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Ehrlichkeit ist gut, richtig?

Ihr habt keine Ahnung, wie lange ich dafür gebraucht habe, dieses Kapitel zu schreiben. Nicht, weil es lang ist. Weil ich durchgedreht bin.

Und ihr habt keine Ahnung, was für eine Folter es war, es zur Kontrolle überzulesen... Nicht weil es lang ist. Weil ich durchgedreht bin.

(Jetzt könnt ihr sehen, dass ich euch einen Gefallen damit getan habe, dieses Kapitel für Ewigkeiten hinauszuschieben. Lest es einfach nicht. Tut es euch nicht an. Tut es mir nicht an. Bitte.)

Louis

»Hätte ich gewusst, dass du so gut kochen kannst, wären wir nicht in all die Restaurants gegangen.« Mit einem Anflug von Trägheit lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück.

Harry lachte. Sein Gesicht strahlte, als wäre die Sonne in seinem Lächeln untergegangen. »Ich habe Kochen in der Küche gelernt, deren Essen du so sehr liebst. Natürlich magst du es.«

Mit meinem Zeigefinger fuhr ich die Wölbung des weißen Geschirrs entlang und leckte ihn genüsslich ab. Die letzten Überreste der für mich undefinierbaren – aber eindeutig himmlischen – Sauce, die Harry mit seinen gefüllten Auberginen serviert hatte, zerlief auf meiner Zunge. Ich hatte nicht gewusst, dass unförmiges, violettes Gemüse so gut schmecken konnte. »Wieso machen sie sowas nicht im Internat?«, fragte ich, die Antwort ganz genau kennend. Es machte einen Unterschied, ob man für zwei oder für hundert Menschen kochte.

»Wenn du magst, können wir im Internat zusammen kochen. Ich habe eine eigene Ecke in der Küche. Aber wir dürften nicht im Speisesaal mit den anderen essen. Das würde Eve nicht gefallen. Sie wäre dagegen, dass wir dem Rest der Schüler etwas voressen, das es für sie nicht gibt.«

Ich konnte nur schmunzeln. Es war nicht möglich, dass Harry wirklich dachte, es könnte mich stören, unser selbstgemachtes Essen ganz alleine mit ihm zu essen. Vielleicht könnten wir uns in den Sternsaal schmuggeln. Wahrscheinlich war nicht mal schmuggeln notwendig; wieso sollte Harry um Erlaubnis fragen müssen? »Irgendwann werde ich mich für deine wunderbaren Kochkünste revanchieren, Haz. Es gibt allerdings nur ein einziges Gericht, das ich auf die Reihe kriege. Alles andere birgt zu große Gefahren für mich und meine Mitmenschen.«

Harry fuhr kreisend den Rand seines Weinglases entlang, in dem allerdings nur Limettenwasser sprudelte. Ich hatte keinen Wein servieren wollen. Nicht heute Abend. »Das ist albern, Louis. Jeder kann kochen.«

Grinsend stieß ich Harrys Bein unter dem Tisch mit meiner Fußspitze an. »Wie viel bezahlt Disney dir, um das zu sagen?«

»Keinen Penny.«, versicherte er zwinkernd.

»Stimmt ja.«, winkte ich ab und schob langsam meinen Stuhl zurück. »Ich hab schon wieder ganz vergessen, dass der werte Selley keine Geldnot hat.«

»Styles.«, stellte er klar.

»Ja, ja, ja.« Ich stapelte unsere Teller auf meinen Unterarm. War das eine gute Idee? Höchstwahrscheinlich nicht. »Also. Kein Geld von Disney. Dann also eine kleine Ratte, die sich in deinen hübschen Locken versteckt und deine Bewegungen steuert?«

»Nein.« Auch Harry belud sich mit Geschirr. Wir schienen ambitioniert zu sein, alles mit einem Mal in die Küche zu bekommen. »Ich bin allergisch auf Tierhaare.«

Überrascht hob ich die Augenbrauen. »Echt jetzt?« Sein Lachen verriet ihn zu früh. »Du wirst besser im Lügen, Harry Styles!«

Mit seinem Rücken hielt er mir die Tür in die Eingangshalle auf. »Ich werde nicht besser im Lügen! Du wirst nur leichtgläubiger. Seit du das mit der Adelsfamilie und so weiter weißt, kaufst du mir alles ab.«

One room • l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt