Kapitel 14: Aus!

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Freitag, 09.04.

Es waren weitere 3 Monate ins Land gestrichen.

Ich war immer noch mit Marlo zusammen, hatte die Erinnerungen an den Tag vollständig zurück. Mir sah man den Unfall nicht mehr an. Keinen Gips mehr, keine Schmerzen mehr, keine gebrochenen Rippen mehr.

Marlos Zustand hatte sich nicht geändert und von Tag zu Tag gab ich die Hoffnung immer mehr auf, dass er jemals noch einmal Laufen konnte. Auch Marlo zweifelte immer mehr dran und wurde von Tag zu Tag unausstehlicher.

Am Anfang war alles noch ok. 'Kannst du mir bitte das und das holen? Kannst du mir bitte helfen?' Alles war gut. Jedoch änderte es sich mit der Zeit immer mehr in 'Hol mal... Mach mal... Beweg dich...' und das nicht auf eine liebenswerte Weise, sondern in einem Ton, der einfach nur noch herablassend war.

Jedes Mal, wenn ich in Marlos Zimmer kam, betrat ich eine andere Welt. Ich war ernst, hatte ein wenig Angst vor Marlo. Lachen gab es in dem Raum nicht mehr. Küsse? Zärtlichkeiten? Gehörte der Vergangenheit an und es machte mich fertig.

Marlos Persönlichkeit veränderte sich zum Negativen hin. Am Anfang hoffte ich noch, dass wir es schaffen würden und das es nur eine Phase war, aber es wurde immer schlimmer.

Nicht nur mir fiel es auf, sondern auch den anderen, die einen großen Bogen um Marlos Zimmer machten und wirklich nur kamen, wenn es nicht mehr anders ging.

Ich versuchte alles um es ihm so recht wie möglich zu machen, aber das war ihm alles zu wenig. Ich konnte nicht mehr. Jedes Mal, wenn ich irgendwas nicht so machte, wie Marlo es wollte wurde er lauter und schrie mich an manchen Tagen an oder warf mit Sachen um sich.

Ich schaute, dass ich dann so schnell wie möglich aus dem Zimmer kam, mich in meinem Rückzugsort – das Kuschelzimmer – zurückzog und dort immer wieder weinte. Die anderen merkte natürlich, dass es nicht spurlos an mir vorbei ging und es mich mehr mitnahm als wie es gut war und sie versuchten alles um mich aufzufangen, aber ich hoffte einfach, dass Marlo wieder der Alte wurde.

Luan und auch Marla führten unglaublich viele Gespräche mit mir, meinten, dass ich ihn verlassen sollte, damit er mal merkt, was er eigentlich mit seinem Verhalten anstellt, aber ich konnte ihn doch nicht alleine lassen. Ich hatte ihm doch versprochen, dass ich ihm half! Das ich an seiner Seite bleiben würde! Ich konnte mein Versprechen ihm gegenüber nicht brechen.

Dadurch, dass Marlo keinen Sport mehr machte, nahm er natürlich zu. Sein Essen war weiterhin nur noch ungesundes Zeug, er fraß wortwörtlich seinen Frust in sich hinein, was dazu führte, dass der Sixpack der Geschichte angehörte, genauso wie seine Sachen, die alle mindestens eine Nummer größer gekauft werden mussten.

Meine Nächte die ich sonst so gerne bei Marlo verbrachte gehörten ebenfalls der Geschichte an. Ich schlief in der Woche nur noch in meiner Wohnung und am Wochenende schaute ich, dass Marla oder Luan mir ein Alibi gaben, damit ich nicht bei Marlo schlafen musste, da wir zum Beispiel zu Juna fahren mussten, damit sie uns den Stoff erklärt und wir bei ihr übernachteten oder das wir in der Wohnung von Luan und Marla eingeschlafen seien. Mir war alles recht, Hauptsache ich musste nicht bei Marlo schlafen.

Mir tat es leid, dass ich mich immer mehr von ihm distanzierte, aber ich konnte das alles nicht mehr. Ich ließ mir viel gefallen und ich schluckte viel runter, was er mir entgegenwarf, aber irgendwann war auch bei mir ein Punkt erreicht, wo es reichte. Absolut reichte.

Jedoch war nicht nur ich diejenige, die alles abbekam, sondern auch Mel, die ich öfters nachts weinen hörte, was mir so unglaublich weh tat. Marlo wurde einfach ein richtiges Arsch, er überlegte gar nicht mehr.

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