More Than Just A Rider

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"Erzähl mir mehr von ihm."

"Komm..", Vale nimmt meine Hand, wir setzen uns auf die Couch, und er nimmt mich liebevoll in den Arm. Auf dem einen Ohr höre ich wieder seinen Herzschlag, mit dem anderen lausche ich seiner Stimme.

"Er hat sich nie etwas sagen lassen", beginnt er zu erzählen, streichelt dabei meine Schulter. Ich hebe meinen Kopf um ihn kurz ansehen zu können. "Ach, genau wie du", scherze ich, drücke mein Gesicht dann erneut auf seine Brust. Dabei weiß ich das schon wie viel die beiden gemeinsam hatten. Ich will es nur aus seinem Mund hören.

"Ich kann mich noch sehr gut an 2011 erinnern. Jorge und er saßen damals in der Pressekonferenz nebeneinander." Wieder hebe ich den Kopf an. "Lass mich raten, es gab Stress?" Valentino nickt. "Jorge regte sich über ein Manöver von ihm auf. Aber Marco war das egal. Im nächsten Rennen hat er dann Dani abgeschossen. Er war unglaublich. Ich weiß noch wie ich ihm nach der Pressekonferenz geraten habe ein bisschen mehr aufzupassen. Aber er hörte nicht auf mich." Ich runzle die Stirn. "Du  hast ihm ernsthaft geraten vorsichtiger zu sein?" "Ja! Aber es machte keinen Sinn. So war er eben." Vale küsst meine Stirn bevor er weiter spricht. "Er war ein Draufgänger, aber andererseits konnte er auch so verdammt ernst sein. Manchmal da sagte er mir Dinge, die mir einen Gänsehaut verschafften, noch heute wenn ich nur daran denke." "Was denn zum Beispiel?" Vale löst sich ein Stückchen von mir, sodass ich ihn ansehen muss. Er nimmt meine Hand an der mein Ring steckt, und streichelt sie. "Wir haben oft über Motorräder gesprochen. Aber dann von einer Sekunde auf die andere fing er an über das Leben zu diskutieren. Über die Liebe. Über Frauen." Er streicht sich kurz durch die Haare, sieht mich dann wieder an. "Was hat er gesagt?", ich platze gleich vor Neugier. "Er hat mir einmal gesagt Du spürst es sofort wenn du die eine triffst. Sie wird vor dir stehen, irgendwann, vielleicht schüttelt sie dir sogar die Hand und dann wirst du zu dir selbst sagen:'Ja, das ist sie!' Du wirst es tief in dir fühlen, selbst DU Valentino. Ich habe ihm natürlich kein Wort geglaubt und ihn innerlich ausgelacht, damals, aber jetzt weiß ich: Er hatte Recht. Es ist genau so gekommen."

Meine Augen füllen sich mit Tränen. Das ist dass schönste was ich jemals gehört habe. "Ich habe ihm geraten auf mich zu hören, dabei hätte ich doch so viel von ihm lernen können. Das weiß ich jetzt. Und das schlimmste daran ist das ich ihm dass nicht mehr sagen kann."

Mein Herz zerspringt in Tausend Teile. Diese Worte sind die wundervollsten und gleichzeitig traurigsten die meine Ohren je zu hören bekommen haben. Ich nehme ihn fest in den Arm, während Vale immer noch weiter erzählt. "Und er war so liebevoll. Er hat mich oft einfach so in den Arm genommen, war immer für mich da. Und ich wusste immer was ich ihm bedeute. Er war wie ein Bruder für mich." Jetzt brechen sämtliche Dämme in mir. Ich weine. Ich kann gar nicht anders. "Es muss so schrecklich gewesen sein ihn zu verlieren. Ich kann und will mir das gar nicht vorstellen.", schluchze ich, und lege meine Hände auf seine Wangen. Er schmiegt sich an sie, und sieht mich an. "Es war wie als würde meine Welt in sich zusammen brechen. Ich saß in der Box, tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ich konnte es nicht glauben." Er nimmt eine meiner Hände, und küsst die Innenfläche. Danach wischt er mir die Tränen weg. "Aber weißt du wer damals neben mir saß und all das mit mir durchgestanden hat? Das hat uns noch enger zusammen geschweißt." Ich weiß das er Uccio meint. "Ohne ihn wäre ich aufgeschmissen gewesen.", fügt er hinzu, und küsst mich. Oh Gott. Ich liebe ihn so sehr, dass es weh tut.

Als sich meine Augen halbwegs erholt haben, und keine Tränen mehr folgen, quäle ich mich zu einem Lächeln. Ich wünschte einfach er wäre hier. Ich wünschte er könnte sehen wie stark Vale immer noch ist. Was er alles noch erreicht hat. "Setzt du dich deshalb so für den italienischen Nachwuchs ein? Ist Marco einer der Gründe?" Vale nickt. "Natürlich. Ich will ihnen all das geben was Marco mir damals gegeben hat. Denn ich weiß das man nicht nur Talent und Ehrgeiz dafür braucht um Weltmeister zu werden, sondern auch Menschen um einen herum die an einen glauben. Die stolz auf dich sind." Er hat so verdammt Recht. "Und egal was passiert du darfst dich niemals unterkriegen lassen. Du musst wieder aufstehen, dich zurück kämpfen. Denke nicht mehr an das was einmal war, Luisa. Denke an das hier und jetzt."

Ich glaube es gibt momentan wirklich nichts besseres als an das Hier und Jetzt zu denken. Ich bin nämlich mit dem besten Mann der Welt verlobt. Und uns trennen vielleicht 15 Jahre Altersunterschied, und ja, vielleicht kommen wir auch aus zwei verschiedenen Welten. Aber diese zwei Welten sind zu einer geworden, und diese blöde Zahl hat mich sowieso nie interessiert. Denn das sagt gar nichts über uns aus. Über das was wir miteinander erlebt haben, und wie wir uns verstehen. Was wir fühlen, und was wir uns gegenseitig schenken. Denn das ist echt. Das war es von Anfang an, das wird es auch immer sein. Egal was die anderen sagen, egal was sie versuchen mir einzureden. Ich weiß wo ich mich sicher fühle. Wo ich mich von Anfang an geborgen gefühlt habe, und mich immer noch fühle.

"Ich kann ohne dich nicht leben", prasselt es aus mir heraus, und ich erwische mich erneut dabei wie ich mir Tränen wegwische. "Denn du bist alles für mich.", sage ich, etwas ruhiger. Vale lächelt. Es ist das Lächeln mit dem Funkeln in den Augen. "Keine Sorge, du darfst mich heiraten", meint er nur, drückt mich an sich, und küsst mich. Ich boxe ihm leicht auf die Brust. "Falls du mich nächstes Jahr überhaupt noch willst.", scherze ich, aber werde dann sofort wieder ernst. "Ich will dich. Und weißt du was? Es wird in unserem Leben nur noch einen Menschen geben den ich genauso sehr lieben werde wie dich."

Meine Augen weiten sich. "Wen meinst du?" "Unser Kind."

Wow. Daran hatte ich nun wirklich nicht gedacht. "Aber damit wollten wir uns doch noch Zeit lassen, oder?" Vale nickt. "Ja, aber.... trotzdem. Das solltest du wissen."

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"Bist du dir sicher das wir alles richtig gemacht haben?", ich starre in den Ofen, in der ich die Lasagne sehen kann. Zumindest soll es eine werden. Verwirrt blicke ich in Richtung Vale. Der zuckt nur mit den Schultern. "Wird schon schmecken." Ich lache, und hole zwei Teller, mit dem Besteck, decke den Tisch, und drehe mich dann um. Bevor ich reagieren kann legen sich zwei Arme um meine Taille, mein Hals wird geküsst, und ich kann mich aus Vale's Griff nicht mehr befreien. "Verdammt, warum musst du auch so stark sein?", lache ich, und finde mich damit ab das ich keine Chance habe. "Na, meinst du so eine Maschine fährt sich von alleine?" Wieder boxe ich ihm in die Brust. "Angeber." Vale grinst. "Gib's zu, du findest es sexy, so wie alles an mir." Ich runzle die Stirn. "Sei dir mal nicht zu sicher!" Schließlich schaffe ich es doch mich zu befreien, dann laufe ich zurück zum Ofen, greife nach dem Geschirrtuch und werfe es in seine Richtung. "Ha! Getroffen! Mitten ins Gesicht!", ich lache, laufe um die Kücheninsel, weil ich weiß das er mir gleich hinterher kommt. "Oh, du böses Mädchen, na warte!", er rennt mir hinterher, ich laufe zur Couch, um sie herum, aber er schafft es immer noch nicht mich einzuholen. Bis ich wieder in der Küche bin, werde ich plötzlich an der Taille gepackt. "So Endstation, schöne Frau.", er hebt mich hoch, wirft mich über seine Schulter, trägt mich zur Couch zurück. Ich klopfe auf seinen Rücken, aber es bringt nichts. "Ahhhh", ich kreische als er mich ablegt, und sich auf mich wirft. "Du wirst mich jetzt nicht flachlegen, die Lasagne ist noch im Ofen.", protestiere ich, gleichzeitig kann ich aber nicht aufhören zu lachen. "Das ist kein ziemlich gutes Argument.", meint er nur, küsst mich, und schiebt mein Shirt nach oben. Ach, das weiß ich selbst.

"Da musst du dir schon etwas besseres einfallen lassen, damit ich jetzt aufhöre dich zu berühren", fügt er hinzu, presst seine Lippen dann wieder auf meine, während seine Hand über meine Brüste wandert. Dann höre ich es an der Tür klingeln. "Wie wäre es damit?", frage ich, und Vale verdreht genervt die Augen. Dabei glaube ich nicht das dass Olivia ist. 


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