J u l i e
Ich presse meine Lippen aufeinander und nun zittert mein ganzer Körper. Er hat mir so viel Schreckliches angetan, aber trotzdem vermisse ich ihn. Ich erinnere mich an die Zeit zurück, als er mich im Arm gehalten hat, als ich wegen meinem Dad so viel geweint habe. Er hat mich einfach gehalten, mir schöne Dinge zugeflüstert und war für mich da.
„Julie? Sag bitte etwas.", spricht er hektisch. „Sag mir endlich wo du bist? Verdammt Julie, rede mit mir."
Mein Herz klopft und meine Tränen beginnen zu fließen. Ich halte mir eilig eine Hand vor den Mund, um kein Schluchzen von mir zu geben.
Dann nehme ich das Handy vom Ohr und lege auf. Ich atme zittrig ein und aus. Mein Atem geht unregelmäßig und ich ärgere mich, dass ich ihn angerufen habe. Ich hätte das nicht tun sollen, aber ich hatte so plötzlich Sehnsucht nach ihm. Wollte seien vertraute Stimme hören. Da erschien es mir gut, ihn anzurufen.
Aber jetzt stehe ich hier und weine wieder mal wegen ihm. Obwohl er so weit entfernt ist von mir.
„Julie? Ist alles okay?" Ich schrecke hoch und sehe hinter mich. Riley steht zwei Meter von mir entfernt und mustert mich.
Schnell drehe ich mich wieder weg von ihm und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Es ist besser, wenn er meinen kleinen Nervenzusammenbruch nicht sieht.
„Ich brauchte nur kurz mal Luft und wollte alleine sein.", stottere ich und zwinge mich, keine Tränen mehr zu vergießen. Aber auf Knopfdruck hat das noch nie funktioniert. Ich merke wie Riley neben mich tritt. Ganz nahe steht er neben mir und sieht mich an.
Aber ich scheitere kläglich. Noch mehr Tränen laufen über meine Wangen und ich schnappe ruckartig nach Luft. Meine Brust fühlt sich verdammt eng an und ich bekomme keine Luft.
Im nächsten Moment spüre ich wie mich Rileys Hände an seinen Körper ziehen. Fest halten sie meinen Körper. Ich nehme seine Wärme wahr und schließe meine Augen.
„Hey, es ist alles okay.", flüstert mir Riley ins Ohr. Ich schlinge meine Arme um ihn und erlaube es mir die Tränen fließen zu lassen.
Nach einer Weile beruhigt sich mein Körper wieder und ich habe aufgehört zu zittern. Meine Atmung normalisiert sich wieder und die Tränen haben aufgehört. Ich muss es mir wohl eingestehen, dass daran Rileys Anwesenheit schuld ist.
„Kann ich dich loslassen, ohne dass du mir hier zusammenbrichst?", murmelt Riley.
Ich grinse leicht und nicke. Riley lockert den Griff um mich und ich löse mich wieder von ihm. Keiner von uns beiden tritt einen Schritt zurück. Riley hebt seine Hand und nimmt mein Kinn. Sanft zwingt er mich dazu, ihn anzusehen. Als ich es schließlich schaffe meine Augen zu öffnen, sehe ich in Rileys wundervolles Gesicht. Besorgt und neugierig mustern mich seine Augen.
Für ein paar Sekunden sehen wir uns einfach an und die Gedanken in meinem Kopf beruhigen sich. „Irgendwie macht es mir Angst, dass ich mich in deiner Nähe so wohl und sicher fühle. Und vor zwei Monaten kannte ich dich noch nicht mal."
Rileys Lippen pressen sich zusammen, aber dann lächelt er. „Und ich dachte schon, es geht nur mir so.", flüstert er, als hätte er Sorge, es könnte und jemand hören. Aber wir sind alleine. Nur im Hintergrund hören wir die anderen am Lagerfeuer lachen.
„Riley, ich muss dir etwas gestehen.", sage ich schließlich und halte seinem Blick stand. Sein Blick wird plötzlich viel klarer. „Ich wollte nicht, dass du mich küsst, weil ich dachte du willst über Betty hinwegkommen." Meine Stimme ist nur ein schwaches Krächzten. Riley lässt seine Hand sinken, haltet aber meinen Blick stand. „Glaub mir, ich wollte dich küssen. Aber ..."
„Mit Betty hat das alles nichts zu tun.", unterbricht er mich. „Ich bin über sie hinweg. Sie hat mich einfach zu sehr enttäuscht und ich möchte nach vorne sehen. Ich wollte dich nicht küssen um über sie hinweg zu kommen, sondern weil ich die ganze Zeit an dich denken muss."
Ich sehe Riley an und ich spüre diesen enormen Wunsch in mir hochsteigen. Zu oft habe ich es mir vorgestellt wie es wäre, seine Lippen auf meinen zu spüren. Wie es sich anfühlen würde, wie seine Zunge meinen Mund erkundet. Mein ganzer Körper sehnt sich nach ihm.
Vor einer halben Stunde konnte ich noch eine ganze Liste an Punkten aufzählen, warum ich ihn nicht küssen sollte. Aber gerade in dieser Sekunde fällt mir kein einziger davon ein. Vielleicht sollte ich es einfach tun um zu erfahren, ob einer diese Punkte wichtig ist. Vielleicht sollte ich mit meiner Vergangenheit abschließen und ein neues Kapitel aufschlagen. Vielleicht sollte ich ihn genau hier und jetzt küssen.
Meine Hände ergreifen sein Shirt und ich ziehe ihn zu mir. Seine Lippen sind meinen plötzlich ganz nahe und ich kann seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren. Meine Augen gleiten zu seinen Lippen und ich bewundere sie.
„Du hast mich schon von der ersten Sekunde an als ich dich gesehen habe, verrückt gemacht, Julie.", haucht Riley an meine Lippen. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper und eine plötzliche Wärme durchfährt mein Inneres. Ich blicke wieder in seine Augen und ziehe ihn noch näher an mich.
Seine vollen Lippen prallen auf meine und ich schlinge die Arme um seinen Hals. Ich halte ihn fest, kralle mich an ihm fest und schließe meine Augen. Rileys Hände umfassen mein Gesicht und ich lasse mich fallen. Überlasse ihm die Kontrolle. Genau in diesem Moment bin ich ihm völlig ausgeliefert. Ich will spüren wie seine Hände meinen Körper erkunden, wie seine Zunge meinen Mund erforscht. Ich will ihn.
Mein Körper drückt sich wie von selbst noch enger an Riley und im nächsten Moment vernehme ich seine Zunge. Sanft drückt sie sich in meinem Mund und ich stöhne auf. Mein Gehirn ist völlig benebelt, dafür nimmt mein erregter Körper jede kleinste Berührung von ihm umso intensiver wahr. In meinen Bauch beginnt es heftig zu kribbeln und ein völlig neues Gefühl durchströmt meinen Körper.
Doch im nächsten Moment, löst sich Riley von mir und zieht sich zurück. Ich halte noch kurz meine Augen geschlossen und schmecke ihn noch auf meiner Zunge.
Dann sehe ich ihn an. Riley hebt seine Hand streicht meine Haare hinters Ohr. Sein Daumen streift sanft über meine Lippe hinweg.
„Ich kann mir gerade nicht ganz erklären, warum du aufgehört hast.", sage ich.
Riley beginnt zu lächeln und sieht mir in die Augen. „Sonst wäre das hier ziemlich ausgeartet und einer sollte einen kühlen Kopf bewahren."
Ich lasse von ihm ab und nicke. „Du hast recht.", sage ich.
Sein Daumen streift über meine Wange und wischt über meine getrockneten Tränen. Er blickt darauf. „Willst du mir sagen, warum du geweint hast?"
Ich starre auf den etwas feuchten Fleck auf seinem Shirt, den meine Tränen hinterlassen haben. Rileys Hände umschlingen meinen Körper und seine Finger überkreuzt er an meinem Rücken. Er drückt mich behutsam an sich.
Leicht zucke ich mit den Schultern. „Ich ... Ich musste an etwas denken und irgendwie bekam ich eine Art Panikattacke. Ich weiß auch nicht, meine Gefühle gingen mit mir durch, schätze ich mal."
„Das muss ja eine schreckliche Erinnerung sein, wenn du zu weinen beginnst.", murmelt Riley nachdenklich.
„Es ist nicht eine der besten, das stimmt.", erwidere ich und zwinge mich zu einem Lächeln. „Sollten wir wieder zu den anderen zurückgehen?"
„Ich würde gerne hierbleiben, aber wir wollten zu den anderen zurück, ja. Sonst schöpft jemand noch Verdacht."
„Gehen wir.", sage ich und ergreife seine Hand.
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SAVE ME (Band 1)
Romance!laufend Updates! Julie Dallas ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor ihrem zu Hause. Und vor ihrem Freund. Sie hat alles verloren, ihre Welt brach zusammen, von der sie glaubte wahr zu sein. Alles war eine Lüge und sie findet sich in einer Welt von...