The Beginning Of Something New?

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"Und Sie wollen sich es wirklich nicht noch einmal überlegen?"

Meine Chefin sieht mich mit einem unsicheren Blick an. Meine Entscheidung scheint sie mehr zu treffen, als ich es erwartet hätte. "Nein, Frau Rodríguez, ich bin mir sicher das ich den Roman den Sie von mir erwarten nicht beenden werde. Ich bin momentan nicht in der emotionalen Fassung dafür." Gefesselt von ihrer Positivität steht sie auf, und klatscht in die Hände. "Dann gebe ich Ihnen mehr Zeit." "Nein. Ich... ich möchte das hier und jetzt beenden." Widerwillig setzt sie sich wieder auf ihren Drehstuhl. Selbst meine bald Ex-Kollegen draußen in der Bibliothek können höchstwahrscheinlich ihre Anspannung bis auf die Knochen spüren. "Also gut. Aber wollen Sie nicht wenigstens weiter hier arbeiten? Keiner von ihren 12 Kollegen ist so gut wie Sie, und ich denke, nein, ich weiß, dass wir Sie dringend brauchen." Geschmeichelt von ihrem Kompliment trinke ich den letzten Schluck aus meinem Glas aus, das vor mir steht. Im Endeffekt habe ich noch keinen Plan wie es jetzt genau mit meinem Leben weiter gehen soll. Also wird es logischerweise besser sein, den Job erstmal zu behalten. "Okay. Ich bleibe." Zufrieden schüttelt Lucía Rodríguez zum Abschied meine Hand. Ich weiß nicht wann ich sie das letzte Mal so glücklich gesehen habe. Als ich von der Bibliothek heraus laufe, bemerke ich wie mein Magen mir deutliche Anzeichen von Hunger schickt. Das ist dass erste Mal nach den paar Tagen die vergangen sind, dass ich meinen Bauch wirklich spüre. Seit dem Zwischenfall mit Rafael ist mir durchgängig schlecht, sodass mir das Essen ziemlich schwer fiel. Auch die Worte von Dani verleihen mir noch jetzt eine Gänsehaut wenn ich nur daran denke. Gerade als ich mich auf den Weg zu einem naheliegenden Restaurant mache, sehe ich Eva, die genau auf mich zu kommt. "Gut, das ich dich sehe. Ich.. Ich wollte zu dir!" sagt sie, mit zittriger Stimme, und ich merke sofort das etwas nicht stimmt. Sie und Dani sind schon seit ein paar Jahren in einer Beziehung, doch in den letzten Monaten lief es nicht mehr besonders gut, dass weiß ich. Ich kann jetzt nur hoffen das sie mich aus einem Grund sehe möchte, der nicht Dani heißt. Aber meine Hoffnungen werden gleich in der nächsten Sekunde zerstört. "Es ist wegen dir oder... er hat mich wegen dir verlassen...richtig? Richtig?!" Eva stützt sich an mir ab, weil sie sich kaum mehr auf den Beinen halten kann. Verdammt noch mal. "Sag mal hast du getrunken? Es ist Mittagszeit!" "JA UND!" schreit sie mich an, und stoßt mich dann wieder von sich. "Was ist denn passiert?", frage ich vorsichtig. Aber genau mit dieser Frage gieße ich wohl noch mehr Öl ins bereits brennende Feuer. "Er hat mit mir Schluss gemacht! Da nimmt er dich einmal mit zum GP-Wochenende und dann sowas!" "Was???" "Ja! Und... Ach weißt du was? Lass mich einfach in Ruhe.." Auf wackeligen Beinen lässt mich Eva verdutzt stehen, und bevor ich richtig reagieren kann ist sie auch schon davon. Ich kann es kaum fassen, das ich dass auf diese Arte und Weise erfahren muss. Gibt es überhaupt einen normalen Tag in meinem Leben?

Ein paar Stunden später erreiche ich mit vollem Magen meine Wohnung. Zwar habe ich schon wieder reichlich Stoff erhalten, worüber ich hätte nachdenken können, aber ich wollte mir an diesem Tag wirklich nicht die Stimmung vermiesen. Bevor ich die Haustür aufsperre, entleere ich meinen Briefkasten, und stolpere dabei fast über ein Paket das vor der Tür steht. Langsam hebe ich es auf. Aber selbst nach gründlichem Nachschauen kann ich keinen Absender erkennen. Neugierig lege ich die Briefe in der Küche ab, und erkundige mich wie ich am besten das Paket öffnen könnte. Schließlich lässt sich das Klebeband mit einem Messer zerschneiden. Es befindet sich eine große Tasse darin, mit einer italienischen Flagge darauf. Ich habe das Gefühl das mein Herz für eine Sekunde aussetzt. Schnell wühle ich noch weiter in dem Paket herum, und kann ein Flugticket erkennen. Oh mein Gott! Woher zum Teufel hat Valentino Rossi meine Adresse?  Das kann nur von ihm sein. Ich suche noch weiter nach Anhaltspunkten aber es befindet sich nur die Tasse und das Ticket in dem Paket. Sprachlos lasse ich mich auf mein Sofa fallen. Es kann doch nicht wahr sein, dass Olivia nun tatsächlich unsere Wette gewonnen hat? Und noch unrealistischer ist es, dass Vale mich wirklich wieder sehen will? Das kann doch bloß ein schlechter Scherz sein, rede ich mir ein. Aufgeregt springe ich auf, weil ich mir noch einmal das Ticket ansehen möchte. Der Flug geht ja schon heute Abend! Das ist völlig unmöglich. Nein. Ich muss arbeiten. Das ist nicht machbar.

"Ich kann deine Schichten gerne übernehmen. Ist wirklich kein Problem!" Ich kann nicht glauben, dass ich gerade meine Kollegin um Hilfe bitte. Und noch weniger kann ich glauben, dass sie mir auch noch tatsächlich den Gefallen tut. "Danke, du hast was gut bei mir!", antworte ich schnell. Vor Freude springe ich auf und ab, als ich das Telefon weg lege. Aber gleichzeitig bekomme ich auch eine Menge Angst. Jetzt hindert mich rein gar nichts mehr vor dem Fliegen. Das dieses Paket genau zu diesem Zeitpunkt vor meiner Tür liegt, an dem ich es am meisten brauche wirft mich völlig aus der Bahn. So etwas habe ich noch nie zuvor gemacht. Einfach die Koffer packen, und weg von allem, ohne Bescheid zu sagen, ohne nachzudenken. Einfach machen. Okay, Luisa, du kannst das. Tu es einfach. Tu es!

Es ist Donnerstag Abend, 21.15 Uhr und ich sitze im Flieger, nach, man glaubt es kaum, Italien! Ich vertreibe mir meine Zeit indem ich Olivia schreibe, die natürlich überhaupt nicht überrascht von all dem hier ist. Ein lockeres "Ich hab' es dir gesagt..!" erscheint da nur auf meinem Bildschirm. Doch mir scheint das immer noch surreal. Ich bin doch bloß ein ganz normales Mädchen. Keine von den Frauen, mit denen er vorher zusammen war, ich spiele nicht in deren Liga und das werde ich auch nie. Weder vom Aussehen her, noch was Beziehungen angeht. Wenn er wüsste das.... nein, den Gedanken verdränge ich ganz schnell wieder. Das macht mich nur noch nervöser, als ich schon bin.

Ohne einen Plan wonach oder nach wem ich Ausschau halten soll, steige ich gute zwei Stunden später aus dem Flieger aus. Verdammt Lu, was machst du hier eigentlich? Wie kannst du diesem Mann bloß so blind vertrauen? Okay, nachdenken. Er wird mich, falls er selbst kommt, wohl kaum mitten am Flughafen abholen. Dafür ist er hier viel zu berühmt. Also... ich sehe mich auf einigen Parkplätzen um, doch weit und breit nichts zu sehen. Bis mich eine vertraute Stimme von meiner Suche erlöst. "Luisa?" Ich drehe mich um, und dabei stoße ich fast mit Valentino Rossi zusammen. Wow. Prima. Peinlicher kann das ganze jetzt schon nicht mehr werden. "Ich bin so unglaublich froh dich zu sehen!", sage ich, während ich ihn fest umarme. "Warum? Denkst du ich schick dir ein Ticket, und lasse dich dann sitzen?" Ein Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Langsam lasse ich ihn wieder los. Er ist tatsächlich hier. Er steht vor mir, genau in diesem Moment. "Geht's dir gut?" Eine Frage zu der ich nicht im Stande bin sie zu beantworten. Das ist alles viel zu atemberaubend! Ich nicke nur. Als wir auf dem Weg zum Auto sind, werde ich ein klein wenig lockerer. "Und hast du Argentinien schon verdaut?" Vale lacht, was mich direkt wieder verunsichert. Wie soll ich die nächsten Stunden nur überleben? "Glaub mir, Mav bekommt das schon wieder zurück.." Das glaube ich ihm aufs Wort.

Vale erzählt mir weiter vom Rennen, und ich beobachte von meiner Beifahrerseite aus, wie er in den sechsten Gang schaltet, wieder herunter in den fünften, dann in den vierten, und wenn eine höhere Geschwindigkeit erlaubt ist, wieder in den sechsten. Ich habe keine Ahnung wo wir überhaupt genau hinfahren, aber es ist mir völlig egal. Solange er nur einfach weiter erzählt. "Wir sind gleich da.", sagt er zu mir, als wir an einer roten Ampel stehen. "Hast du deine Tasse mitgenommen?" "Ja!" Erneute Nervosität steigt in mir hoch. Doch die verfliegt sofort wieder als Vale weiter von den Rennen erzählt. Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl wir würden uns schon ewig kennen. Ein paar Minuten später kommen wir an, in Tavullia! Es ist fast wie in meinem Traum! Überwältigt steige ich aus dem  Auto aus, und sehe all die  Straßenlichter, weil es schon dunkel ist. "Valentino, erzähl mir nicht das wir jetzt hier was trinken gehen..." Vale schließt das Auto und kommt auf mich zu. "Doch..."


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Leute, ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie neidisch ich gerade auf Luisa bin ;-) hahaha! Stellt euch das einfach nur mal vor, da krieg ich eine Gänsehaut! Okay, ich weiß noch nicht genau wie es weiter geht also mal sehen ob schon morgen ein neues Kapitel kommt. Lasst euch überraschen!

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