Jerez Is Waiting

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„Ich will dich wirklich nicht mit diesem Typen alleine lassen. Mir ist nicht wohl dabei"

Valentino's Stimme zerbricht fast während er das sagt. Es ist so schön wie sehr er sich um mich sorgt. Ich lege meine Hände auf seine Wangen. „Du musst aber los, und das weißt du! Außerdem bin ich nicht alleine, ich habe jede Menge andere Kollegen um mich herum.", versuche ich ihn zu beruhigen, aber er seufzt nur ein weiteres Mal. „Ich lasse die Pressekonferenz einfach ausfallen?" Ich lache, und schüttele mit dem Kopf. „Du spinnst wohl! Heute ist doch schon Mittwoch! Und am Freitag bin ich wieder bei dir!" Er küsst mich und quält sich zu einem Lächeln. Hach, ich liebe diesen Sturkopf. „Du versprichst mir das du Freitag Mittag in Jerez bist, haben wir uns verstanden?" „Ja, ich werde das mit der Arbeit schon hinbekommen." „Versprich es mir!" Ich umarme ihn noch einmal fest. „Ist versprochen." Ein klein wenig entspannter sieht er mir in die Augen. „Gut. Und pass auf dich auf!" „Du musst auf dich aufpassen wenn du auf deiner Yamaha sitzt, ist das klar?" Er lächelt. „Immer doch." Wir küssen uns ein letztes Mal bevor er mit seinem Koffer zum Einchecken läuft.

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„Du musst auf jeden Fall noch mehr an den Satzanfängen arbeiten. Wenn du willst dann drucke ich dir schnell ein paar Beispiele aus?", frage ich Luna, die gerade an ihrem ersten eigenen Roman arbeitet. Es ist zwar bereits fast 17 Uhr, und ich wollte schnell nach Hause um die Pressekonferenz nicht zu verpassen, aber wenn sie meine Hilfe benötigt, dann drucke ich ihr gerne noch ein paar Dinge aus. „Ja, das wäre toll", meint sie, und senkt dann den Blick wieder auf ihren Laptop. „Na klar, moment, ich bin gleich wieder da."

Ich renne in mein Büro, setze mich an den Computer und suche eifrig nach dem Dokument. Verdammt, wenn ich jetzt los fahren würde, wäre ich in knappen 15 Minuten zu Hause. Beeil dich Luisa!

„Du wirkst gestresst. Ist alles in Ordnung?", fragt mich eine Stimme, ich drehe mich zur Seite, und bemerke das es die von Daniele ist. Ich mustere ihn nur kurz, und widme meine Aufmerksamkeit dann wieder dem Bildschirm. „Jap! Ich will für Luna nur schnell etwas ausdrucken, und dann Feierabend machen", erkläre ich, ohne ihn dabei anzusehen. Mir fällt auf wie er sich leicht auf die Tischkante setzt, weil ich ein quietschen höre. Er sollte es sich nicht zu bequem machen, weil ich nämlich gleich fertig bin. „Hast du Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen wenn du Feierabend hast?"

Ich klatsche in die Hände. „Endlich! Ich hab's gefunden!", und warte vor dem Drucker, bis er fertig ist. Als das Dokument in meine Hände fällt fange ich es auf. Dann husche ich an Daniele vorbei, der allerdings hält mich auf. „Sorry, aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet?", er runzelt die Stirn und mustert mich von oben bis unten. Das ist mir unangenehm, aber ich bleibe höflich. „Nein, es tut mir leid, ich habe keine Zeit.", antworte ich schließlich. Und wollen tue ich auch nicht. Alles was ich will ist die Pressekonferenz zu sehen.

Daraufhin lässt er mich los, und ich flitze durch den Gang zu Luna zurück. „Hier. Bitteschön. Nach dem Wochenende arbeiten wir genau da weiter, okay?" Sie lächelt und klappt den Laptop zu. „Fährst du morgen wieder zu Rossi? Deinem Freund?" Ich packe meine Tasche zusammen, und sehe wie Daniele den Raum betritt, und uns zuhört. „Ja, warum fragst du?" Plötzlich wird sie ganz schüchtern, während ich meine Jacke anziehe. „Kannst du mir vielleicht ein Autogramm mitbringen?" Ich halte inne, und lächle sie an. „Ja klar", erwidere ich, „also ciao, schönen Feierabend.."

Mit der Tasche in meiner Hand bewege ich mich in Richtung Ausgang. Ja, ich kann es noch schaffen! Aber die Türklinke lässt sich nicht hinunter drücken, weil jemand sie festhält. Ich schaue in die Augen von Daniele. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, aber er wirkt nicht mehr so auf mich, wie er am Montag noch zu mir war. Er ist völlig verändert. „Willst du mir nicht Tschüss sagen?", fragt er eindringlich, und mustert mich wieder mit einem Blick der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Langsam werde ich wütend! Ich verpasse noch die Pressekonferenz! „Sorry, ich muss echt los! Wir sehen uns nach dem Wochenende!" Er zuckt mit den Augenbrauen. „Wenn du meinst. Dann muss ich wohl Luna morgen bei ihrem Roman helfen.." Ich stoße die aufgestaute Luft aus. Will er mir jetzt etwa Vorwürfe machen? „Du weißt ganz genau das du sie nicht übernehmen musst. Sie wird das ein paar Stunden alleine schaffen." „Nein, sie hat Probleme und sie bräuchte dich morgen, das weißt du genauso gut wie ich."

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