Flying So High

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„Was ist los?"

Valentino legt von neuem seine Arme um meine Taille, und ich spüre die angenehme Wärme die uns umhüllt. Entsetzt über das was ich gerade von Olivia erfahren habe, streiche ich mir durch die Haare die völlig zerzaust sind. Der Italiener hält mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen muss. Doch am liebsten würde ich einfach nur die Worte in meinem Kopf vergessen wollen. „Was ist los?", wiederholt er, diesmal mit einem etwas strengeren Ton.

Ich versuche meine Gedanken zu sammeln.

„Die Polizei sagte Rebecca hätte Rafael geholfen an den Sicherheitsleuten vorbei zu kommen" „Was???!" „Ja. Ja! Olivia erzählte sie sei wohl völlig ausgerastet während dem Verhör. Sie wollte sich... an Maverick rächen." Mit einem Mal löst sich Vale von mir. Plötzlich wird mir schrecklich kalt, und ich reibe mir die Arme, an denen sich Gänsehaut bildet. „Der Plan ist wohl nicht aufgegangen! Wenn die sich noch einmal bei uns blicken lässt, dann Gnade ihr Gott!" Vale schlägt vor lauter Wut gegen die Wand, wodurch eines der Bilder herunter fällt. Dann verschwindet er im Bad. Nach ein paar Minuten lehne ich mich gegen den Türrahmen, und kann erkennen wie er in den Spiegel blickt. „Denkst du wirklich Maverick war ihr Motiv? Irgendetwas stimmt an der ganzen Sache nicht..", sage ich. Valentino dreht sich zu mir um. „Das ist doch egal. Fakt ist, sie ist gefeuert." Ich rücke ein Stückchen näher an ihn heran, und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Lass uns schlafen gehen.."

Ich wache am nächsten Morgen auf, mit der Erkenntnis, dass heute mein letzter Tag in Italien ist. Schweren Herzens verdrücke ich mir ein paar Tränen. Reiß dich zusammen, Luisa.

Ich drehe mich ein Stück, um festzustellen das Valentino noch neben mir im Bett liegt. Tatsächlich schläft er noch. Ein Blick auf die Uhr verrät mir das es 9:42 Uhr ist.

Es ist so still, das ich ihn atmen hören kann. Vorsichtig kuschle ich mich an ihn, mit meinem Gesicht an seine Brust, sodass sein Herz an meinem Ohr schlägt. So wunderschön wie gleichmäßig es schlägt, und sich seine Brust immer wieder auf und absenkt. Ich schließe meine Augen, und genieße den Moment, als wäre es das letzte was ich hören würde. Dabei drückt sich doch eine Träne aus meinen Augen. Ich will ihn nicht loslassen, und der Gedanke daran das ich ihn erst einmal nicht mehr sehen werde, fühlt sich unerträglich an. Wie soll ich es denn nach allem was ich hier erlebt habe, zurück in den Alltag schaffen? Vor allem will er mich überhaupt in Austin dabei haben? Und wie wird Dani reagieren, wenn ich Zuhause ankomme... ?

All die Fragen quälen mich jetzt schon, obwohl wir noch einen Tag zusammen haben. Valentino bewegt sich, und ich wische mir schnell die Tränen weg. „Guten Morgen Süße.." Er küsst mein Haar, und zieht mich dann näher zu sich. Ich vergrabe mein Gesicht in seinem Hals, während ich ihn gleichzeitig küsse. Danach sehe ich in seine Augen, in denen ich mich schon viel zu oft verloren habe. „Wie soll ich es in Spanien nur aushalten, ohne dich?" „Wir sehen uns doch in Texas wieder.." „Tun wir das?" Überrascht streichle ich ihm über den Kopf. „Außer du willst nicht kommen, zwingen kann ich dich natürlich nicht..." Lachend boxe ich ihn leicht ins Gesicht. „Idiot." „Ich werde dich auch vermissen.." Nach einem Moment der Fröhlichkeit, werde ich wieder ernst. „Ich muss dir noch einmal sagen das es mir wirklich leid tut, wegen gestern. Hättest du mich nicht hier her geholt, dann wäre das nicht passiert. Es hätte so schlimm ausgehen können.." „Das ist es aber nicht. Und dich hier her einzuladen war so ziemlich das beste was ich jemals getan habe. Glaub mir." Mit einem Seufzen streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht. „Woher weißt du das?" „Weil ich glücklich bin.." „Das bist du? Seitdem ich hier bin, bist du vom Bike gestürzt, lagst im Krankenhaus, hast dich mit deinem besten Freund gestritten und bist bedroht worden. Na toll." Valentino reißt die Augen auf. „Du hast den Streit mitbekommen?" „Ja... Ja. Ich hab euch gehört." „Luisa.... Ich mag dich, sehr sogar, und solange es mir gut dabei geht, kann ich auch eine Beziehung neben der MotoGP haben. Das hab ich doch damals bloß so dahin gesagt weil, .... weil ich verletzt war." „Na ja gut, aber Uccio scheint mich trotzdem nicht wirklich zu mögen." Vale verdreht die Augen, und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. „Der macht sich viel zu viele Sorgen um mich." „Sei froh das du so jemanden wie ihn hast." Valentino nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. „Das bin ich."

Nach unserem Frühstück begleite ich Vale ins Krankenhaus, nur für eine Nachkontrolle, ob alles in Ordnung ist, und er soweit fit für den nächsten GP ist. Ich bin froh das er dass freiwillig vorgeschlagen hat, und ich ihn nicht dazu zwingen musste. Da Handy's eher ungern innerhalb des Hauses gesehen werden, warte ich draußen. Ich muss mich schließlich unbedingt bei Dani melden. Nach ein paar Mal piepen höre ich die Stimme des Spaniers in meinem Ohr.

„Hallo! Mein Gott! Schön das du dich mal meldest!"

„Hey, ich... ja, es ist so viel passiert. Es tut so gut deine Stimme zu hören."

„Alles okay?"

„Ja. Ja! Ich erzähle dir alles wenn ich heute nach Hause komme. Du fehlst mir."

„Du mir auch! Ich hole dich vom Flughafen ab, okay? Wann muss ich da sein?"

„Nein... Nein! Das musst du nicht tun."

„Jetzt komm schon. Sag mir die Uhrzeit, und ich bin da."

„Ähm.. Ich müsste um 21.15 Uhr ankommen. Ja..."

„Gut. Ich werde auf dich warten."

„Danke, Dani. Okay,... also bis dann?"

„Bis später, Süße!"

Ich drücke auf den roten Knopf, und mein Handy verschwindet in der Tasche. Auf Dani ist einfach immer Verlass. Womit habe ich ihn eigentlich verdient?

„Und was machen wir zwei Hübschen jetzt noch?" Valentino legt einen Arm um mich, und reißt mich damit aus meinen Gedanken. „Du bist schon zurück? Und ist alles gut?" Vale nickt. „Ich kann nächstes Wochenende fahren. Und mit wem hast du telefoniert?" „Mit Dani. Er holt mich heute Abend vom Flughafen ab." „Okay, schön. Er bringt dich aber nur nach Hause?" Verwirrt schaue ich ihn an. „Ja, na klar?" „Gut, gut." Valentino greift nach seinem Autoschlüssel in der Hosentasche, und wir laufen in Richtung Parkplatz. „Ist das wirklich in Ordnung für dich?" Seine merkwürdige Reaktion lässt mir keine Ruhe. Ich öffne meinen Haargummi, und setze mich ins Auto. „Na ja, Olivia..." „Olivia, die Tratschtante!", unterbreche ich ihn, „ich wette sie hat dir erzählt Dani würde auf mich stehen?" „Hat sie denn Recht?" Wütend richte ich meine Haare neu zusammen, und betrachte den Zopf im Außenspiegel des Autos. Dann widme ich mich wieder dem Gespräch. „Sie ist wirklich unmöglich!" „Hat sie Recht, ja oder nein?" Ich seufze und lege meine Hände in meinen Schoß. „Ich weiß es nicht. Er hat sich gerade erst von seiner Freundin getrennt, vielleicht wegen mir, ja." Vale startet den Motor, und fährt los. Nach ein paar Minuten Fahrt frage ich:"Wo fahren wir jetzt eigentlich hin?" „Lass dich überraschen.."

Zwar dauerte die Fahrt nur knapp 20 Minuten, dennoch wurde ich von Minute zu Minute nervöser. Als wir auf einem riesigen Parkplatz, auf einem gigantischen Gelände ankommen, bin ich doch glatt sprachlos! Sogar das Meer kann man sehen, das vielleicht knappe 100 Meter weg von dem Gebäude war. „Wo zum Teufel sind wir hier?", frage ich, als wir beide aussteigen. „Wir sind in Cattolica..", antwortet Vale, „und das hier ist ein riesiges, wie du sehen kannst, Sea Life Zentrum! Ich dachte mir, ich muss dir das unbedingt noch zeigen bevor du abreist."

Wie ein kleines Kind hüpfe ich auf und ab, vor Freude. So etwas wollte ich mir schon immer einmal anschauen. „Und wir könnten danach noch schwimmen gehen..", fügt er hinzu, bevor ich etwas sagen kann. Bis über beide Ohren strahlend schaue ich ihn an. „Diesen Ort werde ich nie wieder verlassen..", sage ich schließlich und drehe mich einmal im Kreis, sodass der Wind mir durch die Haare weht. „Sollen wir reingehen?" Valentino streckt mir seine Hand entgegen, die ich sofort annehme. „Lass uns reingehen."

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