Kapitel 44: Training

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Auf der Terrasse schaute ich mich erst einmal nach Marlo um, aber von ihm war weit und breit nichts zu sehen, was mich ein wenig beruhigte. Ich wusste einfach nicht wie ich mich verhalten sollte, wenn ich ihn sah.

Vielleicht hatte Luan sogar recht mit dem, was er mir zuvor sagte, dass ich einfach mit Marlo reden sollte. Ob das was brachte? Meine Schuldgefühle würden sich nicht ändern – niemals. Und ich hatte einfach extreme Angst, dass er mir doch irgendwann die Schuld dafür gab und mich dementsprechend behandelte. Noch schlimmer, als wie die letzten Monate.

In meinem Kopf drehte sich alles. Immer wieder.

Marlo – Unfall – Schuld.

Nichts anderes war mehr in meinem Kopf. Auch wenn ich in der Woche viel lernte, behalten tat ich fast nichts, da meine Gedanken eben immer wieder bei den 3 Themen waren. Es war schwer zu erklären, weil ich meine Gedanken einfach nicht beiseite schieben konnte.

Aber ob ein Gespräch mit Marlo irgendwas daran ändern konnte? Ja, ich vermisste ihn. Ja, ich liebte ihn und ja, verdammt nochmal, ich wusste, dass ich niemals wieder jemanden finden würde, der mich das fühlen ließ wie Marlo.

Niemanden, der mein Herz schneller schlagen ließ. Niemanden, der mich so in den Arm nahm, der mich so küsste, der mir diese Sicherheit gab, bei dem ich mich Zuhause fühlte. Der meine Welt zum Stillstand brachte, nur durch einen Blick. Der mich wie eine Prinzessin behandelte.

Nur er. Immer wieder nur er. Ich wusste einfach nicht wieso. Egal, wie scheiße er zu mir war in den Monaten, er war für mich immer noch der wichtigste Mensch, den ich kannte und für den auch ich alles machen würde. Alles!

Würde man mir einen Wunsch schenken, der sich sofort erfüllen würde, würde ich mir sofort wünschen, dass Marlo wieder Laufen konnte. Alles andere war unwichtig! Ich würde auf alles verzichten...

„Hey Süße, träum nicht so viel!", äußerte sich Mel, die mich in ihre Arme zog und mich fest drückte. Ich erwiderte ihre Geste und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Mels Umarmung fühlte sich immer wieder so verdammt gut an. So mütterlich eben, auch wenn ich nie einen Vergleich hatte, aber so stellte ich es mir vor. So und nicht anders.

„Ich versuchs, versprochen! Wie geht's euch?", fragte ich Mel, als ich mich langsam von ihr löste.

„Soweit alles ok. Und dir? Du siehst ein wenig fertig aus, Süße.", äußerte sich Mel stirnrunzelnd und ließ ihren Blick nicht mehr von meinem Gesicht.

„Das übliche eben... Marlo.", murmelte ich leise und seufzte, als Mel traurig nickte.

„Ihr seid alt genug, Maus. Redet euch aus. Nicht nur dir geht es nicht gut, sondern ihm auch.", sagte sie, streichelte mir noch einmal tröstend über den Arm und wendete sich an Lu, die gerade auf die Terrasse kam.

Ich seufzte, wurde kurz von Marlon umarmt, der meinte, dass Marlo sich sicherlich freuen würde, wenn ich mal nach ihm sehen würde, aber das musste ich natürlich selbst wissen.

Ich nickte leicht und half erst einmal den Frauen, den Tisch zu decken.

Wie zu erwarten waren die üblichen Leute am Tisch. Marlons Familie, Ethans Familie, Milos Familie, Tessa mit Mann, Sofia mit Mann, Max und Frau, die ganzen Weiber und Lane.

Jeder hatte seine Aufgabe und wusste genau was er tun sollte, außer ich. Ich fühlte mich irgendwie schlecht, da ich auch helfen wollte – außer Tisch decken, aber sie ließen mich einfach nicht und meinten, dass ich mich ruhig setzen sollte. Dann eben nicht. Gefiel mir zwar gar nicht, aber deswegen einen 'Aufstand' machen wollte ich auch nicht.

Mein Blick ging zu Marlos Fenster, welches ich ein wenig noch sehen konnte. Jedoch sah ich nichts besonderes. Kein Licht, kein Marlo. Eben nur ein Fenster. Ich holte tief Luft und drehte meinen Kopf zu der Maus, die auf der Wiese herum lief und vor sich her sang.

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