Just You And Me

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Fast eine Woche ist es nun her, seitdem ich das Blinken an meinem Festnetztelefon entdeckt habe, dennoch kann ich mich immer noch nicht überwinden auf den Knopf zu drücken, der die Stimme meiner Mutter abspielen würde. 

Wenn es wichtig wäre, dann würde sie doch persönlich bei mir vorbei kommen. 

Wenn es wirklich wichtig wäre, dann gäbe sie sich mehr Mühe um meine Aufmerksamkeit zu bekommen, als nur Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter zu hinterlassen. 

Das rede ich mir zumindest ein. Der Gedanke an sie macht mich traurig. 

Aber was mich noch trauriger macht ist die Erkenntnis das ich mich zu einem nervlichen Wrack entwickelt habe, in nur wenigen Tagen, ohne Valentino. Aber auch ohne MotoGP fühlt sich alles falsch an. 

Ich will mir gerade etwas zu Essen bestellen, als es an meiner Tür klingelt. Ist das vielleicht tatsächlich meine Mutter? Wenn ja, will ich sie überhaupt sehen? Vielleicht sind es sogar meine Mutter und mein Vater? Nein, auf diese Art von Gespräch habe ich keine Lust. Ich lasse es weiter klingeln, und tippe ein paar Zahlen in mein Telefon ein. Bis ich eine Stimme höre, die ich wahrscheinlich aus Tausenden von Leuten sofort heraus hören würde. 

„Willst du deinen Freund nicht herein lassen?" 

Ich stürme so schnell ich kann zur Tür, reiße sie auf, aber ich hatte tatsächlich keine Halluzination. 

Dieser verdammt gut aussehende Italiener steht vor meiner Wohnungstür!

Nach einem kurzen Schweigen falle ich ihm um den Hals. „Was machst du denn hier?!" 

Als ich mich wieder von ihm löse, tritt er ein, und ich schließe immer noch fassungslos die Tür. Er stellt eine Tüte, und eine kleine Box auf meinem Tisch in der Küche ab. „Ich dachte mir, da du sowieso nach Italien fliegst hole ich dich ein paar Tage früher ab, außerdem hat meine Mutter am Samstag Geburtstag und ich wollte dich gerne dabei haben." Ich verschränke die Arme vor der Brust, und hole tief Luft. „Moment, moment, moment! Du willst das ich zu der Geburtstagsparty deiner Mutter mitkomme?" „Ja!", sagt er entschlossen, und zieht mich mit einem Ruck zu sich, „und jetzt komm her und küss mich!" 

Ich schlinge meine Arme um seine Schultern, erwidere seinen Kuss, und lege dann meine Hände auf seine Wangen. Zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich in seine schönen Augen schauen. Aber was ich dann sehe, versetzt mir einen Stich ins Herz. „Bist du noch dünner geworden?" Ich umklammere seine Wangen, taste sie ab, aber Valentino versucht dem Thema auszuweichen. „Ach, das bildest du dir ein", er schiebt meine Hände weg, und sieht sich in meiner Wohnung um. Aber ich gebe mich nicht geschlagen. „Und was ist das da?" Ich greife nach seinem rechten Arm, auf dem ich ganz klar einen riesigen blauen Fleck erkennen konnte. Er zieht sich von seinem Ellbogen, fast bis zu seiner Schulter hinauf. „Valentino, was hast du gemacht?!", hacke ich nach, allmählich reißt mir der Geduldsfaden. Er kann mir ja kaum in die Augen schauen. „War bloß ein kleiner Motorrad-Unfall", redet er die Sache schön, aber ich bin kochend rot vor Wut. Ich spüre förmlich wie mir die Hitze in den Kopf steigt. „Auf offener Straße!?", meine Stimme ist jetzt deutlich lauter, und ich werfe die Arme in die Luft. „Hast du völlig den Verstand verloren?!" Er versucht mir die ganze Sache zu erklären, aber im Endeffekt weiß er das es da nichts zu erklären gibt. Ich bin völlig außer mir. 

Mir kommen fast die Tränen als ich mich auf mein Sofa fallen lasse, und den Kopf in meinen Händen vergrabe. „Reicht es nicht das du fast jedes Wochenende dein Leben auf der Strecke riskierst?! Kannst du nicht genug davon kriegen?!" Er setzt sich vorsichtig neben mich, versucht einen Arm um mich zu legen aber ich blocke ab. „Fass mich nicht an", sage ich, und stehe wieder auf. Als ich mich halbwegs beruhigt habe, packe ich die Schachteln aus, die in der Tüte verstaut sind, die Vale mitgebracht hat. „Du hast Glück, das Essen ist noch warm", murmle ich vor mich hin, und hole zwei Teller aus dem Schrank heraus. Vale stoppt meine Bewegung indem er seine Arme um meine Taille schlingt. Seine Bartstoppeln kratzen an meiner Wange. „Sei nicht so hart zu mir", flüstert er an mein Ohr, ich versuche nur die Fassung zu behalten. Der Mann treibt mich in den Wahnsinn! Ich drehe mich um, sodass ich ihn ansehen kann. „Ich brauche dich noch, du Idiot", sage ich, und spiele mit meinem Finger an seinem Ohr, „und zwar gesund und munter", füge ich hinzu. Ich runzle die Stirn. „Hast du das jetzt verstanden?!" Ich drehe mich wieder um, und widme mich dem Essen das ich auf die Teller fülle. „Und deshalb wirst du jetzt auch sofort was essen, setz dich hin", befehle ich fast, zeige dabei mit meiner Hand auf das Sofa. „Ist ja schon gut", Vale gibt auf, folgt meiner Anweisung, macht es sich auf meiner Couch bequem. Zufrieden lächle ich, als ich seinen Teller vor ihm abstelle. 

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