Dreams can come true

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Bar Pizzeria da Rossi

Ich muss mir den Namen zehn mal durchlesen, um glauben zu können, das dass hier kein Traum ist. "Na los, komm schon. Sonst wird dir noch kalt hier draußen.." Valentino streckt mir seine Hand entgegen, und wartet darauf das ich sie nehme. Mir bleibt der Mund offen stehen, als hätte ich keine Ahnung was ich hier tue. Ich muss unglaublich verzweifelt vor ihm wirken. Nach ein paar Sekunden jedoch formt sich mein Mund zu einem Lächeln.

Reiß dich zusammen, Luisa.

Aufgeregt ergreife ich seine Hand, die sich mehr als gut in meiner anfühlt. Vale führt mich zum Eingang, und holt den Schlüssel aus seiner Hosentasche heraus. Als sich die Tür öffnet, bin ich wie verzaubert von dem was ich sehe. Überall hängen kleine Poster die Vale darauf zeigen, entweder alleine oder auf seinem Motorrad, Rennanzüge, Helme. Mehrere Fernseher, mit denen sich die Gäste wahrscheinlich immer die Rennen anschauen. Die Tische sind so wunderschön gedeckt. Die Lichter drum herum, lassen den ganzen Raum noch wundervoller erscheinen. "Das ist schon für morgen vorbereitet..", reißt mich Vale aus meiner Trance. "Schon okay, ich.. ich werde nichts anfassen.." "Nein. Nein. Sieh dich ruhig um!" Ich lächle, und begebe mich auf Entdeckungsreise. Einer der Helme sticht mir besonders ins Auge. Vorsichtig nehme ich ihn aus dem Schrank heraus. Er scheint einer der älteren Modelle zu sein. Der muss schon einige Jahre hier drin stehen. Ich schaue mir das Design an, und streiche langsam über Vale's Gesicht, das darauf klein abgebildet ist. "Das ist der Helm den ich im Jahr 2003 getragen habe. Mein zweiter MotoGP-Titel." Valentino nimmt mir den Helm ab, und gibt mir stattdessen meine Tasse, die er bereits mit Kaffee gefüllt hat. "Oh mein Gott!", sage ich lachend, "da war ich gerade mal neun Jahre alt!" "Ja! Ich weiß." Er streicht mir über die Wange, und obwohl seine Hand mich nur für Sekunden berührt, spüre ich eine Gänsehaut. "Woher?" Verwirrt setze ich mich an einen der Tische. "Dein Instagram." Wie als wäre ich die dümmste Person auf der ganzen Welt klatsche ich mir auf die Stirn. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. "Natürlich.." Nach ein paar Sekunden der Stille, rutsche ich mit meinem Kissen näher an ihn heran. "Also was weißt du noch so alles über mich?" Gespannt auf seine Antwort, verknote ich vor Nervosität meine Finger miteinander.

"Du bist 1994 in Spanien geboren, hast dort deine Ausbildung gemacht, arbeitest jetzt in einer Bibliothek, du bist sehr sehr gut mit einem gewissen Dani Pedrosa befreundet und... und du bist mit diesem Typen zusammen.... Rafael?" Seine letzten Worte lassen mich erschaudern. Anscheinend habe ich die Bilder mit ihm zusammen noch nicht auf Instagram gelöscht. "Nein, nein..", unterbreche ich Vale, "ich bin schon lange nicht mehr mit ihm zusammen." "Achso okay. Das tut mir leid." Ich schüttle den Kopf. "Das muss es nicht." Möglichst unauffällig versuche ich das Tränenbad, dass sich ankündigt, wegzulächeln, doch es gelingt mir kein bisschen. "Sorry..", sage ich, "ich muss schnell auf die Toilette.." Noch als ich aufstehe, wische ich mir die erste Träne weg. Genau jetzt hasse ich es so nah am Wasser gebaut zu sein. Als ich vor einem der Spiegel stehe, wünschte ich ich könnte mich einfach in Luft auflösen. "Es ist okay..", sagt Vale, der mittlerweile wieder neben mir steht. Er kommt näher, und legt einen Arm um mich. "Ich weiß genau wie es ist, wenn Beziehungen unschön enden." Ich schaue in seine Augen, und muss lächeln. "Weißt du das? Wenn du willst, dann zeige ich dir noch die Ranch. Sie ist nicht weit weg von hier.. und... du könntest dort schlafen."

Schlafen? Er meint, so richtig dort übernachten?

Als wir wieder im Auto sitzen, kann ich mein Glück kaum fassen. "Sag mal, verführst du so alle Frauen? Du ladest sie nach Italien ein, zeigst ihnen dein Restaurant, lässt sie auf deiner Ranch übernachten.. Ich wette das klappt jedes Mal.." "Nein.", antwortet Vale bloß kurz, und legt den Rückwärtsgang ein. "Ich glaube dir kein Wort!", sage ich lachend, während ich das Fenster öffne, um etwas frische Luft zu bekommen. Doch dann herrscht eisiges Schweigen zwischen uns. Erst jetzt realisiere ich, dass ich höchstwahrscheinlich wirklich die erste Frau bin mit der er das so macht. "Hör mal zu Valentino, das habe ich wirklich nicht so gemeint. Ich finde es wunderschön, was du hier mit mir machst." Grinsend schaut er mich kurz an. "Ich weiß." "Spinner." Blitzschnell boxte ich ihm in den Arm, doch Vale wich lachend aus. Auf einmal klingelt mein Handy. Ich krame es aus meiner Tasche, und lese 14 verpasste Anrufe  auf dem Bildschirm. Seufzend drücke ich auf die rote Taste. "Vielleicht hättest du dran gehen sollen. Da macht sich jemand Sorgen um dich." Vale schaut abwechselnd zwischen mir und der Straße hin und her. "Nein..", antworte ich kurz, ohne ihm zu sagen wer der Anrufer war. Eine vertraute Stimme aus dem Radio lenkt mich schlagartig ab. "Ohhh!", kreische ich fast, "darf ich lauter drehen?" Vale nickt, und ich drehe an dem kleinen Knöpfchen, das die Stimme von Francesca Michielin lauter werden lässt. Wow, sage ich leise zu mir selbst, es ist fast wie in meinem Traum, nur noch besser. "Ich liebe diesen Song!", sage ich zu Vale, der zustimmend nickt. "Ich auch!" "No way! Wirklich???" "Jaaa!" Ich lache, und da ich mich kaum noch zusammen reißen kann, lasse ich einfach los, und singe den Text mit.

"Du singst gut!", sagt Vale, als wir an der Ranch ankommen. Verlegen streiche ich mir durch die Haare. "Das meinst du doch jetzt nicht ernst.." "Doch! Vor allem in italienisch." Ich mustere ihn von oben bis unten und antworte schließlich "Danke.." Valentino grinst, und nimmt mir meine Tasche ab. "Morgen kommen die Jungs zum trainieren her, ich hoffe das macht dir nichts aus.." Das sagt er mir erst jetzt?!  "Ähm..okay...Alles klar." "Auf geht's, ich zeig dir dein Zimmer."

Ich bekam eines der oberen Zimmer. Es ist ziemlich schlicht eingerichtet, ich glaube die Jungs der Academy übernachten nicht wirklich oft hier. "Wow..", sage ich, als ich aus dem Fenster auf die riesige Anlage schaue. "Es ist unglaublich.." "Es ist vor allem dunkel..", antwortet Valentino, der plötzlich dicht hinter mir steht. Wenn ich mich jetzt umdrehen würde, dann wären unsere Gesichter nicht mehr als 2 cm voneinander entfernt. "Na ja, es ist ja auch schon spät.." Ich spüre wie Valentino seine Hände auf meine Schultern legt. "Brauchst du noch irgendetwas?", haucht er in mein Ohr, während sich seine Hüfte näher an meine presst. Was zum Teufel wird das hier? "Nein...", antworte ich langsam, und drehe mich um sodass ich sein Gesicht sehen kann. "Okay. Gute Nacht." Als er den Raum verlässt, stoße ich die aufgestaute Luft aus.

Wow, dieser Mann ist unfassbar.

Ich setze mich auf das Bett, und scrolle durch meinen Instagram Feed. Es wird Zeit das ich endlich die Bilder mit Rafael lösche. Es wird Zeit das ich all das endgültig hinter mir lasse.                                                                                                                                                                                                                                                        

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