren Wein geschlürft und gekichert haben, wie junge Mädchen, haben sie mich ein bisschen an die vier Frauen von Sex and the City erinnert. Es war wirklich ein toller Abend.

Riley habe ich dann ein Bild von uns geschickt mit der fast leeren Weinfalsche und alle drei lachen wir leicht angesäuselt in die Kamera. Er hat nur mit einem lachenden Smiley darauf genantwortet und meinte dann, dass er mich vermisst und sich auf morgen freut, wenn wir uns wiedersehen. Als ich das gelesen habe, wurde mein Herz schwer und in meinem Bauch flatterten die Schmerlinge hoch.

Ich stelle den Motor meines Autos ab, ziehe meinen Rucksack vom Beifahrersitz und schleppe mich zäh aus dem Auto. Ich bin müde. Immer noch. Aber wenn ich daran denke, dass ich gleich Riley sehen werde, erwacht mein Körper aus dem Koma. Riley löst etwas in mir aus, dass ich vorher noch nie gespürt habe. Aber es fühlt sich berauschend an und ich will, dass es nie aufhört.

Ich laufe über den Parkplatz der Schule und entdecke ein paar Schüler, die im Kries beisammenstehen und tuscheln. Als ich an ihnen vorbeilaufe, heben alle die Köpfe und sehen mich an. Ein paar grinsen dämlich, ein paar Mädchen verziehen angewidert ihr Gesicht. Okay ... habe ich etwas verpasst?

Ich wende den Blick von ihnen und laufe schneller. Es ist nicht gerade angenehm, von einer Horde Schüler angestarrt zu werden, die wahrscheinlich um jedes Gerücht an der Schule ein riesen Drama machen. Aber nur, weil sie ihr Leben langweilig finden und sich deshalb auf andere stürzen. Aber ich habe ja noch keine Ahnung was vor sich geht, ich sollte nicht zu voreilig urteilen.

In dem Moment als ich die Flügeltüre aufstoße, leuchtet mein Handy in meiner Hand auf. Unwillkürlich werfe ich einen Blick darauf, und sehe, dass mir Riley etwas geschickt hat. Es ist ein Screenshot von einem Twitter Eintrag.

"Die neue hat es gerade mal nach zwei Monaten geschafft sich zwei Typen zu angeln. Zuerst Jason und dann den Surfer Boy. Konkurrenzkampf eröffnet! #julieisabitch

Warte was? Jason und ich? Konkurrenzkampf? Mit wem? Was soll die Scheiße? Wer zur Hölle hat das geschrieben?

Ich muss sofort Riley finden. Also antworte ich kurz und frage ihm wo er gerade ist. Mit einem Blick auf die Uhr sehe ich, dass wir nur mehr 10 Minuten haben, bevor die erste Stunde beginnt. Riley antwortet sofort und sagt mir, dass er vor dem Chemiesaal im ersten Stock ist. Logisch, er hat ja gleich Chemie, wenn ich mich recht erinnere.

Ich laufe schneller und weiche den ganzen Schülern aus. Ein paar werfen mir diesen verachtenden Blick zu, ein Junge hebt sogar im Vorbeigehen seine Hand, hält sie mir für ein High five hin und ruft mir nach, wie es mit Nummer drei wäre. Ich habe nur meinen Kopf eingezogen und auf den Boden gestarrt. Ich hoffe so sehr, dass sie morgen ein anderes Opfer haben, deren Privatleben sie öffentlich zur Sau machen und über das sie Gerüchte verbreiten können.

SAVE ME (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt