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Louis

Woher konntest du wissen, dass du jemanden liebst? Woran wurde das festgemacht?
Ist es die Weise, wie dein ganzer Körper bei jedem Kuss wie der Champagner prickelt, den du an dem Abend getrunken hast, an dem du ihn zum ersten Mal geküsst hast? Sind es die Dinge, die du immer lieber alleine getan hast, aber jetzt nicht mehr ohne ihn machen willst? Oder sind es die Gedanken, die niemand anderes mehr zu kennen scheinen als ihn?

Was ist Liebe?

»Woran denkst du?«, fragte Harry leise, während er noch wie schon die letzten zehn Minuten kleine Kreise auf meinen Oberkörper malte.

Manchmal war die Wahrheit nicht die beste Option.

»Den Physiktest«, log ich. Obwohl er es mir glauben würde – weil ich den Physiktest von heute Morgen ziemlich verhauen hatte – fühlte ich mich schlecht dafür, ihn anzulügen.
»Und dich«, fügte ich also ziemlich wahrheitsgemäß nach einigen Sekunden der Stille hinzu.

Er lächelte bei der zweiten Antwort und unterbrach jetzt erstmals die Kreise. Stattdessen setzte er sich halb auf dem Bett auf und nahm meine Hand in seine. Fast unspürbar küsste er die Spitzen meiner Finger. »Nur Gutes, hoffe ich«, lächelte er sanft, was mich beinahe zum Seufzen gebracht hätte. Wenn ich das nur wüsste. War es gut, worüber ich nachdachte?

»Küss mich, Harry.« Ich entzog ihm meine Hand und streckte den Arm nach seinem Hals aus. Harry hob überrascht die Augenbrauen, ließ sich dann aber darauf ein. Ich zog ihn zu mir, doch schnell war der Kuss dadurch unterbrochen, dass Harry sich zurücklehnte und mich besorgt ansah.

»Geht es dir gut, Louis?« Er runzelte seine Stirn und musterte mein Gesicht ausgiebig. Mit dem Daumen strich ich ihm die Haut seiner Stirn glatt.

»Natürlich.«, erwiderte ich, und wusste, dass es wahr war. »Ich bin unheimlich glücklich.« Wir lächelten synchron und ich hätte gerne für immer in dieses Gesicht gesehen.
Es stimmte. Ich war noch nie in meinem Leben so glücklich gewesen, wie in diesen vergangenen Wochen nach dem Neujahrsball. Es war wie Magie.
Fühlte sich so Liebe an?

»Louis?« Ich konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt. Harrys Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. »Küss mich.«, wiederholte er leicht grinsend meine Worte. Ungläubig lachte ich und zog sein Gesicht wieder zu meinem heran.

Noch bevor wir uns küssen konnten, öffnete sich die Tür und Liam steckte seinen Kopf herein. Sein Blick wurde weich, als er uns zusammengekuschelt auf meinem Bett liegen sah, dann schien er sich zu besinnen.

»Die Pause ist vorbei. Driscoll will uns alle in zwei Minuten wieder unten stehen haben.«

Auch Niall tauchte im Türrahmen auf. Er verdrehte die Augen. »Ich verstehe selbst nach so vielen Jahren noch nicht, wieso Sporttage auch im Winter draußen stattfinden.«

Harry nickte. »Vielleicht haben wir Glück und es fängt noch so sehr an zu schneien, dass die 50-Zentimeter-Grenze überschritten wird. Vorher annullieren sie nichts.«

Genervt warf Niall die Arme in die Luft. »Selbst wenn das passieren würde, wären wir zwar für eine Weile vom Sport befreit, aber dafür müssten wir jeden Tag Schnee schippen! Ich sage euch, es ist ein Teufelskreis.«

»Harry, Louis, nehmt jetzt die Finger voneinander und kommt mit runter!«, schritt Liam ein. »Wenn wir zu spät sind, müssen wir womöglich noch drei Extra-Kilometer laufen.« Er sah uns auffordernd an, noch war nichts passiert. »Na, hopp hopp!«

Harry rollte sich lachend von mir herunter und griff nach der Jacke, die er sich über das Thermoshirt und den Pullover zog. Ich stand ebenfalls auf, schlüpfte in meine kältegerechte Sportjacke und schon verließen wir vier das Zimmer.

One room • l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt