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Louis

»Okay, Louis. Ich bin dran. Ich habe zwei Geschwister.« Herausfordernd wackelte Niall mit den Augenbrauen. Ich runzelte die Stirn und versuchte mich an alles zu erinnern, was ich über Niall wusste. Es stellte sich heraus, dass ich keine Ahnung von seiner Familie hatte.

Ich musste dem Drang widerstehen, mich einfach umzudrehen, um Harrys Gesicht sehen zu können, denn das würde mir mit Sicherheit verraten, wie viele Geschwister Niall hatte. Stattdessen sah ich noch einmal zu Niall und setzte meinen Rechen kurz ab, um zu antworten.

»Stimmt.«, sagte ich entschlossen. Die Weise, wie Niall sofort siegessicher grinste, verriet alles.

»Nein, falsch. Ich habe einen älteren Bruder.«
Ich nickte und widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Laub.

»Greg hat schon vor ein paar Jahren seinen Abschluss hier gemacht.«, rief Liam mir von irgendwoher zu und ich hob den Kopf, um zu sehen, wo er gerade war.
Er war halb hinter einem riesigen Laubhaufen versteckt und harkte fleißig weiter. Es war beeindruckend, wie effizient und motiviert er die vielen Blätter aufhäufte. Liam hatte in der ganzen Zeit schon mehr geschafft, als wir anderen drei zusammen.

Eine Gänsehaut legte sich auf meinen Nacken und ich zog meinen Reißverschluss wieder komplett hoch.
»Ich kann nicht glauben, dass wir das hier machen!«

Niall lachte selbstmitleidig. »Willkommen in meiner Welt, Tomlinson. Du glaubst gar nicht, wozu mich dieser kleine Dämon«, er zeigte mit seinem Laubrechen auf Harry, »schon alles gebracht hat. Laub harken steht da noch ganz unten auf der Liste.«

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Es war wirklich so lächerlich. Vor etwa zwei Stunden hatte der Schulgärtner nach Freiwilligen für das Laubharken im Schulgarten gesucht und natürlich hatte Harry sich sofort dafür bereitgestellt. Ehrlich gesagt konnte ich nicht mal genau sagen, wie Liam, Niall und ich auch hier gelandet waren.

Jedenfalls war es wirklich kalt und ich wüsste bessere Beschäftigungen für meinen Samstagnachmittag. Abgesehen von der Kälte war es auch noch ziemlich dunkel, denn der Himmel war von grauen Wolken bedeckt.

»Du bist dran, Louis!«, rief Liam dann und ich sah, dass er gerade bei dem großen Baum harkte, unter dem Harry und ich an unserem ersten Ferientag im Regen gesessen und Steine in Pfützen geworden hatten. Unwillkürlich musste ich lächeln.

»Ich habe mal versucht, meine alte Schule anzuzünden.« Verkündete ich und setzte somit das Spiel fort. Wir machten das schon die ganze Zeit, behaupteten etwas über uns und die anderen mussten schätzen, ob es wahr oder falsch war. Aber es war für alle das Beste, wenn ich dran war, denn ich war schließlich ›der Neue‹.

Ich hätte beinahe vor Freude angefangen zu tanzen, als ein kleiner Windstoß eine ansehnliche Masse an Blättern von ganz allein auf meinen Laubhaufen wehte.

»Stimmt.«, sagte Liam, der jetzt wieder viel näher am Rest der Gruppe war. Mir fiel auf, dass wir nicht mehr viel machen mussten und das meiste herabgefallene Laub schon auf unseren ziemlich großen Haufen Platz gefunden hatte.

Niall nickte, während er nur ein paar einzelne, verlorene Blätter mit der Hand einsammelte. »Schätze ich auch. Das traue ich dir zu, Louis. Deine alte Schule anzuzünden.«

»Okay, ihr beide sagt, dass es stimmt. Harry?« Ich drehte mich fragend zu ihm um und fand mich unter seinem musternden Blick wieder. Er bewegte sich nicht, hielt seinen Rechen lose in der Hand und auch ich stoppte in meiner Bewegung, als seine grünen Augen meine blauen trafen.

Wüsste ich nicht, dass er versuchte, eine Lüge zu entlarven, wäre ich an diesem Blick vielleicht zu Grunde gegangen. Hätte ich nicht gewusst, wieso er mich so ansah...ich weiß nicht, was ich getan hätte.

One room • l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt