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Harry

Mit einem lauten Knallen wurde die Zimmertür zugeschmissen. Überrascht wandte ich den Kopf und sah Louis an, der gerade in unser Zimmer gestürmt war und mich bei meinen Hausaufgaben störte. Skeptisch erkannte ich die Wut in seinem Gesicht.

»Harry Styles! Süß. Pflückt Blumen und hängt sie sich an die Wand! Es hat mich gewundert, aber ich habe es nicht hinterfragt. Ich hätte es tun sollen!

Was hast du dir gedacht?! In deinem kleinen, erbärmlichen Hirn?!
Was denkst du dir dabei, es mir nicht zu sagen? Zu tun, als wärst du normal?!
Aber das bist du nicht!

Du bist eine scheiß Schwuchtel! Schwul bis ins letzte, scheinheilige Löckchen! Hattest du noch vor, mir das zu sagen? Ich ziehe es nämlich vor, zu wissen, was mein verfluchter Mitbewohner über meinen Körper denkt!
Schwul! Und mit so einem widerlichen Kerl soll ich mir das Zimmer teilen!«

Ich konnte ihn nur perplex ansehen. Leider war ich nicht perplex genug, um das verräterische Brennen in meinen Augen zu lähmen. Ich konnte nichts dagegen machen, dass die Tränen sich in meinen Augen ansammelten.

Homophob. Natürlich musste es so kommen. Es passte erschreckend gut zu ihm. Louis – verwöhntes Kind reicher Eltern, griesgrämig, homophob. Wieso hatte ich nur so ein Pech im Leben?
Ich hatte mir meinen Traumprinzen gewünscht. Und Louis hasste nicht nur meine Persönlichkeit, sondern war jetzt ganz offensichtlich angewidert von allem an mir.

Ich biss mir in die Wange, um die Tränen daran zu stoppen, meine Augen zu verlassen. Krampfhaft versuchte ich, nicht zu blinzeln. Und sonst konnte ich nichts anderes tun, als ihn einfach anzustarren.

Ich konnte den Blick nicht von den blauen Augen abwenden, die mir ihren Hass entgegen schrien. Hass, Verachtung, Ekel. Und Wut. Sein gesamter, angespannter Körper brannte vor Wut. Als wäre es meine Schuld, dass ich nicht auf Mädchen stand.

Seine Worte verletzten mich viel mehr, als sie sollten. Ich wollte stark sein, wollte mich nicht darum kümmern, was andere sagten. Aber es ging nicht. Vielleicht war das meine Schwäche. Wahrscheinlich war sie das.
Aber es schmerzte zu sehr. Ich versuchte mir einzureden, dass er meine Tränen nicht verdient hatte. Er war es nicht wert. Nur weil ich schwul war.

»Fang jetzt bloß nicht an zu heulen!«, sagte er verächtlich und immer noch wütend. Meine Unterlippe begann zu zittern und ich wusste, dass es zu spät war. Die Tränen rannen erbarmungslos über meine Wangen und hinterließen das Brennen auf der Haut, von dem sie meine Augen jetzt befreit hatten.

»Hör auf zu heulen, Schwuchtel!« Er spuckte mir die Worte förmlich vor die Füße. Ich wollte mich von ihm wegdrehen, aber es ging nicht. Sein Blick fesselte mich auf eine Weise, die ich nicht erklären konnte. Auf eine grausame Weise.

»Ich sagte, du sollst aufhören zu heulen! Warum tust du das überhaupt?! Du hast keinen Grund dazu! Ich müsste weinen! Ich bin es, der sich mit dir ein Zimmer teilen muss! Einem Schwulen! Hör verdammt nochmal auf mit dem beschissenen Heulen!«

Ein leises Schluchzen verließ meine Kehle und ich hatte das Gefühl, vor ihm zusammen zu schrumpfen. Er war zwar sowieso größer als ich und im Moment stand er auch, während ich saß, aber sein Hass ließ mich immer kleiner werden. Nicht physisch, sondern psychisch.

Ich fühlte mich wie ein kleines, hilfloses Kind. Mit weder Mut noch Kraft, sich gegen die Ungerechtigkeit zu wehren.

»B-bitte hör a-auf.«, schluchzte ich leise. Der Tränenschleier ließ meinen Blick verschwimmen. Aber ich hörte sein sadistisches Lachen.

»Aufhören? Aufhören?! Womit? Dir die Wahrheit zu sagen? Dass du eine Last für die Gesellschaft bist? Dass du wider die Natur bist? Ein beschissener Fehler? Ein Arschficker?
Hör auf zu heulen! Entschuldige dich! Entschuldige dich für das, was du bist!«

One room • l.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt