• Prolog •

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Die Schreie hatten seinen Namen gerufen. Hatten ihn panisch angewiesen, das Haus zu verlassen.

Und das hatte er auch tun wollen. Er hatte schon beinahe die Haustür erreicht, als die Stimmen plötzlich verstummt waren.

Sofort war er wieder umgedreht, hatte alle Vorsätze, sich selbst in Sicherheit zu bringen, fallen gelassen. Denn das war das Einzige, was er in diesem Moment wusste. Es war ein schlechtes Zeichen, dass die Schreie aufgehört hatten. Sie waren die Bestätigung von Leben gewesen.
Also lief er jetzt wieder zurück ins Haus, auch wenn er wusste, dass das die falsche Entscheidung war. Aber er blendete die Gefahr aus, fixierte sich auf die Richtung, aus der zuvor die Schreie gekommen waren.

Er konnte kaum etwas sehen. Bei jedem Blinzeln blieben seine Augen länger geschlossen, danach brannten sie stärker.
Würde er das Haus nicht kennen, käme er keinen Schritt weit.

Sein Atem ging unregelmäßiger. Nicht allein die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Er versuchte, zu rufen. Es erklang nicht mehr als ein heiseres Röcheln.
Aber er musste weiter. Er musste sie retten. Er wollte sie retten, an sich selbst dachte er nicht mal. Denn was nützte es ihm, selbst zu überleben, wenn sie es nicht taten?

Strauchelnd und hustend kämpfte er sich die Treppe hinauf. Stufe für Stufe, auch wenn er wusste, dass er nicht nach oben gehen sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nie wieder hinunterkommen würde, war zu groß. Aber er zog sich trotzdem weiter am Geländer hoch.

Die oberste Stufe erreichte er nicht mehr. Er bekam keine Luft mehr, konnte die Augen nicht mehr offen halten. Alle Muskeln erschlafften und er spürte nur halb, wie sein kindlicher Körper die Treppe wieder hinunterfiel.

Sein Bewusstsein setzte ganz aus, als zwei starke Arme nach ihm griffen und den kleinen Jungen mit sich trugen.

One room • l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt