Ich wünschte ich könnte einen klaren Gedanken fassen.
Mit einem Ruck greife ich nach meinem Koffer, und gehe in Richtung Ausgang. Müde binde ich mir meine Haare zu einem Zopf, während ich Ausschau nach meinem besten Freund halte.
„Luisa!!!" Dani zieht mich in eine liebevolle Umarmung. Ich erwidere sie, und schaue ihm dann in die Augen. „Schön das du wieder hier bist, ich hab dich so vermisst!" Seine Worte fühlen sich sofort vertraut an. Dennoch möchte ich am liebsten umdrehen und mich sofort wieder in einen Flieger nach Italien setzen. Doch das geht nicht, was niemand besser weiß als ich selbst. Also versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. „Du hast mir auch gefehlt."
Um Dani während der Fahrt zu mir nach Hause nicht aus dem Konzept zu bringen, beschließe ich ihm erst alles zu erzählen wenn wir angekommen sind. Mittlerweile ist es fast 22:34 Uhr. Und ich muss morgen in die Arbeit. Der Blick auf die Uhr bereitet mir also nicht sonderlich viel Freude. Mit einem Seufzen stelle ich meinen Koffer im Schlafzimmer ab, als wir in meiner Wohnung sind. Dani lässt sich auf die Couch fallen. Wenig motiviert räume ich die Kleidung die ich nicht benutzt habe, in den Schrank zurück. Bis ich die Stimme des Spaniers aus dem Wohnzimmer höre. „Jetzt lass das doch mal liegen, und setz dich zu mir! Du musst mir alles erzählen." Langsam richte ich mich auf, und setze mich zu Dani auf die Couch. Jetzt wird es ernst. Ich weiß was mir bevorsteht, und das macht mir eine unglaubliche Angst. „Zuerst einmal Dani, ich weiß das du nicht mehr mit Eva zusammen bist. Warum hast du mir nicht erzählt das ihr Probleme habt?"
Dani's Augen weiten sich. Er steht auf, streicht sich durch die Haare und stellt sich vor eines der Fenster. Ich folge ihm. Vorsichtig lege ich meine Hand auf seine Schulter. Doch er streicht sie wieder herunter. „Was ist los?"
„Was los ist???!", antwortet er harsch mit einer Wut in seiner Stimme, die ich noch niemals zuvor gehört habe. Ich weiß nicht was ich antworten soll, also warte ich ab. Dani dreht sich zu mir, und ich kann deutlich Tränen in seinen Augen erkennen. Ich bin wie erstarrt.
„Seit Monaten bin ich schon in dich verliebt, und jetzt muss ich zusehen wie du was mit dem Italiener anfängst, ohne das ich auch nur irgendetwas dagegen tun kann! Ich weiß das es dich voll erwischt hat. Ich kann es spüren." Ich will gerade Luft holen, um etwas zu sagen, doch Dani lässt mich nicht zu Wort kommen. „Und lüg' mich jetzt ja nicht an! Mein Gott, Luisa! Warum siehst du mich nicht? Was bin ich denn eigentlich für dich?"
Die Gedanken in meinem Kopf fahren Achterbahn. Wie angewurzelt stehe ich da, bringe plötzlich kein anständiges Wort mehr aus mir heraus. Wie konnte ich nur so blind sein? Alle, wirklich alle um mich herum konnten es sehen, nur ich wollte es nicht glauben. Ich bin wirklich die schlechteste Freundin überhaupt. Das kann ich nie wieder gut machen.
Und auf einmal ist es wie als ob sich ein Schalter in meinem Kopf umlegt. Jetzt ergibt alles einen Sinn. „Deshalb wolltest du nie das ich mit ins Fahrerlager komme. Du hattest Angst, das ich mich in jemanden... verliebe." Dani tritt einen Schritt näher an mich heran, sodass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. Seine Stimme klingt jetzt viel leiser, es ist fast nur noch ein Flüstern das bei mir ankommt. „Ich habe wirklich bis zuletzt gehofft ich wäre es in den du dich verliebst. Aber nein, es musste natürlich gleich Valentino Rossi sein. Ich dachte du wärst anders, Luisa." Ich spüre wie sich Tränen durch meine Augen drücken, weil ich weiß das er das nicht so meint. Eine Mischung von Wut und Traurigkeit bereitet mir Bauchschmerzen. Mit letzter Kraft reiße ich mich zusammen. „Ich hab mir das nicht ausgesucht..", sage ich mit zittriger Stimme, „das weißt du genauso gut wie ich."
Dani streicht sich über sein Gesicht, aber ich kann immer noch erkennen wie schlecht es ihm geht. Dann bewegt er sich ohne noch etwas zu sagen zur Türe. Doch bevor er sie hinter sich zu schlägt halte ich ihn mit meiner Hand auf. „Hör zu Dani, es tut mir leid, dass ich deine Gefühle für mich nicht bemerkt habe, aber willst du jetzt einfach unsere ganze Freundschaft wegschmeißen? Was passiert denn jetzt mit uns?" „Ich kann das nicht mehr, Luisa. Ich kann nicht mit der Frau befreundet sein die ich liebe, und so tun als ob nichts wäre. Ich kann nicht mehr mit der Frau befreundet sein, die meine Gefühle nicht erwidert. Ich kann und will das nicht mehr." Er entzieht sich meinem Griff, und schlägt die Tür hinter sich zu. Ich kann nicht glauben was gerade passiert ist. Ich hätte es wissen müssen, ich hätte es einsehen müssen, schon als Olivia den Verdacht hatte, Dani könnte in mich verliebt sein. So wie gerade eben, habe ich ihn noch nie erlebt. Ich wusste das es hart wird zurück zu kommen, aber auf das habe ich mich nicht vorbereitet. Wir waren doch gerade eben noch glücklich zusammen im Flieger nach Argentinien gesessen, und jetzt liegt unsere Freundschaft in Trümmern. Wenn ich gewusst hätte, das dieses Wochenende alles verändert würde. Wäre ich dann immer noch mit eingestiegen?
DU LIEST GERADE
A different world
FanfictionDie 23-jährige Luisa zieht sich nach einem Unfall komplett von der Außenwelt zurück. Verzweifelt versucht sie an ihrem Roman weiter zu arbeiten, doch nichts will ihr gelingen. Bis ihr bester Freund Dani sie zum Motorrad Rennen nach Argentinien einlä...