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Louis

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, skeptisch sah er mich an. Er dachte wohl darüber nach, wie erbärmlich es sein musste, keine Knochenstruktur wie er zu haben. Ich straffte unbewusst meine Schultern.
Dann hellte sich sein Ausdruck auf.

»Bist du Louis?«, fragte er, aber ich konnte die Gewissheit in seiner Stimme hören. Machte er sich über mich lustig?

»Ja.«, sagte ich knapp. Und weil die Neugier mich trieb:»Woher weißt du das?«

Ganz offensichtlich zufrieden mit sich selbst lächelte er. »Ms. Carter hat mir gesagt, sie würde einen Louis darum bitten, mir ein wenig Gesellschaft zu leisten und mir alle Fragen zu beantworten.«

Ich runzelte die Stirn. »Ms. Carter?« Noch während ich es aussprach, fiel es mir ein. »Du meinst Evelyn! Hat sie dich nicht darum gebeten, sie Evelyn zu nennen?«

Er nickte. »Doch, mehrmals – irgendetwas mit Fossilien hat sie gesagt. Aber es ist doch seltsam, nicht? Sie ist meine Direktorin, da spreche ich sie nicht beim Vornamen an.« Ich hasste die Art, wie er sprach. Als könnte er voraussetzen, dass ich ihn mochte. Weil ihn ganz sicher noch nie jemand nicht gemocht hatte. Aber bei seinen Worten erinnerte ich mich daran, wie auch ich mich darüber gewundert hatte, als ich hier neu gewesen war. Ich hatte nicht mal glauben wollen, dass Evelyn überhaupt jemand von solcher Position war. Sie war einfach so jung.

»Jedenfalls hat sie ein paar nette Dinge über dich gesagt, Louis. Ich bin froh, dass du dich jetzt mit mir abgibst.« Er lachte wie selbstverständlich. Ich hatte das Verlangen, mich zu übergeben.

Zwar war ich wirklich interessiert, was Evelyn wohl so nette Sachen über mich erzählt hatte, aber ich wollte ihn nicht fragen. Er sollte nicht denken, dass mein Interesse ihm galt. Aufmerksamkeit bekam er sicher schon genug in seinem Leben.

»Sag mal, Louis, darf ich dich was fragen?« Nein. Und wieso sagte er so oft meinen Namen? War das irgendein Trick? Er sprach das ›Louis‹ irgendwie anders aus.

Ich verzog mein Gesicht. »Ja«, presste ich hervor. Ich musste das hier einfach durchziehen, dann war ich den Schönling wieder los.

»Wieso«, begann er, und sah mich an, als könnte er in meine Seele sehen (Idiot), »wirkst du nicht gerade erfreut über diese Sache? Du erscheinst mir sehr angespannt.«

Oh wow, ehrlich?! Gut analysiert, Sherlock. War er etwa der Gott für Bretter vor dem Kopf?

»Weil du, Zaynie, mich davon abbringst, dafür zu sorgen, dass mein Freund seinen ihm zustehenden Blowjob bekommt.« Ich wartete darauf, dass er wieder lachte und es für einen Witz hielt. Aber er verzog nur entschuldigend das Gesicht.

»Oh Gott, Louis, das tut mir leid. Das nenne ich mal schlechtes Timing, nicht wahr?« Irgendwie hatte ich das Gefühl, er verstand es sogar. »Dann schlage ich vor, wir beide halten uns ran mit dieser Einführung und du kannst schnell zurück zu deinem Romeo.«

Unwillkürlich musste ich lächeln. Er verstand es wirklich. Es schien ganz so, als hätte ich zu schnell geurteilt. Nur weil er so makellos aussah, hieß das nicht, dass er auch das Arschloch war, das ich erwartete. Und er schien meine Beziehung nicht sabotieren zu wollen, also hatte ich wohl wirklich einfach überreagiert. Gerne hätte ich die Zeit um ein paar Minuten zurückgedreht. Ich war unnötig abweisend zu ihm gewesen.

»Tut mir leid, du hast Recht. Und ich schätze, dass du nicht gerne Zaynie genannt wirst..? Ich sollte dich nicht dafür bestrafen, dass Harrys und meine Pläne gecancelt wurden. Das ist schließlich nicht deine Schuld.«

One room • l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt