Harry
Vielleicht hätte ich es erwarten können, aber als Louis mich küsste, blieb mir komplett die Luft weg. Ich fühlte mich einfach nur überfordert, ich fühlte zu viel. Zu viele Dinge passierten gleichzeitig. Zur selben Zeit spürte ich Louis' weiche Lippen auf meinen, eine Gänsehaut über meinem gesamten Rücken, eine Explosion meiner Organe und die absolute Unwissenheit, darüber, was ich tun sollte. In dieser Reihenfolge von gut nach schlecht.
Wie ein Blitz schoss mir die Erinnerung an das eine Gespräch mit Niall in den Kopf, als ich ihm erklärt hatte, dass ich mich nicht traute, Louis zu küssen, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte. Und genau diese Situation war jetzt eingetreten.
All diese Gedanken und Gefühle rasten in Lichtgeschwindigkeit durch meinen Kopf und sorgten nur für noch mehr Überforderung. Ich spürte Panik in mir aufsteigen.
In dem Moment, als ich gerade in Erwägung zog, Louis bewusstlos zu schlagen, um weglaufen zu können, legte er einen Arm um meine Taille und die andere Hand schmiegte sich an meine Wange. Sanft begann er seine Lippen auf meinen zu bewegen und irgendetwas schien Klick zu machen.
Als könnte er mich beim Küssen genauso führen wie beim Tanzen vorhin, bewegte ich mich plötzlich genauso wie es richtig war. Meine Nase nahm die Atmung wieder auf und meine Hände fanden Halt an Louis' Brust.
Ab dann war es wie Magie. Louis zog mich so fest an sich, als hinge sein Leben an mir. Die Gänsehaut auf meinem Rücken verschwand nicht, ebenso wenig der Tumult von allem in meinem Körper, aber plötzlich fühlte es sich gut an. Mein Körper wurde nicht von mir, sondern Louis kontrolliert und was er in mir auslöste, schien mir nur wieder die Luft zu nehmen.
Seine Lippen fühlten sich so richtig auf meinen an, dass nichts hieran falsch sein konnte. Er bewegte sie sanft; langsam und in einem Rhythmus, den ich nicht verstand, aber trotzdem Teil davon werden konnte.
Harry, schien Louis' Stimme plötzlich in meinem Kopf zu sagen. Ich mag dich.
Ich spürte seine Zunge vorsichtig über meine Unterlippe streichen. Ich fühlte mich, als würde ich gleich an Überwältigung von guten und neuen Gefühlen und Berührungen sterben.
Und ich glaube ehrlich, dass wir eine Chance verdient haben, flog ein weiterer Fetzen des vergangenen Gesprächs durch meinen Kopf.
Bevor ich es verstehen konnte, waren unsere Zungen Teil des Kusses geworden. Ich wusste nicht, wie es funktionierte und trotzdem beherrschte ich es. Eine weitere Welle von unbeschreiblicher Erfüllung überrollte mein Bewusstsein und ohne dass ich es kontrollieren konnte, ließ mein Körper sich ohne jegliche Spannung komplett in Louis' Arme fallen. Unsere Lippen trennten sich voneinander und ich spürte, wie die Kontrolle über meinen Körper wieder in mich zurückfloss. Nach ein paar Sekunden öffnete ich meine Augen und sah direkt in Louis' Augen, die in der Dunkelheit keine Farbe, nur endlose Tiefe zu haben schienen. Ich versuchte, wieder mehr meines Gewichtes auf meine eigenen Füße zu verlagern, aber Louis' Halt gab auch dann nicht nach.
Während sich Wörter und Sätze noch wirr in meinem Kopf zu etwas Sinnvollem zusammenzuordnen versuchten, entwich mir ein leises, überwältigtes und unglaublich erleichtertes Lachen. Wenn das hier kein Traum war, dann hatte Louis mich gerade geküsst.
»Jetzt bin ich bereit zu sterben.«, murmelte ich mit stolpernder Zunge und fühlte mich ein wenig wie auf Drogen – auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie sich das anfühlte.
Louis lächelte und schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Tu mir den Gefallen und stirb nicht.« Ich hatte seine Stimme noch nie so weich und warm gehört. Mein Gehirn und meine Lunge schienen einen synchronen Rückwärtssalto zu machen.
Doch Louis' warme Hände um meinen Körper schienen das Adrenalin in mir langsam zu dämpfen. Aber als könnte es mir nicht vollständig entfliehen, blieb ein mildes Kribbeln in meinem Bauch.
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One room • l.s
RomanceLouis' Eltern sind reich. Doch vermag es auch das Geld nicht, ihrem Sohn das schlechte Verhalten und die Kriminalität auszutreiben. So kommt es, dass sie beschließen, ihn auf ein Internat zu schicken. Louis hält nichts von dieser Maßnahme. Und als...